Political correctness, ein gescheitertes Experiment

Politische Korrektheit kann schon übertrieben sein, aber anderseits wird da oft auch von harten Kritikern übertrieben, gerade solche wie die Typen von Alt-Right und Neurechten machen daraus angebliche totalitäre Diktaturen und angebliche Deep States usw.
Und was soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter angeht, die können auch ohne staatliche Eingriffe die Leute willkürlich "zum Schweigen" bringen, das hat nichts per se mit Diktatur und Deep State zu tun.

@Infidel
Das ist zweifellos korrekt, da schenken sich mitunter beide Seiten nichts.

Bishamon schrieb:Zurückziehen der Unterstützung = Boykott

Okay okay, gehen wir es zusammen durch. Ignorieren tust du folgendes in dem Artikel :

Er geht auf die Praktik des Cancelns (von engl. to cancel = absagen) zurück, also auf das Zurückziehen der Unterstützung für eine öffentliche Person oder Organisation.

In dem Absatz wird erklärt woher der Begriff kommt.

zielt auf den Entzug medialer Aufmerksamkeit.

Das ist richtig. Wurde schließlich auch erreicht, oder?
---> Twitter post Ohne Beweise ---> 100k Follower reagieren Spammen Dev Team voll ---> Gefeuert ---> tragischer Suizid

Heute immer noch 0 Beweise.

Ich würde das als Entzug Medialer Aufmerksamkeit bezeichnen.

Damit gehen in der Regel Beschuldigungen einher, die den Ruf der betroffenen Person schädigen können.

Auch passiert. Sogar ohne Beweise. Nur emotionsgeladene Twitterposts.

Entsprechende Vorfälle haben vereinzelt zu Entlassungen...

Ist auch passiert. Hat exakt 1 Tag gedauert. :)

Er steht in der Tradition der Auseinandersetzungen um Political Correctness.

Stimmt auch. Emotionen über Fakten, das klassische. Meistens zumindestens.
Siehste, passt auch zum Threadthema.

capspauldin schrieb:Wann wird eigentlich die Wasabi gecancelt, so ein shoutout an Deso Dogg muss zumindest ihre berufliche "Karriere" kosten.

Frauen genießen oftmals in Internet einen Doppelstandard, ganz besonders auf Twitch. Siehe Twitch Alinity (Gibt Katze Vodka, Schmeißt Katze durch Wohnung) oder ganz Aktuell diese Streamerin Missbehavin die Wortwörtlich ihren Genitalbereich gespreizt hat und nur einen 3 Tage ban bekommen hat. War gute Werbung für OnlyFans, muss ich zugeben. Sehr schlau. Credit where credit is due.

Man möchte ja nicht Sexistisch handeln und kein Bigot sein, und ganz PC. Deswegen Samthandschuhe nicht vergessen. #SexWorkIsRealWork

Infidel schrieb:Und was soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter angeht, die können auch ohne staatliche Eingriffe die Leute willkürlich "zum Schweigen" bringen

Private soziale Netzwerke KÖNNEN unliebsame Beiträge löschen. Das ist okay.
Wenn sie staatlicherseits dazu gezwungen werden, hat das schon eine andere Qualität.

Hanes schrieb:Wenn sie staatlicherseits dazu gezwungen werden, hat das schon eine andere Qualität.

Was ich je nach dem aber vollkommen verstehen kann. Auch Internet ist kein rechtsfreier Raum und es gibt nun mal Dinge die bei uns strafrechtlich relevant sind die bei den Amis nicht so sind und Facebook zb. trotzdem durchgreifen muss auf Druck des Staates.

Infidel schrieb:Auch Internet ist kein rechtsfreier Raum

Ist jetzt hier nicht gegen dich gerichtet, aber ich finde diese Phrase immer so originell, da sie nicht selten gebraucht wird, um genau das zu rechtfertigen: Nämlich das Internet rechtfrei zu machen. Also zu einem Raum, in dem man keine Rechte mehr hat.

Tripane schrieb:Nämlich das Internet rechtfrei zu machen. Also zu einem Raum, in dem man keine Rechte mehr hat.

Magst du da etwas konkreter werden? ^^ Mir fällt es gerade schwer darauf zu antworten ohne ein Beispiel.

Infidel schrieb:Magst du da etwas konkreter werden? ^^ Mir fällt es gerade schwer darauf zu antworten ohne ein Beispiel.

Du mußt ja nicht darauf antworten, da es, wie ich schon sagte, keine Spitze gegen dich war. Ansonsten gibt es da nicht viel zu sagen.
Ich finde es nur bemerkenswert, immer mehr Zensur, Verbote und Regelungen im Internet durchsetzen zu wollen, und das stereotyp als "mehr Rechte" verkaufen zu wollen. Aber vielleicht ist das der deutsche Beitrag zum Internet. Rein technisch in Sachen "Digitalisierung", Breitbandausbau usw. sind wir ja nicht ganz vorne dabei.
Es geht mir an dieser Stelle also mehr um das Paradoxon im Wort "rechtsfrei" als um sonstwas.

