Die Ukraine steht da, wo Russland in den 1990er Jahren stand
Die Besetzungsaktion in Kiew erinnert an ähnlich hart geführte Auseinandersetzungen zwischen russischen Oligarchen, die sich Ende der 1990er Jahre um die Reste des noch nicht verscherbelten Staatseigentums stritten. Diese mit Korruptionsvorwürfen und Medienkriegen geführten Auseinandersetzungen fanden erst mit dem Machtantritt von Wladimir Putin im Jahre 2000 ein Ende.
Ob der ukrainische Präsident es jetzt seinem russischen Amtskollegen gleichtut, sich gegen die Anmaßungen von Kolomoiski durchsetzt und zum starken Mann der Ukraine wird, muss man jedoch bezweifeln. Zu verfahren ist die Situation in der Ukraine. Zu sehr haben sich die Oligarchen in den letzten zwanzig Jahren schon in Wirtschaft und Staat festgesetzt.
Ob die USA, die auf die Politik in Kiew einen bestimmenden Einfluss haben, stabilisierend wirken können, ist ebenfalls zweifelhaft, denn zu einer Stabilisierung kann es nur kommen, wenn Kiew einen Dialog mit den "Volksrepubliken" in der Ost-Ukraine aufnimmt. Der US-Botschafter in Kiew, Geoffrey Pyatt, nahm Kolomoiski Ende letzter Woche ins Gebet, berichtete die Kyiv Post. Der Botschafter gab sich hoffnungsvoll:
He understands, like most of the political leaders of Ukraine, that the circumstances and the environment in Ukraine have changed. And the law of the jungle that existed under Yanukovych is a recipe for disaster and tragedy for Ukraine ... It is not suitable for Ukrainian realities.
Geoffrey Pyatt
Doch Kolomoiski schienen diese Worte nicht zu kümmern. Am Sonntag besetzte er den Firmensitz von Ukrtransnafta erneut mit seinen bewaffneten Leuten.
Am Sonntag war auf Fotos zu sehen, wie die bewaffneten "grünen Männchen" von Kolomoiski, das Pipeline-Unternehmen bewachten. Augenzeugen berichteten, dass die "grünen Männchen" einen Metallzaun um den Sitz der Pipeline-Firma bauten.
Wie sich herausstellte, handelt es sich bei "grünen Männchen" um Mitglieder der von Kolomoiski finanzierten Spezialeinheit Dnjepr-1, die eigentlich nur für das im Südosten der Ukraine gelegene Gebiet Dnjepropetrowsk und für das Kriegsgebiet in der Ost-Ukraine, nicht aber für Kiew zuständig ist.
http://www.heise.de/tp/artikel/44/44464/1.html