shionoro schrieb:Überhaupt finde ich die mehrfach hier wiederholte sicht beleidigend für die Ukrainer, dass die doch eigentlich ganz feige zittern müssten und kämpfen doch sinnlos ist.
Fast schon, als mache man ihnen einen moralischen vorwurf daraus, sich nicht zuergeben.
Es hat mit Feigheit nichts zu tun, wenn man sich einer Gewalt da beugt und so beugt, wie es eben Sinn macht. Man muss Widerstand leisten, wo es Hoffnung gibt, wo der Aufwand und der Preis in einem Verhältnis steht. Der Preis sind hier auch Menschenleben. Man opfert sein Leben nicht einfach für einen Krieg, bei dem zu erwarten ist, dass man sich nicht durchsetzen kann. Manche machen das, aber ist das nicht kopflos?
Nein, nicht feige zittern. Sondern schlau sein. Immer und unter allen Umständen die Ruhe bewahren. Nachdenken, abwägen. Wo führt das alles hin? Was habe ich davon? Was kostet mich das? Intelligenz, Voraussicht, Mäßigung - das ist eine Form der Überlegenheit. Mögen sie sich heute ergeben aber das ist nicht das Ende. Es gibt auch friedliche Wege, seine Interessen durchuzusetzen.
Ich würde mich Putin jetzt niemals entgegenstellen. Ich würde mich weigern oder mit allen Mitteln davor drücken. Schon allein deshalb, weil ich in den Soldaten meine Brüder sehen würde. Und weil ich eine Frau und Kinder und einen Job habe und Raten abzahlen muss. Ich will nicht in einem Luftschutzkeller sitzen sondern meine Arbeit tun. Ich will mich nicht in Lebensgefahr bringen, für einen Krieg, der sowieso verloren ist und wo sich hinterher voraussichtlich doch eher wenig ändern wird. Wer wird meine Familie ernähren und sich um sie kümmern, wenn ich sterbe oder im Rollstuhl lande? Und wieso sollte ich mein ganzes Leben für nichts und wieder nichts aufs Spiel setzen?
Aber Du bist da anders?