Asylgesetzgebung: Muss sie angepasst werden?

Optimist schrieb:Dass man die Mitarbeiterzahl so schnell nicht aufstocken kann, ist normal, daraus würde ich niemanden einen Vorwurf machen (ich meine nicht dich Mech, sondern ganz allgemein, diejenigen welche das machen)

wir reden von einem Zeitraum von 2015 bis März 2017, indem diese unqualifizierten Kräfte eingestellt wurden.

innerhalb dieser fast 2 Jahre wäre eine anständige Qualifikation mehrere Hunderter Mitarbeiter möglich gewesen.

politisch war es wohl nicht gewollt, mit Konsequenz auf Fehler in der Bearbeitung von Asylanträgen zu reagieren. zumal Teile der Bevölkerung für alle Asylantragssteller ein quasi bedingungsloses Bleiberecht fordern.
weder Mehrfachidentitäten noch Missbrauch durch Mehrfachidentitäten nach dem Asylbewerberlesitungsgesetz, sondern erst der Fall des Franco A. brachte die Verantwortlichen dazu, genauer hinzusehen, wie die Asylbegehren bearbeitet wurden.


weil ein mutmaßlich rechtsradikaler Deutscher das System ausnutzte, hat man nun endlich begonnen, die Schwachstellen aufzudecken.
dass der IS und einzelne Kriminelle zB die selben Schwachstellen ausnutzten, um IS Kämpfer/terroristische Schläfer nach Deutschland zu schicken oder sich als kriegsflüchtende Syrer auszugeben - das hat die Behörden nicht auf den Plan gerufen

Fall Amri: Behören duldeten Mehrfach-Identitäten

Interessant beim Fall Amri: Behörden wussten und duldeten, dass er mit mehreren Identitäten unterwegs war. Der vorbestrafte Amri gab sich als Ägypter aus, verwendete unterschiedliche Namen und Geburtsdaten. Er hatte zwei gefälschte italienische Identitätskarten bei sich.

Der islamistische Gefährder war über Monate im Blick der deutschen Sicherheitsbehörden: Ihn konsequent wegen der falschen Papiere zu verfolgen, hatte aber offenbar keinerlei Priorität. Im Gegenteil: Ein Verfahren wegen Urkundenfälschung wurde vorläufig eingestellt.

http://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/fluechtlinge-identitaeten-100.html





obwohl er mutmaßlich einen perfiden Plan verfolgte (absolut zu verurteilen!!!) gelang es erst Franco A. , dass die Missstände bei der Antragsbearbeitung von Asylanträgen endlich aufgedeckt, öffentlich gemacht und hoffentlich!!!! beseitigt werden

lawine schrieb:gelang es erst Franco A. , dass die Missstände bei der Antragsbearbeitung von Asylanträgen endlich aufgedeckt, öffentlich gemacht und hoffentlich!!!! beseitigt werden

@lawine
Kurzzeitig, es wird doch alles unternommen das es gerade nicht breit diskutiert wird....

Eine baldige Lösung der Asylproblematik kann nur durch bestausgebildete Bamf Mitarbeiter geschaffen werden. Bestausgebildet und hoch spezialisiert. Nur für ein Land, besser noch für eine Region zuständig, immer mit einem dort landessprachlichen Dolmetscher an der Seite. So würde man auch Falschangaben der Herkunft bei abhandengekommenen Ausweisen schnell bemerken, zum Beispiel  syrisch, arabisch, spricht so mancher Tunesier oder Serbe nicht fließend.

@neugierchen
@lawine
Ihr habt beide völlig recht.
Zu den Dolmetschern: Wie könnte man sicher stellen, dass diese neutral sind, also dass sie nicht zugunsten des Flüchtlings Falsches dolmetschen (dem Landsmann einen Gefallen tun oder so)?

Optimist schrieb:Ihr habt beide völlig recht.
Zu den Dolmetschern: Wie könnte man sicher stellen, dass diese neutral sind, also dass sie nicht zugunsten des Flüchtlings Falsches dolmetschen (dem Landsmann einen Gefallen tun oder so)?

Wie meinst du das?

