stefan33 schrieb:Mutmaßliche FSB-Analyse:
N-TV mal wieder Qualitätsmedium
:D Das ist die deutsche Übersetzung von einer englischen Übersetzung, die ein russischstämmiger Berufsrennfahrer angefertigt hat, der wiederum den eigentlichen Brief angeblich von jemandem aus Russland hat der ihn wieder von einem FSB-Analysten haben will. Soviel zu mutmaßlich. Hier übrigens die Quelle auf twitter:
https://twitter.com/igorsushko/status/1500301348780199937 (Archiv-Version vom 07.03.2022)Dann zu der Einschätzung von Christo Grozev
Allerdings hält der Investigativreporter Christo Grozev den Brief für durchaus authentisch. Grozev ist leitender Russland-Ermittler der Rechercheplattform Bellingcat und hat zwei FSB-Kontaktleute um ihr Urteil gebeten. Sie hätten keinen Zweifel, dass der Brief von einem Kollegen stammt, sagt er.
Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Unser-Blitzkrieg-ist-voellig-zusammengebrochen-article23178519.htmlGrozev ist, mit Verlaub, ein Berufsaktivist und Dummschwätzer - unter Anderem hatte er letzte Woche bereits angekündigt, dass Russland diesen -d.h. den vergangenen- Sonntag die Invasion aus Mangel an Nachschub komplett abbrechen würde. Dass das nicht passiert ist haben wir ja gesehen.
Zum Brief selbst:
Der folgt einem klassischen Muster dem man nachgeht, wenn man jemandem einen Fake schmackhaft machen bzw. unterschieben will.
Zu Beginn werden einige plausible Fakten und Vermutungen die so gut wie allgemein sind präsentiert, in dem Fall hier die Prognosen über den weltweiten Getreidemarkt. Jeder, der sich minimal mit der Materie befasst kann das voraussehen, als große Neuigkeit kann man das nur Leuten verkaufen die sich jetzt zum ersten Mal damit befassen. Die Behauptung, im FSB habe niemand von den Angriffsplänen gewusst ist grob unglaubwürdig, denn selbst die Amerikaner haben ja Wochen vor der Invasion mit konkreten Daten davor gewarnt, in der öffentlichen Presse. Geheimdienstkreise müssen zwingend wesentlich besser informiert sein als das was in den Zeitungen steht, auf jeden Fall können sie aber nicht weniger wissen. Dann kommt eine ganze Latte von Propagandabotschaften, die eigentliche "Payload" um die es geht: Russland ist chancenlos, Russlands Logistik ist zusammengebrochen, selbst wenn sie gewinnen haben sie nicht die Truppen für eine Besatzung, die Sanktionen machen Russland kaputt, selbst wenn sie Selensky töten ist der Widerstand zu stark und so weiter und so fort. Ganz wichtig: es wird eine Deadline gesetzt, an der Russland definitiv verloren hat: der Juni. Weit weg, aber nicht endlos weit, und natürlich dehnbar, weil Juni heißen kann 31. Mai oder 1. Juli. Dann wird aufgezählt, dass die aktuellen Propagandastories der Russen alle Propaganda sind und nichts dran ist, und dass die Verbündeten Russland alle verlassen. Damit es nicht so auffällt was die Payload war wird am Ende noch eine Reihe von allgemeinen Spekulationen über Putins Gesundheit angestellt und damit endet dann der Brief.
Das ist meiner Meinung nach ein klassicher, im Novellen-Stil aufgebauter Propagandabausatz: eine Rahmenhandlung aus verquirlten allgemeinen Informationen und angeblichen Geheimnissen soll die ganze Story plausibel erscheinen lassen und schmackhaft machen, und in diese ist dann die eigentliche propagandistische Botschaft eingebunden, die der Empfänger mitkriegen soll. Im Wesentlichen ist dass dann auch nur eine Wiederauflistung der ganzen Einzelaussagen, die westliche Experten und die öffentliche Meinung in den vergangenen zwei Wochen schon gemacht haben: es läuft nicht gut für die Russen, die Sanktionen wirken, Putin hat Angst und verliert den Rückhalt, die Ukraine kann noch gewinnen.
Handwerklich solide aufgezogen, aber vermutlich nicht echt.