Quiron schrieb:Denk mal über Freiheit und Selbstbestimmung nach, und ob dir persönlich solche Werte wichtig sind.
Ich glaube, das Formulieren gewisser Forderungen oder Standpunkte wird leichter, wenn man selbst nicht akut betroffen ist oder weiter weg ist. Oder durch soziale und andere Prägung die Schwerpunkte markant anders setzt.
Wenn eigene Werte, territoriale Integrität, materielle oder andere Absicherung nicht bedroht sind - und man sich ggf. sogar vielleicht insgeheim von einem Thema "belästigt" fühlen könnte und sinngemäß lieber "Ruhe hätte".
Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert - man kann ja auch sagen "Aha, du forderst mehr Waffeneinsatz und Kampf aber musst selbst nicht kämpfen!" - ne, ich muss nicht kinetisch, aber ich kämpfte bzw. unterstützte anderweitig und ich schreibe den Ukrainern auch nicht vor, ob sie kollektiv kämpfen sollen oder nicht - ich sehe aber die Gefahren Russlands und bin dafür, eher zu helfen als zu torpedieren. Die Ukrainer wollen sich wehren und Hilfe - passt also überein, super!
Schlussendlich weil ich selbst auf gewisse Arten kämpfen/helfen würde - ggf. spätestens auch dann kinetisch/militärisch - wenn Deutschland mal betroffen wäre.
Ich bin daher zumindest mit mir im Reinen. Finde es aber auch halt schade wenn viele (das geht nur an manche, weil halt am Ende Kontext und Motivation sehr individuell und variabel in den Argumenten sein können) eher "stumpf" Forderungen stellen die möglicherweise fast schon ein "So, ich will jetzt aber (medial) Ruhe bei dem Thema, vertragt euch/hört auf zu kämpfen!" anklingen lassen.
Über einige Jahre auf Twitter sah ich dort genug Äußerungen die ich in diese Richtung vermutete. Ich muss dann sehr oft (auch wenn das hier manche jetzt für überzogen halten könnten) an verballhornte historische Vergleiche denken wo jemand den von NS-Deutschland überfallenen oder den Alliierten wie den Sowjets einfach zu nem Verhandlungskompromiss raten würde damit "mal Ruhe wäre".
Die Nazis musste man militärisch erst niederringen ehe Ruhe war. Natürlich würde eine Ukraine jetzt nicht Russland militärisch und territorial komplett besiegen und besetzen können, aber der militärische Widerstand scheint weiterhin notwendig für eine perspektivisch bessere/weniger schlechte Verhandlungsposition wenn es dann irgendwann zu Verhandlungen kommt. Und die werden irgendwann kommen.