@klompje1 Es geht dabei gar nicht um Privatpersonen. Was du machst ist die eine Sache, was das Ziel einer Gesellschaft sein sollte eine andere.
Meinungen sind Meinungen und Empfindungen sind Empfindungen. Ich könnte versuchen, dich davon zu überzeugen, deine Haltung zu ändern, aber oft geht das gar nicht durch ein Gespräch. Das ist genau das Problem.
Das Ziel muss sein, einen Weg zu finden, wie man einen Stadtteil gestalten kann bzw. die Bevölkerung darin zusammenbringen kann.
Ich z.b. bin für mein Studium in eine Straße gezogen, in der zu 80% Türken wohnen und nur zu 5% Deutsche, in einem Stadtteil mit mehr als 50% Migrationshintergrund.
Da bin ich auch ehrlich, das war mir am Anfang nicht ganz geheuer. Nicht, weil ich ein glühender Rassist bin, den es ärgert, dass in Deutschland Türken wohnen. Aber Dinge laufen da schon anders ab, als in meinem gemütlichen Wohnviertel vorher in Aachen wo alle um einen herum mittelständische Maschinenbaustudenten sind.
Damit meine ich nicht Kriminalität. Damit meine ich, dass es nachts auf der Straße laut ist, dass man überall von Qualm und Shishabars umgeben ist, du hörst häufig kein Deutsch auf der Straße und siehst an jeder Ecke grimmig guckende Typen mit Lederjacken die vor irgendwelchen Shishabars rauchen. Fand ich am Anfang etwas einschüchternd, fällt mir heute nicht mehr auf.
Hat alles vor und nachteile. Immerhin haben läden auf, wenn ich nachts nach hause komme. Ich hab auch kein problem, mich dann noch in eben einer solchen Shishabar hinzusetzen (ok, kommt darauf an welche das ist :p), dass es nachts laut ist hör ich gar nicht mehr und dass Leute da wenig deutsch sprechen? Was soll's, die können es alle und ich muss deren Gespräche nicht verstehen.
Das klappt aber nur, weil man sich in dem Viertel Mühe gibt. Es gibt da gemeinsame Stadtteilfeste, Menschen sind in gemeinsamen Vereinen organisiert und kennen sich, das Viertel ist nicht verwahrlost (also es gibt da polizei und ordnungsamt und auch einen gemeinsamen konsens zwischen migranten und ethnisch deutschen, im großen und ganzen, was ein fall für die polizei ist und was eher doch mit 'an der tür klopfen und höflich fragen' geklärt werden kann) und die Kinder wachsen auch gemeinsam auf und gehen auf gemeinsame Schulen (nicht dieses Ding mit Deutsche schicken die Kinder auf Privatschulen und die Migranten müssen auf die Problemschulen).
Aber DANN klappt das auch, dann ist es eine GEwöhnungsfrage, so wie es auch eine Gewöhnungsfrage ist, sich in einer deutschen KLeinstadt einzuleben (könnt ich nicht).
Und genau da müssen wir auch bei political correctness ansetzen: Wenn man sich gegenseitig kennt und sich als teil voneinander begreift, dann versteht man auch die grenzen des anderen.
Ich verstehe, warum es einem Schwulen vermutlich weh tun wird, wenn man irgendwelche klischees über homosexuelle auspackt und dumme witze macht. Oder ich sehe es zumindest schnell ein, wenn mich jemand darauf hinweist. Weil ich darauf sowohl durch kontakt als auch durch medienkonsum sensibilisiert bin. Sicher nicht, weil mir mal ein homosexueller durch geschrei, drohung oder abmahnung die Leviten gelesen hat.