Political correctness, ein gescheitertes Experiment

DalaiLotta schrieb:Denn für einen guten Service was extra springen zu lassen ist Wertschätzung, keine Unterdrückung.

Dann würde aber auch ein ernstgemeintes Lob reichen.
Tatsächlich habe ich schon immer beim Trinkgeld geben ein komisches Gefühl der Überhöhung. Ich gebe es gerne - ich weiß das es für viele ne feste Einkommensquelle sein muss - , Rechnung auf Karte und Trinkgeld cash, immer 10%, ab 100EUR weniger und das ist auch mein Zeichen der Wertschätzung aber trotzdem habe ich immer ein Gefühl der Überhöhung. Ich mag zum Beispiel teure Restaurants garnicht, weil man dort oftmals als Gast behandelt wird wie zu Hofe, das ist mir sehr peinlich. Mir fehlt da komplett die Augenhöhe. Auch beim Reisen zum Beispiel sich priority boarding zu erkaufen und an weinenden Kindern vorbeizugehen, die schon 2h warten und endlich Ruhe haben wollen, käme für mich nie infrage...

Um so mehr Beispiele für kulturelle Aneignung hier gebracht werden um so fassungsloser werde ich. Rassismus Diskriminierung als das finde ich sehr wichtig alsbekämpfensnotwendiges übel...aber diese "kulturelle Aneignung " in ihren praktischen Beispielen ist völlig Infantil grotesk sinnlos und wirklich völlig bekloppt. Ich kann überhaupt nicht begreifen wie sowas in den Alltag durchdringen kann. Das macht doch jedes menschliche Miteinander kaputt. Und es ist doch ein völliger Gegensatz zu multikulti ja gerade zu selbst rassistisch. Und überhaupt nicht umsetzbar ich habe auch bei manchen Filmen oder Lieder Unwohlsein und da schert sich keiner drum.

Erzählt mal dem LKW Fahrer Bäcker DHL Fahrer der ein Reggae Konzert sehen will an seinem freien Wochenende nach einer bärenharten Arbeitswoche warum er jetzt nicht darf...ich bin auf die Reaktion gespannt.

DalaiLotta schrieb:Wenn jemand davon abhängig ist, Trinkgeld zu bekommen, da er keinen festen Lohn erhält (bzw. von Anfang an zu wenig),
dann muss er zu allem eine freundlichere Miene machen. Hat denn hier keiner je gekellnert?

Erkennt ihr Abhängigkeit, soziale Ungerechtigkeit nicht mal, wenn sie euch in die Nase beisst?

Diese Situation gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, da ein rein trinkgeldbasiertes Entlohnungssystem schon lange nicht mehr legal ist. Auch hier wieder: beschränkt euch mit dieser Kritik auf Länder in denen das geschilderte Problem überhaupt zutrifft.

bgeoweh schrieb:Diese Situation gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, da ein rein trinkgeldbasiertes Entlohnungssystem schon lange nicht mehr legal ist. Auch hier wieder: beschränkt euch mit dieser Kritik auf Länder in denen das geschilderte Problem überhaupt zutrifft.

Das ist ein bissl hochtrabend. Die Kellnerin auf 450€ Basis die fröhlich Überstunden schrubbt und ihren nicht sonderlich umfangreichen Lebensstil nur durch Trinkgelder halten kann - das gibt es auch in Deutschland.

bgeoweh schrieb:Diese Situation gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, da ein rein trinkgeldbasiertes Entlohnungssystem schon lange nicht mehr legal ist. Auch hier wieder: beschränkt euch mit dieser Kritik auf Länder in denen das geschilderte Problem überhaupt zutrifft.

es ist aber immer noch der Fall, dass Menschen darauf angewiesen sind, weil Niedriglohnsektor und so......da wird sehr wohl Trinkgeld, vom AG sowie AN einkalkuliert......eine gerechte Entlohnung ist etwas anderes

paxito schrieb:Das ist ein bissl hochtrabend. Die Kellnerin auf 450€ Basis die fröhlich Überstunden schrubbt und ihren nicht sonderlich umfangreichen Lebensstil nur durch Trinkgelder halten kann - das gibt es auch in Deutschland.

