Seidenraupe schrieb:die konsequente Anwendung von pc führt leider genau zum Gegenteil des gewünschten Zieles.
nachfolgend mehrere Zitate eines jüdisch-Frau-Schriftstellers (sic) , die das Dilemma des deutschen pc-Gendern für mich auf den Punkt bringen :
Ich gendere nicht, ich möchte nicht gegendert werden, gerade weil ich weiß, wie Diskriminierung sich anfühlt.
dem schließe ich mich an, und hatte das auch schon geschrieben.
Ich möchte nicht, dass mich jemand gegendert anspricht. Wenn das klappt überleg ich mir das mit dem VW Tuareg nochmal :O
Im Grunde gibt es nur ein einzig wirklich gutes Argument gegen das Gendern: Es ist leider sexistisch. Ich sage leider, denn Menschen, die Gendern sind grundsympathisch. Wer gendert, tut das in der Regel, um auf sprachliche und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Gendern ist eine sexistische Praxis, deren Ziel es ist, Sexismus zu bekämpfen.
auch dem schließe ich mich uneingeschränkt an. Gendern ist sexistisch.
Nele Pollatschek begründet das -- mit einem Blick UND einer Erfahrung über den deutschen Tellerrand hinaus:
Ich habe mich mit dem deutschen Gendern noch nie wohl gefühlt, dass es sich dabei aber um ein logisches Problem des Genderns handelt, wurde mir erst klar, als ich in England promovierte und dort einen anderen Feminismus kennenlernte. Das erste Mal fiel es mir auf, als ein Professor mich fragte, ob wir in Deutschland Angela Merkel wirklich als „BundeskanzlerIN“ bezeichnen und ob denn die deutschen Feministen nichts dagegen täten.
Was der Professor meinte, war schlichtweg dies: Tun die deutschen Feministen denn nichts dagegen, dass es unterschiedliche Wortformen für Männer und Frauen gibt, dass also Männer und Frauen sprachlich unterschiedlich behandelt werden?
Der einzige Weg heraus aus dem sprachlichen Dauerfrausein ist das Ausland, für mich war es Großbritannien. Denn der britische Feminismus hat auf das Problem der weiblichen Berufsbezeichnung das Gegenextrem gewählt. Der englische Gedanke ist schlichtweg dieser: Der Weg zu Gleichheit ist Gleichheit. Wer will, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden, der muss sie gleich behandeln und das heißt, sie gleich zu benennen.
Im „Guardian“ ist das generische Maskulinum progressiv
genau dieser Sichtweise schließe ich mich an.
Warum soll es gerechter zugehen in der Welt, wenn Frauen und Männer (jetzt auch andere GEschlechter und Geschlechtsidentitäten,) getrennt benannt oder mit einer Sternchensprechpause mitgedacht werden ???
Davon wird die Welt nicht gerechter . Es dient nur dazu, den Mann als männliche Ausgabe der Spezies homo sapiens zum neuen Feind zu machen. Nicht mit mir.
Wenn alle Menschen gleich wert sind, dann werde ich nicht mitmachen, Menschen eines bestimmten Geschlechtes permanent abzuwerten und ich werde einen 25 Jahre alten blonden, blauäugigen jungen Mann nicht "alten weißen Mann" nennen in der irren Annahme , dass die MEnschheit dadurch einen entscheidenden Zugewinn an Mitmenschlichkeit und "gendergerechtigkeit" hätte.
Zu dem Zeitpunkt, als deutsche Zeitschriften, vor allem die eher links-progressiven, anfingen, anstatt von „Schauspielern“ von „Schauspielern und Schauspielerinnen“, Schauspielenden, SchauspielerInnen, Schauspieler_innen und Schauspieler*innen zu schreiben, beschloss der „Guardian“ – die englische Zeitung der feministischen Linken – nur noch das Wort „Actor“ zuzulassen und „Actress“ zu streichen.
In ihren Stilrichtlinien erklären sie bis heute, sowie es viele andere Publikationen tun, dass „actress“ genau wie authoress, comedienne, manageress, lady doctor, male nurse und ähnliche Termini aus einer Zeit kommen, in der Berufe größtenteils einem einzigen Geschlecht offenstanden (meistens dem männlichen). Und dass diese gegenderten Berufsbezeichnungen heute, wo die Berufe allen Geschlechtern offenstehen, nicht mehr verwendet werden sollten.
man stelle sich das mal vor: man ist in GB in der Lage, bei actor alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten mitzudenken.
Während manche Deutsche dafür einen Genderstern brauchen, ein Binnen i und eine Sprechpause.
Welch Wohltat zu lesen, dass der Guardian (Stand letztes Jahr 2020) genau diesen Wahnsinn nicht mitmacht.
Um es anders zu sagen: Während die Deutschen sich für das permanente Benennen von Geschlechterunterschieden entschieden haben, haben die Briten sich entschieden, das Anzeigen von Geschlechtlichkeit so weit wie möglich zu vermeiden. Dafür haben sie mit typisch britischer Pragmatik, die Form gewählt, die ihre Sprache sowieso als generisch hergibt. Diese Form ist im Englischen, genau wie im Deutschen, identisch mit der männlichen Form, im Deutschen wird sie durchaus kritisch als „generisches Maskulinum“ bezeichnet.
ich habe die Kernaussage fett markiert
und noch ein Aspekt, der das gendern an sich falsch macht:
Nicht alle Identitätskategorien sind gleichwichtig
Warum fühlt sich Schriftstellerjude oder Schwarzgast so verdammt falsch an, wenn Schriftstellerin und Gästin im öffentlichen Diskurs nicht nur in Ordnung, sondern auch noch anti-diskriminierend sein sollen
Das fragt die Autorin, das frage ich an dieser Stelle auch alle, die sich für die deutsche Variante der pc-Sprache mit Gendersternundsprechpausefürallegeschlechter einsetzen!
hier zeigt sich eben das, warum die deutsche Version von pc direkt in die Diskriminierung führt:
Der englische Professor sah im deutschen Gendern das, was wir nur erkennen können, wenn wir die Analogie mit einer anderen Identitätsbeschreibung bilden: Diskriminierung.
Wenn wir im Deutschen gendern, dann sagen wir damit: Diese Information ist so wichtig, dass sie immer mitgesagt werden muss. Und wir sagen: Nur diese Information muss immer mitgesagt werden. Es ist richtig, auf alle anderen Identitätskategorien nur dann zu verweisen, wenn sie relevant sind, nur das Geschlecht wird immer angezeigt, damit machen wir es zur wichtigsten Identitätskategorie.
Hervorhebung von mir
der Artikel ist auf jeden Fall und für jeden lesenswert!
https://www.tagesspiegel.de/kultur/deutschland-ist-besessen-von-genitalien-gendern-macht-die-diskriminierung-nur-noch-schlimmer/26140402.htmlübrigens ist unsere Muttersprache ziemlich gerecht
;)Der Genderstreit ist sehr deutsch
Man (siehe oben) muss immer wieder daran erinnern, dass das generische Maskulinum nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat. Der Mensch oder ein Gast kann jeweils eine Frau oder ein Mann (oder beides) sein, genau wie umgekehrt „die Person“. Weil ein Plural allemal weiblich klingt, meinen Artikel und Pronomina (die, sie, ihre) trotzdem auch maskuline Mehrheiten. Und: Der ganze Genderstreit hat ohnehin etwas sehr Deutsches.
https://www.tagesspiegel.de/kultur/sprache-und-geschlechter-beim-gendern-droht-eine-autoritaere-gedankenpolizei/21165094.htmlQuelle: