JoschiX schrieb:Was mich in sozialistischen oder kommunistischen Systemen am meissten nachdenklich macht ist, dass aufgrund des fehlenden "Zwang" zum kaufmännischen Risiken einzugehen, die Innovationen einfach ausbleiben.
Das stimmt keineswegs, im Gegenteil technische Innovation bildet die Grundlage für den Kommunismus, eben das war auch der Fehler in Russland, wo ein noch nicht entwickeltes Agrarland vom Feudalismus direkt in den Sozialismus springen wollte.
Das "Risiko" ist in einer freien Marktwirtschaft nur unendlich viel größer, da beherrscht permanente Angst den Markt (oder eine fast schon krankhafte Selbstüberschätzung). Im Kommunismus muss man sogar gerade in technologischer Hinsicht fortschrittlich denken/handeln, man braucht eine Innovation die man "Selbstverbesserung" nennt, sprich man lernt nur aus Fehlern. Kommunismus ist kein System das man überstülpen kann, es muss sich entwickeln, es muss sogar Fehler machen um dann einen gesellschaftlichen Lernprozess zu erzeugen. Kaufmännisch gesehen ist es absolut unklug Risiken eingehen zu müssen an dem einige Einzelschicksale hängen, das kann zu äußerst irrationalen Handlungsweisen führen! Genau aus diesem Grund ist mir eine Marktwirtschaft ohne soziale Komponente auch gänzlich suspekt.
schmitz schrieb:Aufklärung dieser Art (wobei alles andere auch sein kann) ist eindeutig Matthäus 7, Vers 6!
Tausendmal berührt, Tausendmal ist nix passiert....*sing*
Meinst du?
Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.
Ja es ist scheinbar so, jedoch ist das hier ja ein Forum und man sollte darüber sprechen/schreiben können, es geht hier ja nicht um Missionierung sondern Aufklärung und Verständnis. Ich selbst hab einige Zeit gebraucht um die Prinzipien von Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus zu verstehen, inzwischen erscheinen mir diese Lebensweisen (ich nenn sie nicht mehr politische Ideologien, denn das waren sie nie) weit logischer, rationaler und lebenswerter als die momentane Welt der Marktwirtschaft mit ihren fast schon imperialen Zügen.
Kc schrieb:Ich habe auch so meine Zweifel an Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus und ihrer praktischen Funktionsweise.
Theoretisch haben die ja alle etwas für sich, zugegeben.
Man muss sie erst verstehen, es geht da nicht mehr um gesellschaftliche/politische Theorien, es ist im Prinzip eine Lebensweise. Nennen wir es eine Mischung aus Selbstbestimmung, Teamwork, den Besitz einer sozialen Ader, die Fähigkeit in einer Gemeinschaft kooperieren zu können und sich selbst nicht über andere zu stellen. Wenn man diese einfachen Aspekte lebt, tja dann kann man sich schon als einen liberalen Sozialisten bezeichnen, ganz ohne Kenntnis von spezifischen Theorien
:) Kc schrieb:Die Idee der Herrschaftslosigkeit im Anarchismus - natürlich hört es sich gut an, wenn einem niemand vorschreiben kann, was man zu tun und zu lassen hat. Kein Staat, keine Polizei.
So komisch das klingt aber es wird noch immer einen "Staat" und eine Polizei geben, im Anarchismus sind auch gewisse Kontrollelemente notwendig, nur werden diese in kollektiven, kommunalen und demokratischen Prozessen etabliert, rein aus gegenseitigem Interesse und einem gewissen Selbstschutz.
Kc schrieb:Oder in Kommunismus und Sozialismus - jeder hilft dem anderen, alle arbeiten gemeinsam für die Gesellschaft, jeder hat das gleiche.
So ist es und so sollte es eigentlich sein. Selbst Egoisten können Teamplayer sein
;)Kc schrieb:Damit ihre positiven Seiten rauskommen, muss die ganze Entwicklung quasi perfekt laufen, ebenso der Zustand selbst.
Entwicklungen sind nie perfekt, Fehler und Störquellen sind ja die Basis für jeden Lernprozess und diesen wird es auch zum Übergang in eine kommunistische Gesellschaft geben. Da sind nur Perfektionisten erstmal ungeduldig und skeptisch, was in der Natur der Sache liegt. Kommunismus ist eine äußerst menschliche Idee aber auch die Bonobo Affen haben es verstanden und leben tatsächlich im Prinzip in einer kommunistischen Gemeinschaft ohne es zu wissen
;)Kc schrieb:Als ,,anarchistischen Staat" kann man aktuell meiner Ansicht nach Somalia beobachten.
Denn da hört die Macht der offiziellen Regierung im Prinzip mit den Grenzen des Regierungssitzes, maximal mit der Hauptstadt, auf.
Du verwechselst Anarchsimus mit Anomie:
Wikipedia: AnomieWikipedia: AnarchismusSpanien vor Franco und den Faschisten war eine teilweise anarchosyndikale Gemeinschaft.
