@EinElch //Supporting rant
Ich kann diese ganze
Die Linke = SED Nachfolger = Unmenschen/politisch Verbrannt
Argumentation nicht teilen. Aus vielerlei Gründen nicht; tatsächlich offenbart sich schnell, dass sie nicht haltbar ist. Zunächst mal ist das Frontpersonal der Linken durchweg relativ jung und war weder in der SED aktiv, noch haben so einige dort überhaupt jemals die DDR erlebt.
Man gucke sich die Fraktionsmitglieder mal an:
https://www.linksfraktion.de/fraktion/abgeordnete/a-bis-e/ und vergleiche
diesen Artikel:
Auch in der Bundestagsfraktion ist der klassische DDR-Anteil vergleichsweise klein. Fast zwei Drittel der Abgeordneten stammen aus dem Westen. Zehn von 69 Linken waren in der SED, darunter der frühere Fraktionschef Gregor Gysi und sein Nachfolger Dietmar Bartsch. Beide gelten auch außerhalb ihrer Partei als Politiker mit fast schon sozialdemokratischem Profil. Ein paar ehemalige westdeutsche Kommunisten tummeln sich zwar ebenfalls bei den Linken, die gibt es aber auch bei den Grünen. Bekanntestes Beispiel ist der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann.
So zu tun als wäre der Einfluss der SED so immens, geben allein die Zahlen nicht her und das Personal erst Recht nicht. Natürlich gibt es in ihren Mitglieder viele, aber da könnte man der CDU genauso den Vorwurf machen, ein Sammelbecken ehemaliger NSDAP-Mitglieder und Wähler zu sein.
Dazu kommt, dass man auch die Rolle der SED nun nicht größer machen darf, als sie ist. Letztlich war die SED auch nur eine Marionette der KPDSU, Personalentscheidungen und Fragen der politischen Lockerungen waren immer auch ein Ringen mit Russland. Mit anderen Worten - die Menschen beim Fluchtversuch nicht erschießen zu lassen, hätte Differenzen mit dem kommunistischen Bruderstaat mit sich gebracht. Und es waren genügend russische Soldaten auf dem Staatsgebiet, um die sozialistischen Interessen der Sowhetrepubliken notfalls auch gegen den Widerstand einer DDR-Regierung durchzusetzen. Zu Zeiten von Stalin war das gelebte Realität, jederzeit bereit, das ostdeutsche Bruderstaatsprojekt in den kommunistischen Ostblock einzupflegen wie die Oblast Kaliningrad.
Dabei will und mag ich die Verbrechen der SED gar nicht klein reden, will aber eben auch nicht verschweigen oder behaupten, dass nicht, wie immer, auch die SED ein Kind seiner Zeit war.
Ich selbst bin Liberaler. Ich bediene mich sowohl Anschauungen aus dem linken wie rechten Lager, wenn sie meinem Weltbild zuträglich sind. Ich bin grundsätzlich okay mit jeder Meinung jedes Menschen, ob das nun sei, dass er Menschen bei Grenzübertritt, aus gegensätzlicher Weltanschauung heraus und von ihr abhängig, in die ein oder andere Richtung erschießen lassen will, oder einen Turbo-Anarchokapitalismus ohne jede feste staatliche Struktur vertritt, das mag mir egal sein, ich muss die Meinung weder teilen noch gutheißen.
Aber ich hielte es für eine schwache Leistung meinerseits, so voller Inbrunst auf dem dogmatischen Indoktrinierungskarussel der Gegenseite geritten zu sein, dass ich schäflich-blökend mit einstimme in den Kanon aus Schlagworten, die den politischen Gegner ohne Auseinandersetzung auf der Detailebene pauschal zu diskreditieren versuchen.
Will sagen: Ich lass mir doch von interessierter Seite nicht einreden, dass eine andere Seite wegen vermeintlichen Fehlern ihrer geistigen oder materiellen Vorgänger nicht zuzuhören sei, und aus dogmatischer Pauschalität heraus jede Auseinandersetzung mit dem was sie sagen, abzulehnen sei. Das funktioniert bei mir nicht in Richtung der AfD, wo mich das aufgeregte Geflatter und Gegacker wie Hühner mit dem Fuchs im Nacken im Bundestag allein schon regelmäßig nervt - die Kollegen sind blöd genug, das selbst jedem klar zu machen, WIE blöd die eigentlich sind, da muss nicht jeder Redner 40 Sekunden aufwenden, mich darauf hinzuweisen - noch bei den Linken, wo ich sicher Leuten wie Gregor Gysi, trotz dem ich ihn nicht für so gut halte wie die meisten, nicht zuhören würde, weil er Mitglied der "falschen" Seite ist.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Je nachdem, wen man für das Huhn hält, sollte man das Korn nicht schmähen, nur weil es das falsche Huhn gefunden hat.
Was sie zweifellos sind, sind oftmals Kommunisten. Aber auch mit Kommunisten darf und kann man reden. Und man darf sogar Kommunist sein. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es gibt auch gute Kommunisten. Ich selbst bin halt nur keiner.
Und was den Verfassungsschutz betrifft - welcher seelige Strohkopf vermag überhaupt die letzten Jahre in genügend kognitiver Dissonanz verbracht zu haben, um nicht festgestellt zu haben, was für eine unfähige Schlapphutbrigade dieser Steuergeldfresser eigentlich ist?
Haben die je was anderes zustande gebracht, als Naziterroristen zu finanzieren, Akten zu schreddern, Attentäter nicht zu fassen, Unbescholtene zu drangsalieren und ihre verfassungsgegebenen Grenzen ironischerweise ein ums andere Mal auszutesten?
Nein. Der Verfassungsschutz eignet sich nicht zur Untermauerung irgendwelcher Thesen, ob jemand und seine Äußerungen sakrosankt sind. Der Verfassungsschutz entzieht sich großen Teilen der öffentlichen Kontrolle. Natürlich beobachten der Verfassungsschutz viel, denn er hat ein Interesse an seinem Selbsterhalt. Er kann Bedrohungsszenarien kreieren und ignorieren, er ist eine Black Box, und nur weil ein Politiker der Linken oder auch der AfD von diesem beobachtet wird, sagt das - so nach meiner Meinung - absolut nichts aus.
Die Stasi, um mal den Bogen zurück zu schlagen, hat auch jede Menge Leute beobachtet. Manche vielleicht zurecht, manche aber ganz sicher nicht. Und so ist es auch mit dem BND, der wenige zurecht, aber viele zu unrecht beobachtet. PRISM, Five Eyes, um weitere Schlagworte einzuwerfen, die dieses Prinzip von Geheimdiensten untermauern. Und so wird es auch beim Verfassungsschutz nicht anders sein - das beobachten von vielen, um wenige zu finden, noch weniger im Blick zu behalten und letztlich nichts zu unternehmen.
McMurdo schrieb:Niemand ist perfekt. Aber vorbildlich ist es natürlich nicht, das stimmt. ...