Tussinelda schrieb:es ist aber immer noch der Fall, dass Menschen darauf angewiesen sind, weil Niedriglohnsektor und so......da wird sehr wohl Trinkgeld, vom AG sowie AN einkalkuliert......eine gerechte Entlohnung ist etwas anderes

Ja klar, es gibt auch genug andere Gewerke die schlecht bezahlt sind und in denen es, abhängig von den Lebenshaltungskosten die ja z.B. in Großstädten auch nicht vollständig in der Hand des Arbeitnehmers liegen, kaum zum Leben reicht, aber das ist ja ein allgemeines Problem des sog. Niedriglohnsektors, ob jetzt mit oder ohne Trinkgeld, und nicht per se auf irgendwelche rassistischen Unterdrückungsinstrumente aus den Südstaaten zurückzuführen. An dieser These ist einfach von vorne bis hinten so gut wie alles falsch, zumindest auf Deutschland und Westeuropa bezogen.

Tussinelda schrieb:eine gerechte Entlohnung ist etwas anderes

Was an der Stelle „gerecht“ ist definieren Markt und Gesetze. Es gibt keinen ansich gerechten Lohn für irgendeine Tätigkeit.

paxito schrieb:Was an der Stelle „gerecht“ ist definieren Markt und Gesetze.

Das definieren Markt und Gesetze schon lange nicht mehr, schon gar nicht in der Gastro.
Fraglich, ob das jemals der Fall war.

paxito schrieb:Es gibt keinen ansich gerechten Lohn für irgendeine Tätigkeit.

Eben, ein Chirurg der Leben rettet ist auch mit 100.000 / Monat unterbezahlt.

bgeoweh schrieb:ob jetzt mit oder ohne Trinkgeld, und nicht per se auf irgendwelche rassistischen Unterdrückungsinstrumente aus den Südstaaten zurückzuführen. An dieser These ist einfach von vorne bis hinten so gut wie alles falsch, zumindest auf Deutschland und Westeuropa bezogen.

Da es für mich sowieso grundsätzlich um Ausbeutung geht, ist der Unterschied eigentlich zu vernachlässigen ;). Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht, Trinkgeld hat in Deutschland keine rassistische Geschichte.

Abahatschi schrieb:Eben, ein Chirurg der Leben rettet ist auch mit 100.000 / Monat unterbezahlt.

Leben kennt keinen Preis, du bezahlst einem Chirurg (oder irgendeinem Arzt, Sanitäter, etc.) nicht den Wert der geretteten Leben.

sidnew schrieb:Das definieren Markt und Gesetze schon lange nicht mehr, schon gar nicht in der Gastro.

Was oder wer sonst?

peterlee schrieb:Erzählt mal dem LKW Fahrer Bäcker DHL Fahrer der ein Reggae Konzert sehen will an seinem freien Wochenende nach einer bärenharten Arbeitswoche warum er jetzt nicht darf...ich bin auf die Reaktion gespannt.

Wenn Konzepte aus einer primär privilegierten Hochschulgemeinschaft auf die Lebenswirklichkeit von Arbeitern und Arbeiterinnen treffen.

paxito schrieb:Da es für mich sowieso grundsätzlich um Ausbeutung geht, ist der Unterschied eigentlich zu vernachlässigen ;). Aber grundsätzlich hast du natürlich Recht, Trinkgeld hat in Deutschland keine rassistische Geschichte.

Gegen Ausbeutung und prekäre Arbeitsverhältnisse zu sein ist ja auch gut und richtig, man tut sich aber eben genau in dieser wichtigen Sache einen Bärendienst wenn man einfach irgendwelche Narrative von Aktivisten aus einem völlig anderen Kontext ungeprüft übernimmt.