Wikipedia: AnarchosyndikalismusWährend des spanischen Bürgerkrieges (1936–39) wurde die Idee der sozialen Revolution auf breiter Basis umgesetzt. In der kurzen Zeitspanne von 1936 bis 1937 wurden fast die gesamte katalanische Agrarproduktion, die Schwerindustrie, das öffentliche Verkehrssystem und weite Teile des Dienstleistungssektors von den Arbeitenden selbstverwaltet. In einigen Wirtschaftszweigen wie der Schwerindustrie oder der Agrarproduktion konnten dabei zum Teil starke Produktionssteigerungen erzielt werden, was unter anderem zur Folge hatte, dass erstmals in der Geschichte Kataloniens die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt werden konnte. Diese selbstverwaltete Wirtschaft wurde allerdings nach kurzer Zeit zunächst von den stalinistischen Anhängern der PCE und später unter der Diktatur Francos restlos zerschlagen.
Das ist Anarchismus und kam der Sache einer sozialen Gesellschaft sehr nahe, gäb es da nicht diese verfluchten Faschisten, Raubtierkapitalisten und Stalinisten die alles kaputt gemacht haben.
Kc schrieb:Und jedes Mal, ob in Russland, ob in China, Vietnam, Nordkorea, Kuba und anderen Staaten artete es darin aus, dass doch wieder einzelne Gruppen oder Personen die Macht ergriffen und eine willkürliche Terrorherrschaft führten.
Alle diese Beispiele sind dem Faschismus und Nationalismus weit näher als dem Kommunismus und Sozialismus. Das ist der große Irrtum. Die Menschen müssen erst lernen was Kommunismus überhaupt ist, wenn man es verstanden hat wir man leicht erkennen wo da der Unterschied liegt, denn im Sozialismus und Kommunismus gibt es keine führende Elite die ihre Interessen über die anderer stellt, das Beispiel "Farm der Tiere" von George Orwell erfasst das sehr gut:
Wikipedia: Farm der TiereKc schrieb:Freiheit, Gleichheit, alles gehört allen, jeder hilft dem anderen und jede Entscheidung wird gemeinsam ausdiskutiert und getroffen - leider nicht. Leider nicht.
Wir sind auf den Weg in eine solche Gesellschaft, es ist ein Lernprozess und jede Generation macht Fehler, aber es gleicht sich immer mehr an, das mag zwar naiv und optimistisch klingen, jedoch hab ich verstanden wie wichtig Lernprozesse für den Menschen sind und wie viel diese verändern können, selbst egoistische Dickköpfe können zu weisen Sozialisten mutieren, es hat sehr viel mit Erkenntnissen zu tun, wenn man merkt das man im Team mehr erreichen kann statt als einzelner, einsamer Wolf mit starken Ellenbögen.
Kc schrieb:Die Soziale Marktwirtschaft, so, wie sie von den Erfindern und in der Theorie gedacht war, ist für mich ein System, welches sowohl die soziale, als auch die freiheitliche Komponente am besten vereint.
In der Sozialen Marktwirtschaft war es angedacht, so verstehe ich es, dass die Starken mit guten Ideen und Tatkraft Erfolg haben können, ohne dass ein gieriger Staat oder faule Persönlichkeiten von ihnen einfach so profitieren.
Das ist richtig und verstehe es einfach als eine Entwicklungsetappe zum Übergang in den Sozialismus. Sprich der Kapitalismus mit seiner freien Marktwirtschaft mündete in der Notwendigkeit der sozialen Komponente, irgendwann mündet die gesamte Marktwirtschaft in dem Interesse an sozialer Stabilität. Der Mensch wird erkennen das man nicht 1000 verschiedene Produkte brauch. Ich brauche keine 100 Zahnpastahersteller die konkurrieren, ich brauch eine die schlicht und einfach meine Zähne schützt, mehr ist nicht nötig. Man muss dies verstehen, wir leben momentan in einer Gesellschaft auf Pump und wirtschaftlicher Überproduktion, eine gefährliche Mischung, sollte mal ein Basisrohstoff knapp werden.
Kc schrieb:Gegen kaltherzigen Raubtierkapitalismus! Gegen totalitäre Systeme!
Da sind wir uns zu 110% einig! Wobei ein entfesselter Raubtierkapitalismus bei dem die soziale Komponente vergessen wird meist in totalitären Frustsystemen mündet. Humanismus mündet in einen liberalen Sozialismus, fast schon automatisch aus eigenen und gegenseitigen Interesse
:) Kc schrieb:Ganz ehrlich:
Alle Ideologien, die aus ,,ismus" enden, sind mir mittlerweile erstmal suspekt.
Für mich ist das immer ein Zeichen von Anfälligkeit für extreme Strömungen und gefährliches Potenzial für menschenfeindliche Entwicklungen.
Sowas beäuge ich kritisch.
Hey was ist mit Skeptizismus?
:D Ich selbst hab mal die Idee den Sozialismus umzubenennen, die Grundprinzipien beibehalten, jedoch umbenennen da viele damit etwas negatives verbinden wobei es alles andere als negativ ist wenn man wirklich im Sozialismus lebt (nicht wie DDR oder SU), ich nenne es einfach nur noch eine:
Soziale Fairtradegesellschaft (mit ner ökologischen, sozialen Nachhaltigkeit, also Sozialismus mit nem liberalen, frischen demokratischen Anstrich aber auch nem grünen Daumen)
Wie wäre es damit?