@Kurzschluss @calligraphie Ich find es halt immer unsinnig, Politikern vorzuwerfen, dass sie Dinge aus Machtkalkül tun. Ja natürlich tun Politiker Dinge aus Machtkalkül, sonst würdest du die auch nicht kennen lernen, weil sie irgendwo kommunal Plakate kleben.
Es sind aber trotzdem Menschen, die eben Stärken und Fehler haben. Dieses ganze getue mit 'alles deppen, kannste nicht mehr wählen, nur helmut schmidt damals, der war doch toll' geht mir wirklich auf den Sack mittlerweile.
Früher war das nicht besser, das waren auch menschen mit stärken und fehlern. Es war nur anders weil es eine andere Medienlandschaft und ein anderes gesellschaftliches Klima gab.
Wer da wie privat ist, das kann man oft gar nicht erahnen an der Medienfigur, die ein Politiker heute darstellen muss.
Zu sagen "ach unser Lenchen ist doch 'ne liebe, der wünsch ich es" ist mindestens genauso legitim, wie zu sagen, dass Annalena Baerbock bestimmt (sieh Grünen thread) die Demokratie insgeheim auflösen will.
Niemand kann in die Köpfe von politikern reinschauen, man kann nur ihr handeln beurteilen. Und das auch nur durch einen krassen filter, weil man oft gar nicht weiß, welche innerparteilichen Zwänge und Überlegungen sie da wohl leiten.
Darum macht es auch wesentlich mehr SInn, darauf zu achten, wofür welche partei steht und was sie bisher bei Umsetzung ihrer Agenden richtig oder falsch gemacht haben (undzwar nicht nur in einem bundesland oder vor 20 jahren).
Wenn AB der CDU vorstünde und Laschet den Grünen, würden die sich auch deutlich anders benehmen jeweils. Und trotzdem würde die Wahlentscheidung, wenn man sie rational machen will, wohl besser von den Parteien ausgehen als von all den Zuschreibungen, die an die Kandidaten gemacht werden.
Damit will ich nicht sagen, dass Kandidaten vollkommen irrelevant sind (natürlich will ich einen Kanzler, der konsensorientiert arbeitet und sich durchsetzen kann), aber ob die Kandidaten das wirklich können, das sieht man eigentlich immer erst hinterher.
Zumindest haben alle drei auf dem Gebeit etwas geschafft:
AB hat die häufig zerstrittenen Grünen auf einen Kurs geführt (mit Habeck), wo der Streit in den Hintegrund tritt und man sogar konservative Wählergruppen ansprechen kann.
Laschet hat sich gegen viele innerperteiliche Widerstände erst gegen Merz, dann gegen Söder durchsetzen können, weil er scheinbar einen sehr ausgeprägten und genauen Machtinstinkt hat. Finden viele hier nicht toll, ist in der Politik aber ziemlich nützlich, zu wissen, was man durchkriegt, und was nicht. Und seine NRW Regierung lief relativ Skandalfrei (auch wenn ich deren Politik furchtbar finde). Die Leute, die in NRW die CDU gewählt haben, haben wenigstens bis zur Flutkatastrophe ihre Entscheidung nicht bereit.
Scholz hat es geschafft, als Moderater Kandidat die PArteilinke mit einzubinden, sodass der Dauerstreit in der SPD auch erstmal verebbt ist. Da hörst du von Esken und KÜhnert kein böses wort. Die Fordern dafür natürlich auch was ein, aber vom Grundsatz her ist es eine politische Leistung, zwei Flügel deiner Partei vereinen zu können (so wie bei Baerbock auch).
Alle drei haben diesbezüglich Fähigkeiten gezeigt, die sie zum Kanzler befähigen könnten. Ob sie dann wirklich der richtige Kandidat sind oder unter noch größerem Druck und mit mehr Verantwortung nicht mehr arbeiten können, das kann man schlicht jetzt noch nicht sagen.