Völkermord: Herero und Nama verklagen Deutschland
06.01.2017 um 15:21Nachkommen der von der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia ermordeten Herero und Nama haben die Bundesregierung vor einem US-Gericht verklagt. Sie fordern, direkt an Entschädigungsverhandlungen teilzunehmen.http://www.spiegel.de/politik/deutschland/voelkermord-nachkommen-der-herero-und-nama-verklagen-deutschland-a-1128885.html
Deutschland hat die Massaker deutscher Truppen an den Herero und Nama im Jahr 1904 als Völkermord bezeichnet, sich offiziell entschuldigt. Zehntausende Menschen wurden während der Kolonialzeit im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika, heute Namibia, ermordet.
Den Nachfahren der Opfer genügt eine Entschuldigung nicht. Sie dringen auf finanzielle Entschädigung für die Verbrechen - und ziehen nun gegen Deutschland vor Gericht. Vor einem US-Gericht haben sie Sammelklage eingereicht.
Zudem verlangen der Herero-Vertreter Vekuii Rukoro und der Nama-Vertreter David Frederick in der Klage, dass Repräsentanten ihrer Gruppen in Verhandlungen zwischen den Regierungen Deutschlands und Namibias einbezogen werden müssen.
Die beiden Kläger berufen sich dabei auf die Uno-Erklärung der Rechte für indigene Völker, die seit 2007 eine Beteiligung an wichtigen sie betreffenden Entscheidungen durch selbst bestimmte Vertreter vorsieht. Die Bundesregierung hat bislang in fünf Verhandlungsrunden mit der namibischen Regierung über Wiedergutmachung verhandelt, individuelle Zahlungen aber stets ausgeschlossen. Stattdessen soll eine "Zukunftsstiftung" gegründet werden, die "Erinnerungsprojekte" finanziert.
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Die Bundesregierung hatte das militärische Vorgehen der deutschen Truppen erstmals 2015 als Völkermord anerkannt und sich im vergangenen Jahr offiziell entschuldigt. Der Genozid an Herero und Nama gilt als erstes derartiges Verbrechen im 20. Jahrhundert.
Was denkt ihr, Klage nach so einer langen Zeit noch berechtigt? Ich denke schon, Mord verjährt nicht.