Ist ja nicht so dass Deutschland nicht seine ganz spezifischen Probleme in dem Bereich hätte die durchaus auch heute noch nachwirken, die historisch bedingte miese Bezahlung und Behandlung von Lehrlingen z.B. wäre sowas. Aber das ist anscheinend nicht spannend und international genug als Thema, oder die Betroffenen sind politisch zu uninteressant.

capspauldin schrieb:Wenn Konzepte aus einer primär privilegierten Hochschulgemeinschaft auf die Lebenswirklichkeit von Arbeitern und Arbeiterinnen treffen.

So in etwa. Wobei es auch in dem Bereich durchaus bekämpfenswerte Missstände gibt, endlose Praktika, Beschäftigungsunsicherheit durch Dauerbefristungen, unbezahlte Volontariate usw., aber auch das interessiert nur Randgruppen von Randgruppen. Im Rentenalter sind die Leute alle gleich noch doppelt und dreifach gefickt...

paxito schrieb:Was an der Stelle „gerecht“ ist definieren Markt und Gesetze.

Du hast den Konsumenten vergessen.

peterlee schrieb:Erzählt mal dem LKW Fahrer Bäcker DHL Fahrer der ein Reggae Konzert sehen will an seinem freien Wochenende nach einer bärenharten Arbeitswoche warum er jetzt nicht darf...ich bin auf die Reaktion gespannt.

warum sollte der nicht dürfen? Hier wird wieder ein Zeug konstruiert......

Tussinelda schrieb:warum sollte der nicht dürfen? Hier wird wieder ein Zeug konstruiert......

Weil halt abgesagt wegen kultureller Aneignung. Und vielleicht wird ihm dann noch suggeriert er würde das unterstützen durch seinen ticketkauf.

Tussinelda schrieb:warum sollte der nicht dürfen?

Vielleicht wird es wegen "Unwohlsein" abgesagt.
Kann ja neuerdings auch passieren.

peterlee schrieb:Weil halt abgesagt wegen kultureller Aneignung.

das hat nix damit zu tun, dass er nicht dürfte......

peterlee schrieb:Und vielleicht wird ihm dann noch suggeriert er würde das unterstützen durch seinen ticketkauf.

aha, ist Dir da irgendein Vorfall, einen LKW Fahrer, Bäcker, DHL Fahrer betreffend bekannt?

xsaibotx schrieb:Vielleicht wird es wegen "Unwohlsein" abgesagt.
Kann ja neuerdings auch passieren.

ja, s.o. hat mit "dürfen" immer noch nix zu tun

bgeoweh schrieb:Gegen Ausbeutung und prekäre Arbeitsverhältnisse zu sein ist ja auch gut und richtig, man tut sich aber eben genau in dieser wichtigen Sache einen Bärendienst wenn man einfach irgendwelche Narrative von Aktivisten aus einem völlig anderen Kontext ungeprüft übernimmt.

Sicher, aber ist das am Ende relevant? Ob jemand aus rassistischen Motiven, aus Misogynie oder schlicht wegen seines Elternhauses ausgebeutet wird, ist mir irgendwie egal. Das Problem ist immer das Gleiche. Und ändern kann man es nicht, in dem man die Lage für irgendeine einzelne Gruppe verbessert. Das ist das Reaktionäre in der Identitätspolitik.

bgeoweh schrieb:Ist ja nicht so dass Deutschland nicht seine ganz spezifischen Probleme in dem Bereich hätte die durchaus auch heute noch nachwirken, die historisch bedingte miese Bezahlung und Behandlung von Lehrlingen z.B. wäre sowas. Aber das ist anscheinend nicht spannend und international genug als Thema, oder die Betroffenen sind politisch zu uninteressant.

Die Betroffenen haben keine oder kaum akademische Fürsprecher. Der ganze PC-identäre Kosmos ist und bleibt eine elitäre Veranstaltung.

Tussinelda schrieb:Du hast den Konsumenten vergessen.

Angebot und Nachfrage sind Teil des Marktes, der Konsument damit auch. Der kann da auch am wenigsten ändern, ein Euro lässt sich eben nur einmal ausgeben.