Gut, eigentlich bin ich damit endlich an einem für mich gut verständlichen Ende angekommen. Ich bin am 17.8. letzten Jahres in diesen Thread gekommen und habe seitdem knapp 500 Beiträge verfasst.
Das tat ich nicht, um die PC-Bewegung schlecht zu machen, die mir von vorneherein suspekt war. Sondern um eben diese Skepsis einer Prüfung zu unterziehen, wie auch mich selbst.
Dazu argumentierte ich teils vehement und teils sicher nicht immer fair, nicht immer sachlich. Wem ich auf die Füße getreten sein möge, der mag das bitte entschuldigen; ich denke, es wurde in den meisten Fällen genug zurückgetreten um mit dem Gefühl des Quitt-seins zu gehen.
Ich war in dieser ganzen Zeit stets aufrecht an einem Erkenntnisgewinn interessiert - und den habe ich auch gehabt.
Als ich anfing diesen Thread beizuwohnen, war ich sicher kein Rassist und kolonialistischer Herrenmensch, auch wenn der ein oder andere da anderer Meinung sein dürfte. Ich kann für mich aber sagen, eine Menge an Denkanstößen, Einsichten und Erkenntnissen gewonnen zu haben, und diese auch in mein Alltagsleben integriert. Denn auch wenn ihr, meine liebsten Gegenüber,
@Groucho und
@Tussinelda das vielleicht gar nicht so sehen wollt, bin auch ich deutlich in Wortwahl und Ansichten zurückgefahren - und das nicht nur dank wohltuender Schläge auf die Finger mit dem Lineal seitens der Moderation.
Sondern und gerade wegen Leuten wie
@Streuselchen aber auch
@Kürbisgesicht und
@shionoro - trotzdem man sich nicht immer grün war und nicht zwangsläufig am Ende der selben Meinung sein musste. Ich sehe mich auch der Identitätspolitik gegenüber nicht so kritisch eingestellt - ich bin mit genug seltsamen Randgruppen befreundet, um es oft genug nachvollziehen zu können, welche Bedürfnisse Minderheiten so haben.
Ich habe auch viel Verständnis, auch wenn das nicht immer so durchscheinen mochte - auf der Suche nach Erkenntnisgewinn nutzt es nichts, immer nur abwägend in der Mitte zu stehen, wenn man eigene und fremde Argumente wirklich bis aufs Äußerste erproben will.
Denn, und ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass es irgendwem genauso gehen müsste, habe ich meine Freude mit Gesetzen. Wenn es eine Formel, einen Spruch, ein allgemeingültiges Gesetz für etwas gibt, so wie die Frage, wer was zu wem unter welchen Umständen warum nicht sagen darf. Aber dazu später.
Ich halte nicht alles, womit sich unser Brennglas der PC-Bewegung, namentlich dieser Thread, befasst hat, für Mumpitz. Ich halte nichts von weiblichen Diensträngen oder dem Gendern von Gott, ich halte auch nichts vom Binnen-I oder Ortsumbenennungen, Blackfacing von historischen Personen oder inflationären Vorwürfen von Engstirnigkeit und Rassismus.
Was aber eben nicht bedeutet, dass ich was gegen Frauen hätte, gegen die Genderfraktion, gegen Schwarze oder Rassisten irgendwie vor Kritik schützen möchte, obgleich oft der Eindruck erweckt werden wollte. Ich halte diese Mittel nur nicht für den Weg, erstens Akzeptanz zu schaffen, wenn es nicht nachvollziehbar ist - und zwar sachlich - und zweitens die erwähnten Minderheiten wirklich zu integrieren. Das mag teils mit meiner Weltanschauung zu tun haben, aber für mich liegen die Probleme, der sich vom Moderator im Fernsehen bei fehlender Sprechpause nicht angesprochen fühlt, bei der Person selbst. Ich habe bereits den Bogen geschlagen, dass ich in Therapie bin, und dort auch nicht lerne, mein Umfeld zu ändern, sondern meinen Umgang damit.
