otternase schrieb:hätte er als US-amerikanischer Präsident dann die Wünsche der Kurden über die Wünsche der US-Amerikaner stellen sollen?
Ah, jetzt wechseln wir also vom allgemeinen Fall des Volkswillens zum konkreten Anlass des Abzugs aus Syrien. Kannst du mir glaubhafte Belege liefern, dass es sich um den mehrheitlichen Wunsch der Amerikaner handelt, die Truppen aus Syrien sofort und ohne endgültige Eliminierung des IS in der Region abzuziehen? Andernfalls argumentierst du mit Hypothesen.
Wobei ja "nur" 2000 Mann in Syrien stehen. Wäre es eigentlich nicht wichtiger, aus dem Irak abzuziehen? Wie man hört, waren die Iraker nicht gerade begeistert vom Blitzbesuch des Individuums Eins auf ihrem Territorium.
otternase schrieb:Mal anders gefragt: hätten die USA im Interesse ihrer Verbündeten in Vietnam auf ewig weitermachen sollen? War der Rückzug von Nixon und Ford aus Vietnam, wodurch die südvietnamesischen Verbündeten dem Terror der Vietkong ungeschützt ausgeliefert wurden, ein Fehler?
Wenn man deiner Logik folgt, und daran glaubt, dass die USA die Vietcong hätte auszehren können, ja. So aber gaben die USA den Krieg verloren, auch wenn sie es öffentlich nicht zugeben wollten.
Nun, in Syrien ist man tatsächlich kurz davor, den IS als militärischen Faktor endgültig zu eliminieren, und das mit sehr viel weniger Verlusten. Genau jetzt aufzugeben ist ein schwerer taktischer Fehler, vor allem, wenn das eigene Volk nicht schon auf den Barrikaden steht, anders als es seinerzeit bei Vietnam der Fall war.
Zweitens ist es ein schwerer strategischer Fehler, sich den Abzug nicht in Verhandlungen abkaufen zu lassen, unter anderem für Garantien für die kurdischen Verbündeten. Aber solche Überlegungen sind nicht Sache des Hochstaplers im Weißen Haus. Der hat nur kurzsichtig an seine Popularitätswerte gedacht.
Für Afghanistan gilt übrigens das gleiche. Verhandlungsbereite Taliban warten jetzt ab. Warum sollen sie über etwas verhandeln, was sie nun voraussichtlich völlig umsonst bekommen?
otternase schrieb:Und auch bezogen auf das Engagement im Nahen Osten gibt es in den USA heute eine Kriegsmüdigkeit. Obama wurde für das Versprechen, den Krieg im Irak zu beenden und die Soldaten heimzuholen gewählt und gefeiert, hat aber nur partiell geliefert, zudem begannen in seiner Zeit neue Konflikte in der Region mit neuem Engagement der USA.
Ich kann nur wiederholen, die USA haben den Konflikte in Syrien, Libyen und Ägypten nicht inittiert. Obama musste sich dadurch mit völlig neuen Erfordernissen auseinandersetzen, es ist unfair, ihm das vorzuwerfen. Das Eingreifen in Libyen hat dazu geführt, dass der dortige Diktator schnell beseitigt werden konnte, was einen jahrelangen Bürgerkrieg wie in Syrien verhindert hat. Willst du Gaddhafi nun eine Träne nachweinen?
Für den Kampf gegen den IS in Syrien hat man sich vor allem der Hilfe der Kurden bedient, um sich nicht selbst über die Maßen zu involvieren (wie gesagt, nur 2000 Mann). Als Dank dafür lässt man sie nun im Stich.
Und Ägypten zeigt, dass es auch nicht viel besser läuft, wenn sich die USA militärisch völlig heraushält. Nicht alles Übel der Welt liegt an amerikanischen Militäraktionen.
otternase schrieb:Obama wurde für das Versprechen, den Krieg im Irak zu beenden und die Soldaten heimzuholen gewählt und gefeiert
Ja und? Nur weil die Entscheidung damals zu Irak unter anderen Bedingungen richtig war, muss die jetzige zu Syrien nicht zwangsläufig auch richtig sein. Wie lange wird sich die USA zurückhalten können, wenn allerlei extremistische Elemente in der Region sich wieder ungehemmt ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen können, nämlich der Vernichtung Israels? Und wieviel Verantwortung dafür wir man Donald Trump anlasten?