Anstatt zu übersetzten: "Was ist der Grund ihrer Flucht?"
Sagt dann der Dolmetscher: "Du musst jetzt sagen das du politisch verfolgt wirst weil du Homosexuell bist, sonst wirst du abgelehnt!"

?

Optimist schrieb:Zu den Dolmetschern: Wie könnte man sicher stellen, dass diese neutral sind, also dass sie nicht zugunsten des Flüchtlings Falsches dolmetschen (dem Landsmann einen Gefallen tun oder so)?

Einheimische deutsche Dolmetscher ausbilden... sollte möglich sein. Gibt genug sprachbegabte Menschen hier im Land.

Edit: Und einen Kontrolldolmetscher im Hintergrund, der das Gespräch zusätzlich bewertet.

@Bone02943
@Optimist

Nicht ganz so krass, aber durchaus im möglichen, so habe ich @Optimist verstanden.

Um eingestellt zu werden sollten sie schon durchleuchtet und vereidigt werden. Missbrauch wird man nie ausschließen aber durchaus minimieren können.

Gwyddion schrieb:Gibt genug sprachbegabte Menschen hier im Land.

Wenns die im Niedriglohnsektor gäbe, wärs ne "gute Idee".

eckhart schrieb:Wenns die im Niedriglohnsektor gäbe, wärs ne "gute Idee".

Wieso Niedriglohnsektor? Erschließt sich mir nicht...

@neugierchen
@Gwyddion
@Bone02943
ja, in diesem Sinne :)

@Gwyddion
Eckard hat wieder mal Ironie losgelassen

@Gwyddion

Als ob man teuer Geld weld für sowas "rauswerfen" würde... ;)

Optimist schrieb:Eckard hat wieder mal Ironie losgelassen

mit Ironie kann ich nicht immer etwas anfangen... :)

Bone02943 schrieb:Als ob man teuer Geld weld für sowas "rauswerfen" würde...

Muss man dann wohl. Wird genug Geld für Nonsens ausgegeben. Da sollten Dolmetscher für die Erhaltung der inneren Sicherheit wohl kaum ins Gewicht fallen.

@Gwyddion

Das sehe ich allerdings auch so.

Ist es Geld für Nonsens???? Wieviel Geld kostet ein nicht enttarnter Asylbetrüger? Wieviel kostet uns eine Klage eines zu Unrecht abgewiesenen besonders Schutzbedürftigen.

Qualität kostet Geld, qualifizierte Arbeitskräfte sind ihr Geld wert, so einfach ist das.

Neutralität erreicht man u.a., indem man keinen politischen Druck ausübt, kritische Auseinandersetzung mit den Angaben der Asylbewerber zulässt und nicht der political correctness opfert (wie im Fall Franco A.: ach, der arme Syrer ist ja Kriegsflüchtling, kein Problem dass er gar kein arabisch spricht....), Ablehnung von Asylbewerbern ohne trifftigen Asylgrund nicht als Versagen der Asylgesetzgebung wertet, keine Erwartungshaltung hinsichtlich der Ergebnisse an die Mitarbeiter stellt sondern sie ihre Arbeit korrekt machen lässt.

Einer Dolmetscherin, die bei der Anhörung von Franco A. anwesend war, sollen Unstimmigkeiten in seinen Aussagen aufgefallen sein. ...

Die Frau marokkanischer Herkunft habe allerdings nicht gewagt, ihre Zweifel zu äußern. Eine Vertreterin des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) berichtete dies dem Rechtsausschuss. Die Dolmetscherin habe angegeben, sie habe "nichts gegen einen Israeli" sagen wollen.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-und-fall-franco-a-dolmetscherin-fand-offizier-verdaechtig-a-1150477.html

die Angst der Dolmetscherin könnte möglicherweise ein Beispiel sein, dass political correctnes, dass gesellschaftliche Erwartungshaltungen eine Rolle bei den Asylentscheidungen spielen könnten.

politisch korrekte Sprechweise ist zB, dass landauf, landab nur noch von Flüchtlingen statt von Asylbewerbern gesprochen wird. refugees welcome - steht als Parole über dem staatlichen Anspruch, die Anträge der Menschen auf Asyl prüfen zu müssen und bei fehlenden Asylgründen negativ zu bescheiden (inklusive der Folgen: Abschiebung) dies wirkt sich möglicherweise auch auf die Arbeit des BAmf aus .