@Tripane
Für mich kommt es eh sowieso auf einzelne Sachen an. Ich bin aber generell zu Law and Order Politik geneigt und wenn es um gewisse Sachen geht stehe ich für eine harte Politik die auch Meinungs- und Redefreiheit betrifft. Ich kann aber durchaus auch verstehen wenn jemand sagt: "Moment mal, ist das nicht riskant so vorzugehen? Wo zieht man den Schlussstrich?".

@Tripane
Naja auch im Internet sollte man nicht alles schreiben dürfen, siehe Beleidigungen, Mobbing usw.

Darf man auch nicht. Im Internet gelten die gleichen Gesetze wie offline. Die Durchsetzung mag mitunter schwieriger sein, aber sollte meiner Meinung nach trotzdem nicht Privatunternehmen ohne ordentliches Verfahren anvertraut werden.

@zigushen
Zustimmung, Privatunternehmen sollten das nicht entscheiden

zigushen schrieb:Im Internet gelten die gleichen Gesetze wie offline.

Genau so ist es.
Nirgends steht geschrieben, dass man Menschen im Internet beleidigen oder bedrohen darf.
Die Sondergesetze fürs Internet dienen lediglich dazu, Regierungskritiker, ähnlich wie schon erfolgreich in den ÖR-Medien, zum Schweigen zu bringen.

@Hanes

Ist das deine Meinung oder eine Tatsache?

Hanes schrieb:Die Sondergesetze fürs Internet dienen lediglich dazu, Regierungskritiker, ähnlich wie schon erfolgreich in den ÖR-Medien, zum Schweigen zu bringen.

Um welches geplante Gesetz soll es sich dabei handeln und warum betrifft das nur Regierungskritiker?

Groucho schrieb:Um welches geplante Gesetz soll es sich dabei handeln

Schon mal vom Netzwerkdurchsetzungsgesetz gehört?
Nicht derjenige wird bestraft, der andere beleidigt, sondern Plattformen, die nicht zensieren.
Die Umdeutung von abweichender Meinung zu Hass, gibt Zensoren freie Hand.

Groucho schrieb:warum betrifft das nur Regierungskritiker?

Die Frage ist gut. So blöd ihre eigene Klientel zu unterdrücken, ist selbst der Merkel-Clan nicht.

Hanes schrieb:So blöd ihre eigene Klientel zu unterdrücken, ist selbst der Merkel-Clan nicht.

Das ist leider keine Antwort auf meine Frage:

Groucho schrieb:warum betrifft das nur Regierungskritiker?

Apache205 schrieb:Ist halt total falsch. Da wurd ne Existenz gelöscht, nur weil man soviele Follower auf Twitter in seiner gemütlichen Bubble hat.

Bishamon schrieb:Cancel culture (or call-out culture) is a modern form of ostracism

Bishamon schrieb:a form of boycott

also eine Form von Selbstjustiz.

mir fehlt noch das klare Bekenntnis , dass cc erstens nichts mit einem eigenen kulturellen Beitrag zu tun hat und zweitens vor allem die Rufschädigend von Menschen betreibt , oft nahe an Verleumdung.

Wenn jemand was gegen Künstler und ihr Programm hat oder einen konkreten Straftatsverdacht, soll er das anzeigen und die strafrechtl Entscheiung abwarten.

So funktioniert REchtsstaat.
Das unterscheidet den Rechtsstaat von Willkürherrschaft und Diktatur in autoritären oder totalitären Regimen.

Seidenraupe schrieb:So funktioniert REchtsstaat.

Unsinn.

Wen einer meiner Gäste in meinem Wohnzimmer Mist erzählt, der mir nicht passt, darf ich den vor die Tür setzen. Genau so dürfen Arbeitgeber unter bestimmten Umständen Verträge aufkündigen.

Was RTL nun endlich komplett umgesetzt hat, oder wie die taz titelt "Endlich Cancel Culture"

RTL hat den Verschwörungsideologen aus seiner Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ rausgeschnitten. Alle finden’s prima.[...]Selbst die Bild-Zeitung freut sich über die Entscheidung des Senders.

Quelle: https://taz.de/RTL-schneidet-Wendler-raus/!5738673/

Seidenraupe schrieb:also eine Form von Selbstjustiz.

Wenn man Boykotte als Selbstjustiz betitelt......dann üben viele viele Menschen Selbstjustiz.

Ist aber auch wirklich schlimm, wenn man ein Label nicht mehr kauft, von denen man weiß, dass sie ganz üble Produktionsbedingungen haben, oder extrem umweltschädlich produzieren.

Pfui aber auch, wie kann man sowas boykottieren.
Oder Vergewaltiger oder Rassisten, wie kann man die nur ausgrenzen wollen?
Pfui, pfui, pfui...

Groucho schrieb:Pfui aber auch, wie kann man sowas boykottieren.

Ist eine Frage der politisch/gesellschaftlichen Kultur. Da sind wir die letzten 40 Jahre ganz allmächlich restriktiver geworden. Sowohl was die Gesetze als auch die gesellschaftliche Kultur betrifft.