Political correctness, ein gescheitertes Experiment
06.08.2022 um 12:25peterlee schrieb:existiert in dieser binnengesellschaft Rassismus nicht, weil es keine Wahrnehmung dieser wertenden Art gib.Der Rassismus existiert natürlich trotzdem.
Eine persönliche Wahrnehmung ist dafür nicht zwingend notwendig.
Das was du beschreibst, ist ja im Prinzip auch die Wahrnehmungswelt, in die Kinder und Jugendliche in stark rassistischen Gesellschaften ( zB Apartheit Südafrika seinerzeit) hinein sozialisiert werden. Der existierend Rassismus wird zunächst mal nicht als solcher wahrgenommen, weil er dort die Normalität darstellt. Trotzdem existiert er natürlich.
Es wäre doch auch ein komischer Move, nur noch das als real existierend anzuerkennen, was man selbst wahrnimmt.
Zum Thema unbewußter Rassismus gibt es übrigens auch viel Forschung.
Du könntest mal nach 'implizitem Rassismus' recherchieren, wenn dich das interessiert.
Hier mal was als Einstieg
Der Begriff Implicit Bias wird in letzter Zeit in der Diskussion um Chancengleichheit viel diskutiert: Unter einem Bias (Verzerrung, Befangenheit) versteht man kognitive Verzerrungen, die Wahrnehmungen, Handlungen und Verhalten beeinflussen. Gemeint sind dabei Vorannahmen, Einstellungen und Stereotype, welche mitunter implizit und nicht notwendigerweise bewusst vorliegen (d. h. Implicit Bias). Menschen haben etwa vielfach Vorurteile gegenüber Personen mit anderer Hautfarbe und sind sich dessen nicht notwendigerweise bewusst (Implicit Racial Bias). Ein Implicit Bias liegt vor, wenn Wahrnehmung durch Kategoriendenken beeinflusst wird, also eine bestimmte Wahrnehmung und Reaktion für eine Gruppe (z. B. hellhäutige Menschen), wahrscheinlicher ist als für eine andere Gruppe (z. B. dunkelhäutige Menschen). Der Implicit Bias wird automatisch aktiviert und ist vermutlich einer der Hauptgründe für die Aufrechterhaltung von Diskriminierung (z. B. Devine, 1989; Fiske, 1998). Er kann das Sozialverhalten auf vielfältige Art und Weise – von der Eindrucksbildung bis zum konkreten Verhalten – beeinflussen. Beispielswiese konnte gezeigt werden, dass der Implicit Racial Bias mit (fehlender) Freundlichkeit in interkulturellen Interkationen in Zusammenhang steht (Dovidio et al., 2002). Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass intensiv geforscht wird, wie man die impliziten Assoziationen, die sich hinter den Biases verbergen, verändern kann.Quelle:
Das bekannteste und gleichzeitig valideste Messinstrument zur Erfassung impliziter Assoziationen ist der IAT (z. B. Rudolph et al., 2008). In dieser computergestützten Zuordnungsaufgabe werden Probanden aufgefordert Stimuli zu Kategorien zuzuordnen. Beim Race-IAT erfolgt die Kategorisierung auf Basis von Hautfarbe und Valenz. Das Ergebnis des IATs (der traditionelle IAT Effekt; vgl. Röhner & Ewers, 2016; Röhner & Thoss, 2019) ist eine Form allgemeiner Performanz und beinhaltet sowohl Prozesse, die auf den Bias zurückzuführen sind als auch solche, die durch andere Prozesse (z. B. die individuelle Präferenz für genaue oder schnelle Zuordnungen) zu Stande kommen.
(...)
Die Veränderungen von Implicit Biases (z. B. von Stereotypen) ist ein komplexes Unterfangen, was nicht nur zu Veränderungen im Implicit Bias selbst führt, sondern auch weitere mentale Prozesse verändert. Trotz des Umfangs der Veränderungen sind diese nicht von Dauer, was die Hartnäckigkeit des Implicit Biases unterstreicht und auf die Notwendigkeit von intensiveren, anderen und/oder wiederholten Interventionen verweist.
Referenz:
Röhner, J., & Lai, C. K. (2021). A diffusion model approach for understanding the impact of 17 interventions on the race Implicit Association Test. Personality and Social Psychology Bulletin, 47, 1374-1389.
doi.org/10.1177/0146167220974489
https://www.uni-bamberg.de/perspsych/news/artikel/implicit-bias-wie-funktionieren-interventionen-zur-reduktion-von-implizitem-rassismus/
Es gibt wahrscheinlich bessere Quellen für den Einstieg ins Thema.
Hab grad aber nicht soviel Zeit länger zu suchen.
Es ist aber, glaube ich, verständlich, worum es geht.