wer ohne Ansehen der Person, ohne die Gründe der Ankunft hier zu kennen, pauschal und generell von Flüchtlingen statt von Asylbewerbern spricht, baut damit möglicherweise ein gesellschaftliches Klischee, eine Erwartungshaltung und einen gewissen Druck auf Mitarbeiter auf: Flüchtlinge müssen beschützt werden. ((klar müssen sie das, aber nicht alle sind Flüchtlinge))


es wäre schon mal ein Fortschritt, wenn man wieder zu sprachlicher Genauigkeit zurückfände und von Asylbewerbern statt generell Flüchtlingen spräche...


zudem sollten die Dolmetscher staatlich vereidigte Mitarbeiter sein, wann immer möglich

Also ich kenne einen Dolmetscher. Er ist libanese lebt seid den 80ern hier und arbeitet für die Polizei, Bamf und Justiz. Er meinte das es kaum schwarze Schafe unter den Dometschern gibt da es bei Fehlverhalten es direkt Konsequenzen gibt und für viele dies die einzige Einkommesquelle darstellt. Aber er sagt auch es wäre für ihn eine Frage der Ehre alles korrekt zu übersetzten und Lügen des Geflüchteten aufzudecken.

Bone02943 schrieb:Anstatt zu übersetzten: "Was ist der Grund ihrer Flucht?"
Sagt dann der Dolmetscher: "Du musst jetzt sagen das du politisch verfolgt wirst weil du Homosexuell bist, sonst wirst du abgelehnt!

was Asylbewerber am besten im Interview sagen um ihre Chance auf Anerkennung zu erhöhen, das erfahren sie von verschiedenen Seiten schon lange vor ihrer Anhörung --- aktueller Trend bei Afghanen: ich habe für die Taliban gekämpft, jetzt nicht mehr. ich bin deswegen in GEfahr und kann nicht nach Afghanistan zurück....

lawine schrieb:politisch korrekte Sprechweise ist zB, dass landauf, landab nur noch von Flüchtlingen statt von Asylbewerbern gesprochen wird. refugees welcome - steht als Parole über dem staatlichen Anspruch, die Anträge der Menschen auf Asyl prüfen zu müssen und bei fehlenden Asylgründen negativ zu bescheiden (inklusive der Folgen: Abschiebung) dies wirkt sich möglicherweise auch auf die Arbeit des BAmf aus .

Das wirst du sicherlich auch begründen können und auch, dass es keine Ideologie ist, die du hier verbreitest. Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, wird mit Wind konfrontiert.

lawine schrieb:was Asylbewerber am besten im Interview sagen um ihre Chance auf Anerkennung zu erhöhen, das erfahren sie von verschiedenen Seiten schon lange vor ihrer Anhörung --- aktueller Trend bei Afghanen: ich habe für die Taliban gekämpft, jetzt nicht mehr. ich bin deswegen in GEfahr und kann nicht nach Afghanistan zurück....

Hast du das aus Insiderkreisen oder laberst du nur?

lawine schrieb:was Asylbewerber am besten im Interview sagen um ihre Chance auf Anerkennung zu erhöhen, das erfahren sie von verschiedenen Seiten schon lange vor ihrer Anhörung

Das Problem beim individuellen Asylrecht ist generell, dass die Angaben kaum überprüfbar sind.

Auch wenn jemand tatsächlich verfolgt wurde, wie soll er/sie das nachweisen, sollen die Taliban etwa eine Bescheinigung für die Verfolgung ausstellen?

@parabol

Genau so kann man auch schlecht überprüfen ob jemand wirklich homosexuell ist. Iwo muss man da halt einfach drauf vertrauen das diese Angaben stimmen.

@Bone02943
Letzten Endes kann man nur nach Wahrscheinlichkeiten vorgehen.
Wenn jemand aus einer bestimmten Gegend stammt oder einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppierung angehört, ist es wahrscheinlicher dass er verfolgt wurde als jemand anderes.