Also, zunächst mal ist es völlig offensichtlich, dass diese Zappa-Debatte nur auf Groucho abzielte. Ich finde, dass kann man auch ruhig zugeben, weil ich es in diesem Fall gar nicht illegitim finde - Ich kenne mich mit Zappa nicht aus, mal den Namen gehört, mehr aber auch nicht.
Wenn ich jemanden träfe, der sich augenscheinlich mit Sache A gemein macht und augenscheinlich mit Sache B, dann ist es legitim, wenn man denn einen Widerspruch feststellt, nachzufragen, wie sich dieser Widerspruch auflösen ließe.
Wenn ich regelmäßig für Pressefreiheit und unabhängigen Journalismus eintrete, aber ein Joseph Goebbles Konterfei spazieren führe, müsste ich mich auch fragen lassen, wie das zusammenpasst. Oder um keine Ausgeburten des Bösen zu bedienen, ich würde auch jemanden mit einem "Die Linke"-Shirt fragen, was er auf einer Anti-Migration-Demo macht.
Denn jeder hat ein Anrecht darauf, seinen Gegenüber einschätzen zu können. Dem Gegenüber steht es indes frei, sich auf die Nachfragen einzulassen, das tat Groucho hier, was er nicht müsste. Mir persönlich hätte es gereicht, wenn man gesagt hätte "Kann alles sein, aber ich finde die Musik halt geil".
Das ist eine völlig legitime und unzweifelhafte Antwort. Immerhin ehrlich und menschlich, ohne etwaige Verfehlungen wortreich - und manche der Worte hätte es nicht gebraucht (Unterarten jüdischer Frauen, also bitte. Da wäre selbst ich nicht drauf gekommen.) - zu entschuldigen und zu relativieren.
Denn es gibt keine Relativierung. Betroffene meldeten sich zu Wort, sie haben die Deutungshoheit darüber, wie verletztend das Gesagte war. Und das kann man einräumen, ohne dem betreffenden Künstler abschwören zu müssen. Hätte man hier tun können, und kein Fass wäre geöffnet worden.
Was nicht legitim ist, ist der tatsächliche, zu Tage getretene Doppelstandard: Es passt nämlich durchaus auf LE, und ich glaube das die entsprechenden Wortführer das durchaus auch wissen. Man lässt sich aber nicht gerne auf eigene Inkonsistenzen hinweisen - man steht nun mal nicht gerne auf der anderen Seite des Zaun.
Hier, und das meine ich ganz unwertend, sollten alle Parteien ihre eigene Argumentation nochmal überdenken. Muss man Zappa denn in Schutz nehmen? Das was er sagte scheint in vielerlei Hinsicht problematisch gewesen zu sein. Als Kind seiner Zeit ist das vielleicht verständlich, seiner Qualität als Künstler tat es vielleicht keinen Abbruch, als mündiger Konsument der Kunst kann man vielleicht differenzieren - alles in Ordnung.
Aber so zu tun, als hätte es diese nicht gegeben:
Groucho schrieb:Kann ich dir sofort beantworten: Bei Zappa sehe ich weder Rassismus noch Antisemitismus in seinen Texten
Groucho schrieb:Und es gab auch den Vorwurf des Sexismus, das ist richtig. Aber auch den Vorwurf halte ich für falsch.
Macht eben dann diese Behauptung:
Groucho schrieb:bei Eckhardt schon.
Zum Doppelstandard, weil alle objektiven, d.h. nicht das eigene Empfinden betreffende, Faktoren ziemlich gleich sind, wie im Laufe des Threads herausgestellt wurde.
Nun muss man diesen Gaul nicht weiter reiten. Ich denke, diejenigen, die mit diesem vom Zaun gebrochenen Ausflug vom Kern der Sache weg, ihren Punkt deutlich machen wollten, taten dies. Ich denke, die, denen der Zaunbruch galt, verstehen, wo ihre Fehler lagen.
Und nun können wir dieses Thema, über das das Damoklesschwert des Userbezugs in widerwärtiger Weise (das sei auch mal klar gesagt, seis auch noch so legitim) schwebt wie der Falke überm Feld, einfach mal beiseite lassen, to be honest.