geeky schrieb:Egal wie verklärt sie auch sind: die Erinnerungen an eine sozialere Gesellschaft sind dort noch sehr lebendig.
Das war nur eine scheinbar sozialere Gesellschaft, die einfach mit der Zeit völlig verklärt wurde.
Es mag mehr gegenseitige Hilfe gegeben haben, aber das ist keine Frage von Kommunismus oder Kapitalismus, sondern eine Frage von Mangel.
Je mehr Mangel in der Gesellschaft herrscht, desto eher finden Tauschgeschäfte statt, ich helfe Dir und Du hilfst mir.
Der Rechtsruck kam eher daher, dass die Menschen dort im direkten Vergleich eher arm waren und dass es viel zu lange so geblieben ist - aber sie kamen eben historisch aus Verhältnissen des Mangels und hatten kein Wirtschaftswunder wie im Westen. Sie fühlten sich - sicher auch zu Recht - dauerhaft dem Goodwill des Westens ausgeliefert. Und das zehrt natürlich am Selbstwertgefühl und Selbstverständnis. Da ist eine Flucht in "wie sind dann aber wenigstens besser als die Ausländer" aus psychologischer Sicht naheliegend.
Man hätte das nur vermeiden können, wenn die sozialen Verhältnisse sehr zeitnah vereinheitlicht worden wären. Aber dann hätte der Westen weit mehr als den Soli zahlen müssen. Das hätte dann auch nicht gerade für sozialen Frieden gesorgt.
Insgesamt eine sehr schwierige Sache, mal eben für 17 Mio. Menschen 40 Jahre der völlig unterschiedlichen Entwicklung zu egalisieren.
Und der zweite Punkt, vermutlich auch der wichtigere: die DDR war ein totalitäres System. Wer das 40 Jahre lang erlebt, wird nicht über Nacht zum Demokraten. Jedenfalls nicht, wenn man sich nicht besonders politisch informiert.
Da ist dann für überproportional viele der Faschismus näher gewesen, als die Demokratie.
behind_eyes schrieb:Man sehnte sich nach Sicherheit, der alten Sicherheit im mollig warmen Sozialismus.
Da gab es kein Mehr an Sicherheit, ganz im Gegenteil. Es gab nur ein Weniger an Information. Die vermeintliche Sicherheit war nur ein Trugschluss.