@Tussinelda So, lass uns da mal schauen:
So, versuchen wir es mal ganz langsam.
Politische Korrektheit bezieht sich auf Sprache, denn wie wir wissen, Sprache ist machtvoll, sie zeigt, wie wir über etwas Denken, zeigt die Weltsicht des Sprechenden und vor allem kann Sprache zur Meinungsbildung genutzt werden, die schlussendlich dann auch das Handeln beeinflussen kann, denn eine bestimmte Denke führt auch dazu, auf eine bestimmte Art zu handeln.
Es geht also darum, sensibler, höflicher, freundlicher, rücksichtsvoller zu sein. Minderheiten sich selbstbestimmt dazu äussern zu lassen, wie sie benannt werden wollen, und dies dann auch zu tun zum Beispiel. Es geht also um mehr Gleichberechtigung, mehr Selbstbestimmung, mehr Mitsprache von Minderheiten, Rücksichtnahme und Respekt.
Wie man das jetzt plötzlich ummünzt darauf, dass gegen Kriminelle nicht ermittelt wird, ist mir ein Rätsel und macht auch keinen Sinn.
Ich kann mir vorstellen, dass man - theoretisch - Angst davor haben könnte, dass einem Rassismus oder Diskriminierung vorgeworfen wird. OK. Das will man nicht, also handelt man nicht rassistisch oder diskriminierend, ganz einfach. Gar nicht zu handeln ist absurd und hat - wie gesagt - mit pc null zu tun, es hat damit zu tun, mögliche Konsequenzen, die mögliches rassistisches und /oder diskriminierendes Handeln haben könnte, zu vermeiden. Es geht nicht darum, besonders höflich, menschlich, freundlich oder sonst was zu sein, es geht darum, sich selbst und nicht die anderen zu schützen. Also nix pc, im Gegenteil.
Nun ist es aber leider so, dass pc so als Schlagwort für alles mögliche genutzt wird, eben offenbar auch, um Untätigkeit zu "entschuldigen". was aus meiner Sicht erbärmlich ist, scheint ja aber hier bei einigen zu funktionieren.
Warum ist es für dich höchstens theoretisch so, dass man bei PC angst davor hat, als rassistisch zu gelten? Das ist was zwingend so, wenn man sich PC ausdrücken will.
Wenn ich kein rassist bin und frei schnauze rede kann ich trotzdem als rassistisch betitelt werden. Das passiert andauernd, weil jeder Mensch eine andere Idee hat, was Rassismus ist, was PC ist und was man sagen darf und was nicht.
Das ist ein inhärentes Problem von PC, dass es gar keine Einigkeit darüber gibt, was man nun sagen soll und was nicht. Das wird mal so, mal so ausgelegt. Da aber schon eine kleine minderheit zum shitstorm reicht, ist es eigentlich egal was ich sage: Irgendwer findet es immer anstößig.
Deswegen treffen offizielle stellen häufig nichtaussagen. Eben sowas wie 'uns fehlen die daten', damit man gar nix sagen muss. Selbst wenn genügend indikatoren da sind, um etwas zu sagen, was man aber nicht sagen will, weil man angst hat, dass es irgendwer anstößig finden könnte.
Die meisten Leute in D sind sich einig, dass man sowas wie Neger nicht sagt. Das ist unproblematisch, da besteht eine Einigkeit.
Weniger einig sind sich dann schon Gruppen darüber, wie man sich jetzt selbst bezeichnen soll. Da sagt man immer so leicht daher, man solle die 'eigenbezeichnung' nehmen, auch wenn es häufig eben gar keine Einigkeit darüber gibt. Bestens Beispiel dafür ist 'Sinti und Roma' oder die etwas absurderen auswüchse von neu eingeführten Genderpronomen für verschiedene Arten und binaries.
Da wird es dann unsinnig und die Leute machen nicht mit und reden einfach, wie sie reden, aber mit der Nervosität dabei (wenn sie offizielle stellen besetzen), dass jedes falsche wort ihnen als gott weiß was ausgelegt werden kann.
Nun springt das aber auch noch weiter über, nicht nur auf die sprache, sondern auch auf aussagen.
Wer auf dem Trip ist, dass man die Sprache rein halten muss, der macht das häufig auch bei den Aussagen an sich.
Es ist für viele Leute ein Problem, weil nicht politisch korrekt. Hier ein Beispiel:
Beitrag von Tussinelda (Seite 300)Was mich stört, ist die zunehmende politische Korrektheit, die ich erlebe. Einmal meldete sich eine Frau, die einen sexuellen Übergriff auf der Treppe zur U-Bahnstation anzeigte. Als ich sie fragte, welche Hautfarbe der Verdächtige habe, sagte sie nur: So etwas dürfe ich nicht fragen, das spiele keine Rolle. Da war ich baff.
Vor einer Moschee habe ich einmal eine Schlägerei aufgenommen. Es war eine Gruppe von Menschen mit ägyptischem Migrationshintergrund. Die fünf Täter allerdings hatten einen deutschen Pass, das Opfer einen ägyptischen. Da bekam ich in der Dienststelle den Hinweis, ich müsse den Vorfall dem Staatsschutz melden. Es könne ein rassistisches Motiv geben, weil die Täter ja Deutsche gewesen seien.
Sowas verändert Polizeiarbeit, wenn sich zunehmend menschen glauben, selbst zensieren zu müssen oder man alles auf die goldwaage legen muss.
Tussinelda schrieb:zudem pc kein Zwang ist. Auch wenn Du es offenbar so darstellt. Man kann (und macht es auch) sich vollommen pic ausdrücken.
Jo, wenn man geshitstormed werden will.