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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

5.875 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Deutsches Reich, Reichsbürger ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 13:44
Weiß jemand etwas über die historischen Entstehungsprozesse der sog. "Reichsbürger"? Wo sind deren Wurzeln in der BRD? Kann es sein, daß diese "Bewegung" historisch-genetisch auf den Briefwechsel Manfred Roeders mit Großadmiral a.D. Karl Dönitz zurückzuführen ist und den in der Folge von ihm (Roeder) als "Reichsverweser" am 23.Mai 1975 abgehaltenen "Reichstag von Flensburg"?


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:13
Zitat von Saxnot555Saxnot555 schrieb:Wo sind deren Wurzeln in der BRD?
Es ist keine homogene Gruppe, sondern eine Art Klammer um verschiedene Gruppierungen.

Die grundlegenden Anfänge stammen wohl aus den 80ern:
http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/173908/glossar?p=69
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/reichsbuerger_web.pdf

Ebel gründete 1985 wohl die erste dieser Gruppen, die "Kommissarische Regierung des Deutschen Reiches". Ob das indirekt auf Roeder zurück geht, weiß ich nicht. Aber Roeder war anders drauf. Eher ein echter Verbrecher als nur ein Spinner mit "Potential".


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:20
@kleinundgrün
@Saxnot555
Die Ursprünge dürften auf die Freeman in den USA zurückgehen. 70er Jahre..
Wikipedia: Freemen on the Land

Inhaltlich haben die viel gemeinsam...

Ich glaube kaum das die reichis von alleine auf die Idee gekommen sind.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:23
@Saxnot555
Mit Dönitz tun die sich ein wenig schwer.
Zum einen weil er für die Neonazis Oberhaupt der letzten legitimen Regierung darstellt, was sie schon deshalb nicht anerkennen wollen, weil sie sich selbst (jeder Clubvorstand für sich) als legitimes Oberhaupt begreifen.

Dazu kommt, dass wenn man Dönitz Legitimität anerkennt, so muss man auch anerkennen, dass dieser sein Amt auf den Bundespräsidenten der Bundesrepublik abgab. Da wirds dann argumentativ sehr eng für Reichis. Daher umkurven die das gern mit großzügigem Bogen (und viel Staub, meist in Form von Paragraphen)


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:27
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Die Ursprünge dürften auf die Freeman in den USA zurückgehen. 70er Jahre..
Na ja, die Idee kraft "Naturrecht" einen eigenen Staat zu gründen, ist von der Grundidee ähnlich.
Aber die Reichis stellen ziemlich explizit auf das Deutsche Reich ab und wollen dessen vermeintliches Erbe an treten. Das ist inhaltlich schon etwas anderes.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:31
Zitat von wuecwuec schrieb:meist in Form von Paragraphen
Lustigerweise aus Gesetzen, die sie ablehnen. So wie sie auch Urteile von Gerichten zur Untermauerung ihrer Thesen an führen, die sie gar nicht anerkennen.
Es gibt nur wenige Ideologien, die schon in sich so hanebüchen sind, wie die der Reichis.

Das ist wohl auch der Grund, warum sie eher putzig als gefährlich wirken. Jedenfalls solange sie keine Waffen horten und auf Menschen schießen.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:38
@kleinundgrün
Ja weil das halt die deutsche Version von denen ist. Bei den Amis währe Sowas schwer möglich da die vorher kein anderes Land hatten. :D

Ich wette die ersten reichsbürger nahmen sich die Freeman zum Vorbild...


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 15:46
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Ich wette die ersten reichsbürger nahmen sich die Freeman zum Vorbild...
Ich halte dagegen und behaupte, dass die Reichis alles us-amerikanische eher verachten und lieber die sieben Federn ihres Reichsadlers stürzen würden, als amerikanische Ideen zu übernehmen. Aber ich weiß es natürlich nicht genau.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:09
@kleinundgrün
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:dass die Reichis alles us-amerikanische eher verachten und lieber die sieben Federn ihres Reichsadlers stürzen würden
Grundsätzlich ja richtig... Aber du übersiehst da das die Freeman ja das US System ja ebenfalls ablehnen und somit brüder im geiste sind.

Die frage is dabei allerdings auch wie der Protoreichi überhaupt auf die idee kam bzw welche motivation dahinter lag...


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:23
@interrobang
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Ich glaube kaum das die reichis von alleine auf die Idee gekommen sind.
Das ist jetzt aber die "Logik" von den Ufoholikern, die meinen daß auf der Erde kein (intelligentes) Leben entstanden sein kann, aber woanders schon...

Ist ja nicht so als ob die Freemen sich durch Intelligenz auszeichnen würden...


