CosmicQueen schrieb:Grundsätzlich handele und spreche ich so, dass ich niemanden verletze, diskriminiere oder sonst wie kränke. Aber wenn mir jemand sagt, dass die Mohrenapotheke in Buxtehude einen Leidensdruck auslöst, dann würde ich schon mal nachhaken, ja.
Aber im RL passiert sowas eher gar nicht.
Danke für die Richtigstellung. Es hatte mich wirklich schockiert so wie ich deine Äußerung verstanden hatte.
Ich kann schon nachvollziehen, dass die Bezeichnungen kritisch gesehen und entsprechend auch diskutiert werden. Nicht, weil jemanden glauben könnte, der Ort/das Geschäft hätte den Namen bekommen frei nach dem Motto "jetzt diskriminiere ich Menschen und benenne diesen Ort/Geschäft mit einer diskriminierden Bezeichnung" oder weil dort alles Rassisten leben/arbeiten. Ich sehe die Bezeichnung aus anderen Gründen kritisch:
Da fährt man gemütlich übers Land bzw bummelt durch die Stadt und ein Ortsschild/Geschäftsschild mit einem Namen, welche fast ausschließlich als diskriminierde, rassistische Bezeichnung gilt, springt einen ins Auge. Da wird nicht im ersten Moment gedacht "Ach, der Ort heißt bestimmt so weil es eine Abwandlung von Nag ist" oder "der Apothekenname nimmt Bezug auf Heilkräuter aus Mauretanien". So funktioniert das Gehirn nicht. Das Gehirn verbindet spontan das, was man normalerweise mit der Bezeichnung in Verbindung bringt, Woche Verknüpfungen es gebildet hat.. Und die meisten werden es mit Rassismus und diskriminierende Fremdbezichnung verbinden. In diesen Fall kann ich das Gegenargument/die Aufforderung, sich über die Entstehung des Ortsnamen/Geschäftsnamen zu erkundigen, allerdings noch nachvollziehen. Da ist noch kein Schaden entstanden.
Aber es gibt auch genügend Menschen, für die die Bezeichnungen nicht nur rassistisch und diskriminierend sind sondern mit diesen rasistische Diskriminierungen und schlimmeres erlebt haben. Dann wird der Ortsname ganz schnell zum Trigger und ruft diese Erlebnisse wieder ins Gedächtnis. Und Erinnerung an schlimme Situationen verletzen wieder aufs neue. Haben diese Erfahrungen eine Traumatisierung verursacht besteht sogar die Gefahr einer Retraumatisierung. Da nützt es dann auch nichts mehr, sich im Nachhinein über die Entstehung/Grundlage des Namens zu erkundigen. Da ist das Kind schon längst in den Brunnen gefallen, die Vernetzung oder gar Retraumatisierung ist längst stattgefunden. Spätestens unter diesem Gesichtspunkt ist es mE wichtig und richtig darüber nachzudenken und zu diskutieren, ob eine Umbenennung sinnvoll ist und Abwägungen (zb was bedeutet eine Umbenennung für die Bewohner, was für die Menschen, die Rassismus erlebt haben und erleben, welches ist das kleinere Übel) zu treffen.
Ein weitere Problematik wäre noch, welches Bild D nach außen sendet wenn an solchen Orts- und Geschäftsnamen festgehalten wird, besonders mit Blick auf Nationalsozialismus und Kolonialzeit. Das sollte man vielleicht auch nicht außer acht lassen in einer vernetzten und globalisierten Welt wie wir sie heute haben.