kleinundgrün schrieb:Das ist eben kein rationaler Prozess, der da statt findet. Sondern da träumen Menschen von scheinbar besseren Zeiten, in denen sie ein besseres Leben hätten. Dass da die Realität nicht mitspielt, ist egal..
Ja, das ist wohl so. Und an diese Irrationalität vieler "Wutbürger" doggen dann die Rechtspopulisten an und kassieren reichlich Wählerstimmen.
Das Fatale ist, dass diese Realitätsverweigerer allen Ernstes glauben, in den Monarchien und Diktaturen war alles besser, obwohl sie diese Zeiten gar nicht miterlebt haben. Was wiederum eine Folge der penetranten Propaganda-Arbeit der braunen Geschichtsrevisionisten ist.
kleinundgrün schrieb:Und ich halte das auch nicht für einen Ausfluss irgend einer Kapitalismuskritik, sondern kritisiert wird, dass ihre Bedürfnisse nicht hinreichend berücksichtigt werden. Sie müssen sich dem staatlichen Zwang beugen und ihren Lebensraum mit blöden Ausländern teilen. Sie müssen hinnehmen, dass übermäßiger Patriotismus nur bedingt geteilt wird. Dass "Deutschland über alles" nicht mehr gilt. Jedenfalls bei manchen ist das so.
Für Nationalisten und völkisch Denkende trifft das auf jeden Fall zu. Wobei sich dieser Teil der "Wutbürger" noch nie darüber im Klaren war, dass (neben religiösem Wahn) Nationalismus und völkisches Denken für die meisten Gewalt-Toten in der Menschheitsgeschichte verantwortlich sind.
Für mich stellen diese beiden Parameter eine regelrechte Pest dar und für mich ist Patriotismus lediglich eine verniedlichende begriffliche Verklärung von Nationalismus/völkischem Denken.
Gerade ist wieder einmal jemand dabei, mit seinen "America first" einen Krieg herauf zu beschwören.
kleinundgrün schrieb:Die meisten sind aber eher Leute, die so viele Probleme haben, dass ihnen alles andere besser erscheint, als das, was sie jetzt haben. Da ist die Hoffnung, dass die Revolution sie von ihren Schulden befreit, von ihren Fahrverboten und sonstigen unangenehmen Dingen. Zusammen mit einem "dann sind wir aber wieder wer" erscheint das dann attraktiv und keiner denkt das dann wirklich zu Ende.
Auch hier gebe ich Dir recht. Vieles sind Folgen der für den Kapitalismus typischen Lobbyismus-Politik. Die zahlreichen Verlierer dieser Politik sind in den unterschiedlichsten Schichten bis hinauf zu den mittelständischen Selbstständigen zu finden. Viele davon sind politisch völlig ungebildet, weil sie sich bisher noch nie für Politik interessiert haben. Sie reagieren lediglich!!! Und das auch nur auf Ereignisse, die sie persönlich negativ betreffen. Was ziemlich egozentrisch ist.
Beispiel: bisher hat man sich nie darum gekümmert, wie übel ALG2-Empfänger vom Jobcenter behandelt und über den Tisch gezogen werden, wenn sie intellektuell nicht in der Lage sind, sich zu wehren. Erst wenn man selber arbeitslos geworden ist und selbst betroffen ist, will man plötzlich dagegen revoltieren.