@kleinundgrün kleinundgrün schrieb:Und es ist auch bekannt, dass Leute gut auf Gemeinschaftseigentum acht geben ...
Warum sollten die Leute Gemeinschaftseigentum wie die Vandalen behandeln? Zumal es dort weniger Grund für Aggressionen gibt als in der heutigen Gesellschaftsphase.
kleinundgrün schrieb:Was ist denn "genügend"?
Von Mensch zu Mensch verschieden. Wenn man weiß, dass es an Klamotten keine Engpässe gibt, wird masn den persönlichen Bestand relativ klein halten, denn die Wohnungenwerden auch nicht größer und wer will schon sein Heim in eine Kleiderkammer verwandeln?
kleinundgrün schrieb:Aber manche reisen gerne und manche nicht. Es ist doch völlig ungerecht, wenn jeder das Recht auf eine Reise hat.
Nö, ist es nicht. Ist ja keine Pflicht, sondern nur ein Recht. Und wer nicht verreisen will, könnte sein Recht an einen anderen, der lieber häufiger verreist, abtreten, so dass der zweimal verreisen kann.
kleinundgrün schrieb:Ist das so? Menschen sind doch eher auf ihren Vorteil bedacht (und den Vorteil nahe stehender Menschen) als auf den Vorteil der Gesellschaft allgemein oder auf den Vorteil fremder Menschen.
Vorteil auf Kosten anderer ist das Prinzip, auf dem der Kapitalismus fußt. Wir sprechen von einer postkapitalistischen Gesellschaft und Egoismus, der den Menschen eigen ist, kann mehr als einen selbst und seine Nächsten umfassen. Etwa wenn man erkennt, dass das die einzige Möglichkeit ist, dass sich die Spezies länger als nur ein paar Augenblicke (Jahrhunderte) noch erhalten kann, wenn man so destruktiv wie bis jetzt weiter macht. Die Sozialisation wird also andere Schwerpunkte setzen als die heutige. Ob das letztendes durchsetzbar ist oder zum Scheitern verurteilt, davon hängt eben die Zukunft unserer Zivilisation ab. Entweder es klappt oder die Zivilisation geht unter. Wenn wir den Kapitalismus wie er ist beibehalten wollen, ist allerdings frühest möglicher Untergang programmiert.
kleinundgrün schrieb:Nein. Nur ist die Theorie in den Fällen falsch.
Das musst du in jedem einzelnen Fall zeigen. Einfache Behauptungen sind Müll.
Privateigentum / Gemeinschaftseigentum
Das war zugegeben einlogischer Fehler von mir. Privateigentum ist ok, solange es die persönlichen Gebrauchsgüter zum täglichen Leben betrifft, also Essen, Klamotten, Bike, Körperpflege, PC, Hausrat etc. Langlebige und wertvollere Gegenstände sind Gemeinschaftseigentum (Immobilien, Autos, Straßenbahn, Zugverkehr, Flugzeuge, Unternehmen, Banken, Versicherungen, Kliniken, Schulen etc.).
Warum sollte jeder mehr nehmen, als er braucht?
Warum nicht? Warum nehmen Menschen mehr, als sie "brauchen"? Weil sie gierig sind? weil sie schlecht abschätzen, was sie brauchen?
Schau Dir doch mal Büffets und das Verhalten dort an.
Naja, wegen der Gier am Buffet gehen unsere Rohstoffe ja auch nicht gerade zu Ende, sondern aus anderen Gründen, die etwea schwerer wiegen und umfassender sind. Wir wollen auch nicht kleinlich sein, und ich fürchte, es wird mit so einer Haltung auch den postkapitalistischen deutschen Spießer geben, der den Nachbarn fast erschlägt, wenn er den Müll teilweise in die grüne statt in die gelbe Tonne schmeißt. Spießer gibts überall. Aber allgemein dürfte eine mehr auf das Gesamtwohl ausgerichtete Sozialisation auch die persönlichen Einstellungen verändern gegenüber einer kapitalistischen Sozialisation, in der man lernt, jeden anderen als Rvalen im Run auf knappe Güter zu betrachten und sich gegen ihn mit fairen, teilweise auch verschlagenen und physischen Mitteln durchzusetzen. Übrigens ist Gier, anders als Egoismus, kein natürlicher "Trieb", sondern ein kapitalistischer. Es ist nichts anderes als die pervers überdrehte Form von Bedürfnis und Begehr.
kleinundgrün schrieb:Und das fällt alles vom Himmel?
Genauso wenig wie im Kapitalismus. Wo ist dein Problem?
Aber das ist auch alles gar nicht nötig, das erledigt das System "von selbst".
Ein System erledigt gar nichts von selbst. Ein System ist eine Abfolge von Aktion und Reaktion.