Und damit stelle ich mich auch nicht auf irgendein Podest und lasse die armen Minderheiten zu Kreuze kriechen. Ich bin absolut dafür, dass beispielsweise Transpersonen prominente Orte der Wahrnehmbarkeit in der Gesellschaft besetzen, aber in einer Gesellschaft sollten eben alle gemeinsam daran arbeiten, zu einem friedlichen Zusammenleben beizutragen. Sich dann "nicht angesprochen" fühlen, obwohl man dem Moderator im Fernsehen nicht persönlich Bigotterie oder Rassismus unterstellen kann, ist eben Symptom, nicht die Ursache, einer krankenden Beziehung zwischen Randgruppe und Majorität.
Und dennoch bin auch ich dafür, mit gewisser Demut gewissen Randgruppen gegenüber aufzutreten, denn natürlich habe ich als weißer Mann keine Ahnung, wie sich das Leben eines schwarzen Kongolesen, oder orthodoxen Juden in Deutschland wirklich gestaltet - und kann mir darüber kein Urteil erlauben und natürlich habe ich dies im Gespräch mit diesen Gruppen auch zu kommunizieren. Das, was da hilft, ist ein bisschen Menschlichkeit und Toleranz, und zwar auf beiden Seiten.
Aber trotzdem habe ich als Teil der Gesellschaft das Recht, und ein Stück weit auch die Aufgabe, zu offenen Fragestellungen Haltung zu beziehen, den Diskurs zu erweitern und für meine Prinzipien einzustehen, wenn ich sie gut begründen kann.
Und das kann man oftmals, ganz ohne ein Rassist zu sein.
Diese Grenzen für mich persönlich und meinen Alltag auszuloten, war mein Ziel im diesem Thread und das konnte ich erreichen. Immerhin das kann sich die PC-Seite des Saals auf die Fahnen schreiben, ihr habt auf jeden Fall "Awareness" geschaffen bei mir und auch, dass ich mich selbst hinterfrage.
Aber, und das ist jetzt einfach nur ein persönliche Anstoß an meine genannten Lieblingskontrahenten - Ihr seid beide viel, viel länger in diesem Thread als ich. Und ich kann verstehen, dass manche Dinge immer wieder zu erklären, sehr ermüdend sein kann und vielleicht auch manchmal provokativ wirkt. Aber erstens ist das Ganze ein sehr komplexes Thema, dass viele Gefühlswelten vieler Menschen betrifft und zweitens ist es für die meisten in ihrem Alltag eine vollkommene Randnotiz, kamen mit Rassismus im Alltag vermutlich nie in Kontakt. Es macht keinen Sinn, wenn ihr es schon zu eurer Aufgabe macht, hier in diesem Thread für die ja teils vollkommen richtigen Belange der PC-Bewegung einzustehen, dass auch in einer wiederholten Art freundlich zu tun. Wenn eine Erklärung zu irgendwas gefordert wird, dann zitiert sie halt kurz selbst - mal als Beispiel.
Ich hätte da auch nicht immer Bock drauf, aber deswegen bin ich auch zwischendurch immer mal eine Weile weg gewesen und gehe nun vollständig. Und hin und wieder verstrickt ihr euch eben auch in Widersprüche, und dann weiter auf Konfrontation zu fahren, das tut eurer Sache nicht gut. Trotzdem auch Dank an euch, auch ihr habt viele meiner Ansichten geändert und Perspektiven eröffnet, die ich vorher nicht hatte, obgleich ich nicht immer zum selben Schluss komme - und niemals euer recht pauschales Menschenurteil über die teilen werde, die eben das nicht tun.
Ich habe keine Fragen mehr an die PC - und habe mir meine Meinung über sie vollständig gebildet. Und mit "sie", meine ich in diesem Falle die vielen Erscheinungsformen, in denen PC zutage tritt; und ich weiß, welche davon ich ernst nehmen kann, welche ich davon vertreten kann und welche ich als unnütz, Humbug, oder belanglos abtun kann.
Es gibt keine Formel, kein Gesetz, dass PC allgemeingültig erklärt - es ist eine Sache der Individuen untereinander, des Abwägens und der persönlichen Zielsetzung.
Und zu meiner eigenen Zeitersparnis, mit Blick auf meinem Sperrcounter und der Tatsache, dass ich und
@Tussinelda hier nie auf einen grünen Zweig kommen werden und wir uns beide irgendwann wieder in die Sperre wut reden - Machters gut und bleibt nett zueinander.