Simplizissimus schrieb:Wenn man jetzt so im nachhinein ganz klar erkennt, dass sich Deutschlands führende Politiker jahrzehntelang - die sich ja selbst als "treibender Motor" der EU verstehen - von Putin in Sachen "überlebens-nötiger Ressourcen" nicht nur sich blind in die eigene Abhängigkeit hat treiben lass bzw. ihm nahr standen/stehen ... und nun bei jeden noch so kleinen Entscheidung beim Nachfragen der Ukraine in ihren Überlebenskampf "blockieren" oder nicht vorangehen wollen, ist es nur vernünftig von den anderen EU-Mitgliedern ( meist ehe. Sowjetstaaten ) pausenlos Druck zu erzeugen & auch medial Deutschland immer wieder dazu auffordern zu handeln^^
Das sehe ich ganz und gar anders.
Es ist zwar richtig, dass D. sich energiepolitisch in eine große Abhängigkeit begeben hat (mit deutlichem Nord-Süd-Gefälle), allerdings sollte man auch anerkennen, wie konsequent und in Windeseile dieses nun geändert wurde. Putin kann sich sein Öl und Gas sonstwohin stecken, ein Zurück wird es nicht geben. Garantieren wir darüber hinaus nicht sogar auch noch die Versorgung von bspw Polen und Tschechien?
Wer fordert denn überhaupt, dass D. mehr tun müßte oder gar den Überlebenskampf blockiert indem es keine Leopard-2-Panzer liefert?
Nun, die Ukraine als Bittsteller/Nutznießer mal abgezogen (die wollen natürlich alles auf einmal, kann man ihnen nicht verdenken), bleibt da gar nicht viel:
Da wären einige Politikwissenschaftler, so bspw ja Gustav Gressel, Österreicher oder aber auch Markus Keupp, Schweizer. So sehr ich deren Einschätzungen ansonsten auch teile, so wenig habe ich Verständnis für diese einseitige Forderung. Sowohl die Schweiz als auch Österreich haben Leo-2-Panzer. Warum also wird in keinster Weise gegen deren fadenscheinige Neutralität gewettert?
Oder noch besser, warum werden nicht konkrete Vorschläge gemacht, wie gemeinsam etwas umgesetzt werden könnte?
Darüberhinaus ist es ja aber eigentlich nur noch Polen, welches derartiges fordert.
Dass die USA nichts dagegen hätte oder Stoltenberg von allen Ländern, inkl Deutschland, mehr fordert, wird medial lediglich aufgebauscht, das sind keine Vorwürfe.
Dass Merz rumblubbert ist klar, was soll er als Oppositionsführer auch sonst machen? Strack-Zimmermann, Hofreiter - nun ja, das sind Einzelstimmen. Auch bei den beiden vermisse ich konstruktive Vorschläge.
Die deutsche Bevölkerung ist übrigens mehrheitlich gegen eine Lieferung.
Umfrage: Nur 33 Prozent für Kampfpanzer-Lieferung an die Ukraine
Quelle:
https://www.rnd.de/politik/kampfpanzer-leopard-2-fuer-ukraine-45-prozent-der-deutschen-dagegen-RPKXXC473VFFG5D6E574QCB3ZY.htmlDas eigentliche Problem, falls man das überhaupt so nennen kann, ist die zurückhaltende Kommunikation der deutschen Regierung.
Es ist eine deutsche "Eigenart" einmal gesagtes (sofern es immer noch zutrifft) nicht pausenlos zu wiederholen.
An der Einschätzung, dass die Bundeswehr nicht weiter geschwächt werden darf, hat sich aber halt auch nichts geändert.
Militärische Hilfe für die Ukraine
Die Ukraine wehrt sich gegen den Angriffskrieg Russlands auf ihr Territorium. Die Bundesregierung unterstützt – in enger Absprache mit ihren Partnern und Verbündeten – das ukrainische Militär sowohl mit Ausrüstungs- als auch Waffenlieferungen.
Warum liefert Deutschland nicht noch mehr?
Der Umfang von Materiallieferungen aus der Bundeswehr heraus ist begrenzt. „Anfangs haben wir die Ukraine mit Waffen aus unseren eigenen Beständen beliefert. Inzwischen müssen wir erkennen, dass die Möglichkeiten, die wir haben, an ihre Grenzen stoßen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz.
Die Bundeswehr liefert, was möglich ist, ohne die eigenen Fähigkeiten einzuschränken. Angesichts der momentanen Bedrohungslage dürfen Lieferungen aus dem Bestand der Bundeswehr nicht zulasten der Landes- und Bündnisverteidigung gehen – gerade auch mit Blick auf die Bündnisverpflichtungen an der NATO-Ostflanke.
Welche Waffen braucht die Ukraine?
Die Ukraine benötigt eine Vielzahl von verschiedenen Waffensystemen, um sich gegen die russischen Angriffe von Land, aus der Luft und von See wehren zu können. Die Bundesregierung – wiederum in enger Absprache mit ihren Partnern und der ukrainischen Regierung – hat sich bei Waffenlieferungen stets vom Grundgedanken leiten lassen, das bereitzustellen, was verfügbar, entbehrlich, rasch umsetzbar und in der Ukraine effektiv und schnell einsetzbar ist.
Quelle:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/faq-waffenlieferungen-2027766Sicherlich wäre es ratsam den Begriff "Alleingang" mal verständlich für jedermann aufzubröseln, denn man könnte ja annehmen, dass wäre rein politisch gemeint. Dabei ist das eigentliche Problem ja wohl eher die Nichtmachbarkeit der alleinigen Umsetzung.
Auch ist es eine deutsche "Eigenart" mit geleistetem nicht großartig rumzuprahlen oder dieses an die große Glocke zu hängen. Dabei ist das, was D. bisher schon lieferte und auch noch liefern wird, gigantisch.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/lieferungen-ukraine-2054514Dass Polen Deutschland grundsätzlich immer kritisiert, hat inzwischen bereits schon Tradition.
Viele Äußerungen von dort sind unter der Gürtellinie. Deutschland wiederum reagiert darauf kaum bzw ist bestenfalls verwundert.
Theoretisch könnte man den Spieß auch umdrehen und täglich fordern, Polen solle endlich die MIG-29 liefern oder bei den Leos vorangehen.
Wie gesagt, für so etwas sind wir zu zurückhaltend.
Ich weiß ja nicht, als für wie tiefsitzend der polnische Hass auf Deutschland eingeschätzt wird, aber ein "Nichtblankmachenwollen" bei den Kampfpanzern hat womöglich auch nicht nur den Russen im Blick.