@canales http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/wladimir-putin-geraet-in-bedraengnis-durch-sobtschaks-fragen-13329177.htmlMit ihrer ersten Frage nötigte Ksenja Sobtschak Putin zu einem rhetorischen Zugeständnis: Wie er als Jurist dazu stehe, dass in Tschetschenien die Häuser von Verwandten von Terroristen niedergebrannt werden, nachdem Republikpräsident Ramsan Kadyrow damit gedroht hatte? Putin wand sich, verwies darauf „dass in der Regel die Verwandten von Terroristen von deren Plänen wissen“, konnte andererseits aber nicht den offenen Bruch russischer Gesetze durch Kadyrow rechtfertigen und sagte: „Er hatte nicht das Recht zu diesen Äußerungen.“
Diese Distanzierung ist bemerkenswert: Nicht nur die Opposition, sondern auch kremltreue Politiker kritisieren seit langem, dass Kadyrow in seinem Herrschaftsgebiet das russische Recht praktisch außer Kraft gesetzt habe – und Putin schwieg dazu. Kadyrow, der in den vergangenen Jahren auch als Hintermann von Morden an Menschenrechtlern verdächtigt wurde, gilt eigentlich als unantastbar, weil er in Tschetschenien nach den beiden Kriegen mit brutaler Gewalt für Ruhe gesorgt hatte.
„Organisierte Hetzjagd“
Mit ihrer zweiten Frage wurde Ksenja Sobtschak persönlich: Einst, so wandte sie sich an Putin, habe er von einer „organisierten Hetzjagd“ auf ihren Vater gesprochen: „Und jetzt sind wir wieder in einer Zeit der Hetzjagden“. Sie nannte Sänger und Oppositionelle, die als „Nationalverräter“ und „fünfte Kolonne“ beschimpft werden, seit Putin seine Gegner in der Rede zum Anschluss der Krim so bezeichnet hat.
Über sich selbst sprach sie nicht, dabei war auch sie selbst nach Besuchen in der Ukraine Angriffen ausgesetzt, die unter die Gürtellinie gingen. Ob er dem nicht Einhalt gebieten wolle, fragte sie. Putin wollte nicht: „Keine offizielle Person, niemand aus den Staatsorganen nimmt an Hetzjagden teil.“ Wenn es aber eine „gesellschaftliche Reaktion“ auf die Haltung seiner Kritiker gebe, „dann müssen sie verstehen, dass sie kein Monopol darauf haben, andere zu beschuldigen“.