Nein, das ist Kommunikation. System ist umfassender, arbeitet u.a. mit Kommunikation. Was System (soziologisch) ist, habe ich in meinem ersten Post in diesem Thread kurz anzudeuten versucht. Empfehlenswerte Einführung zum Thema: Niklas Luhmann: Soziale Systeme
Bezahlung regelt aber den Markt ebenfalls. Es kann nicht "das gleiche" sein.
Bezahlung ist ein Verrechnungsmodus in einem kapitalistischen System. Das zugrunde liegende Prinzip ist nicht Bezahlung, sondern Angebot und Nachfrage.
kleinundgrün schrieb:Aber das behauptest Du nur. Die Bezahlung für etwas verringert Verschwendung. Je weniger etwas kostet, desto eher verschwende ich es. Plastiktüten sind ein Beispiel. Kosten sie nichts, erden sie viel eher mitgenommen, als wenn sie etwas kosten.
Wenn du nicht kapitalistisch, sondern im Blick aufs Gemeinwohl sozialisiert wirst, weißt du z.B., dass Plastiktüten aus nicht erneuerbaren Ressourcen (Erdöl) bestehen und verbrauchst, wenn sie nix kosten, auch nicht mehr davon, als wenn sie was kosten. Wenn ich einkaufe und die Kassiererin mir eine Plastiktüte zuschiebt, packe ich das darin ein; sie schiebt mir aber nicht 10 Plastiktüten zu. Meistens habe ich aber eine Tasche dabei und brauche daher überhaupt keine Tüten, verzichte also drauf, auch wenn sie umsonst ist, und das auch noch im Kapitalismus!
kleinundgrün schrieb:Du wirst nicht müde, Dir eine Utopie aufzubauen, die an den realen Gegebenheiten vollkommen vorbei geht.
Ich mache mir nur Gedanken darüber, ob unsere Zivilisation nach Ende des Kapitalismus in einer anderen Gesellschaftsform als in einer totalitären existieren könnte, bspw. in einer demokratischen. Wie ist Demokratie mit Postkapitalismus vereinbar, wie müssen die Gemeinschaften und die Individuen sein, um in einer postkapitalistischen Zeit Zivilisation erhalten zu können und Demokratie ebenfalls? Was muss sich an den Einstellungen verändern? Denn wenn du dort mit den gleichen Einstellungen reingehst wie hier, besonders bezogen auf die menschliche "Natur", erntest du eben Totalitarismus statt Demokratie nach Ende des Kapitalismus, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, weil du ohne Kapital(ismus) mit dieser Einstellung blind und hilflos bist, da du nichts anderes kennst und alles andere für eine Utopie hältst. Schließlich heißt das Thema hier "ideale" Gesellschaftsordnung.
kleinundgrün schrieb:So etwas kann man machen, Du kannst Dir die Umstände so zurecht biegen, dass ein solches System folgerichtig ist.
Nein, ich habe die Umstände genannt: Eine Welt nach Zusammenbruch des kapitalistischen Systems. Wie muss sie geformt werden, damit Zivilisation fortbestehen und Totalitarismus vermieden werden kann? es gibt dann nicht viele Alternativen, euigentlich nur eine Lösung. Jede andere bedeutetet automatisch Totalitarismus, weil nach dem "Systemcrash" natürlich als erstes der Ausnahmezustand ausgerufen wird.
kleinundgrün schrieb:Aber es ist nicht umsetzbar.
Es muss umsetzbar sein, oder wir gehen unter. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.
kleinundgrün schrieb:Weil es grundlegenden Systematiken widerspricht.
Du müsstest dann zeigen, dass es grundlegende und keine rein kapitalistischen Systematiken sind.
kleinundgrün schrieb:Ressourcen sind endlich.
Hab ich das bestritten? Ich glaube, dass in einer so skizzierten postkapitalistischen Gesellschaft im Gegenteil viel weniger Ressourcen verschwendet werden, wie oben dargestellt, allein schon durch den Wegfall von Überproduktion und Reklame, die zusammen ca. ein Drittel allen Ressourcenverbrauchs ausmachen.
kleinundgrün schrieb: Menschen nehmen sich mehr als ihnen im Verhältnis zu den verfügbaren ressourcen zustehen würde, weil ihnen das Schicksal Fremder weniger bedeutet, als das eigene Schicksal.
Damit hast du genau den Homo capitalisticus beschrieben. Die Erziehung zum Homo postcapitalisticus sieht etwas anders aus, und der Mensch dürfte sich dann hoffentlich auch etwas anders verhalten als der heutige, der uns überhaupt erst in diese Lage gebracht hat. Aber das können wir vorher nicht wissen, allenfalls, wie eine postkapitalistische Sozialisation noch im Kapitalismus auszusehen hätte. Aber das wäre schon wieder ein anderes Thema.