Libertin schrieb am 06.01.2014:Was ist also deutsch? Und was bedeutet es, Deutscher zu sein?
@Zippy Du versuchst da einen harten Spagat. Nationale Lebensphilosophie ist so eine Sache.
Ich bin in Deutschland geboren in einem kleinen sehr deutschem Dorf im Harz aufgewachsen.
Der Ausländeranteil war superniedrig und demnach hab ich mich einfach der Mehrheit angeschlossen. Ich hab mich quasi voll integriert ohne mir dessen bewusst zu sein.
Ich war im Fußballverein, Karateclub, Tischtennisverein, Schützenverein, freiwillige Feuerwehr(war übrigens mein Lieblingsverein) usw. und sofort.
Das da für mich als "türkischen Muslim" auch Bratwurst und Bier dazugehören, war ganz normal.
Liegt aber auch teils an meiner Familie, da mein Vater hier schon groß wurde in den Siebzigern und eben Religion und Co. nicht so den Stellenwert einnehmen, eher sogar Randerscheinung waren.
So, da stand ich nun: Innerlich, mehr Deutscher als manch anderer, perfekte Deutschkenntnisse(mein türkisch ist miserabel:-) ) deutscher Freundeskreis.
Das einzige was mich mit meinem Ursprungsland verband, war wirklich nur noch die Optik.
Ansonsten war ich ein wahrer "Harzer Türke" :-).
Dann irgendwann mit 18 glaub ich war das, wollte ich in eine neueröffnete Disco in einem größeren Nachbarort. Und wurde an der Tür abgewiesen, das war für mich ein großer Schock.
Wir waren eine Gruppe von fünf Mann, alles Deutsche, nur ich als Türke.
Alle kamen rein außer ich. Ich war wirklich völlig geschockt und fühlte mich wie ein Verbrecher.
Ich hatte mich richtig schön auf diesen Abend vorbereitet und richtig darauf gefreut.
Der Türsteher meinte: "ich kenn dich nicht", und ich meinte woher auch, ich komm ja auch das erste mal. Er wiederholte dann nur das selbe: "Sorry du nicht und jetzt geh bitte"!
Ich fühlte mich wie Dreck, warum???
Verstehst du? Deutscher sein ist leider vor allem erst mal eine Frage der ethnischen Herkunft. Egal ob du hier angepasst lebst, fleißig arbeiten gehst usw. Wenns passt gilt das Motto: Schön alle über einen Kamm scheren.
Naja durch die Abweisung hab ich mir dann eine Club gesucht, die solch eine Selektion nicht nach Herkunft sondern nach vernünftigen Punkten durchführt. In der Konsequenz kann man sagen, das diese erste Abweisung mich sehr geprägt hat. Denn diesen Abend hab ich alleine verbracht und viel darüber nachgedacht, was dort an der Tür passierte, vor allem passieren dürfte. Ich bin dadurch nicht zum Hader oder so geworden. Aber ich verstand das es im Leben Dinge gibt, die sich niemals ändern werden.