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:27
@rambaldi
Oh da hast du mich falsch verstanden oder ich mich blöd ausgedrückt... Aber es is halt auffällig das sich die Reichis kurz nach den Freeman gegründet haben. Da sie zeitlich recht nahe beieinander liegen liegt für mich der schluss nahe das die Reichis es abgeschaut haben und nicht selber erfunden.

Würd mich wundern wen innerhalb so kurzer zeit mehrere auf solch einen abstrusen gedanken kommen..


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:38
@interrobang
Also ich will mich jetzt auch nicht richtig festlegen, dazu habe ich die Geschichte der Spinner zuwenig studiert...

Andererseits war es IMHO zu Vorinternetzeiten auch nicht so naheliegend, daß sich so ein Dorfspinnertum verbreitet, da hätte man ja Kontakt oder Flugblätter oder ähnliches gebraucht. Auch wenn die realitätsverweigernde Dämlichkeit ähnlich ist, unterscheiden sich die Begründungen genug, daß ich mir vorstellen kann, daß tatsächlich irgendein Altnazi selbst auf die Idee kam.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:42
@rambaldi
Fehlendes Internet is ein gutes gegenargument :D
Allerdings berufen sich die reichsbürger auch sehr auf das seerecht. Und das is einer der kernpunkte der Freeman. Die herleitung kommt ja auch aus der englischen sprache.

Allerdings kann es natürlich auch sein das das mit dem Seerecht neu hinzugekommen ist...


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

12.01.2017 um 16:57
Naja es ist zumindest nicht ganz auszuschließen, dass da ein ohnehin schon ideologisch Verdrehter sich von Gruppen wie den Freemans inspirieren ließ und so den Stein der Reichis ins Rollen brachte.

Im Grunde ist es auch völlig egal denn was zählt ist die Reichis von heute unter Beobachtung zu halten denn ein paar ganz Ausgeflippte mit ordentlich Gefahrenpotenzial wird man wohl immer darunter finden.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

13.01.2017 um 12:02
Bei den Bullen gibts auch schon verspulte Reichsdeppääään


http://m.taz.de/Reichsbuerger-in-der-Berliner-Polizei/!5370781;m/


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

13.01.2017 um 12:30
@Warhead
Hm, Polizeibeamter kann man ja nur bei einem existierenden Staat sein. Da die "BRD" aber nur eine Firma ist, kann er also gar nicht Polizeibeamter sein, sondern höchstens security-Angestellter. Dementsprechend sollte er auch nur das Gehalt eines solchen bekommen, was vermutlich so 50% unter dem eines Polizeibeamten liegt.

Und dann schauen wir mal, ob sich der Depp im Reich immer noch so wohl fühlt.

Ist bekannt, ob er wenigstens eine ordentliche Uniform trägt?

Er wird ja hoffentlich nicht dieses neumodische Firmen-blau tragen. In Preussen trug die Gendarmerie grün!

stm4 199


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

14.01.2017 um 06:49
@interrobang
@rambaldi

Das hört sich ja an als ob ihr über das Mittelalter sprecht... Die "Vorinternetzeit" liegt - jedenfalls, was das Internet als Massenphänomen betrifft - gerade mal 25 Jahre zurück. Gewiss, sofort nach Etablierung des Internets wurde dieses auch in gewissen Kreisen zur Kommunikation genutzt. Man denke an das Thule-Netz. Das war aber nur möglich, weil es vorher bereits Vernetzungen gab, die über Zeitungen, Bücher, Versammlungen und Seminare, "Spuckies" mit Kontaktadresse etc. kommunizierten. Naturgemäss waren diese Kommunikationskanäle nicht so effektiv und erreichten eine interessierte Minderheit. Vernetzungen gab es auch in die USA. Gary Lauck dürfte bekannt sein. Aber bereits unter Lincoln Rockwell pflegten amerikanische Neonazis Kontakte nach Deutschland. Über solche Kanäle könnten die Inhalte der "freeman" nach Deutschland eingesickert sein. Andererseits sollte man Rechte nicht unterschätzen, indem man sie pauschal als "Dorfdeppen" einordnet. Der eine oder andere rechte Intellektuelle könnte z.B. Thoreau gelesen und seine eigenen Schlüsse daraus gezogen haben.

Interessant dennoch, wie soetwas wie die Reichsbürgerbewegung entstehen konnte. Ich tippe auf die späten sechziger und die siebziger Jahre als Entstehungshintergrund und auf die Ostpolitik Brands als Initialzünder. Die damalige Diskussion über das Fortbestehen und die Grenzen des Deutschen Reichs und die Friedensvertragsdiskussion könnten, zusammen mit einem durch die Studentenrevolten und den Terror verursachten Autoritätsverlust der BRD, abseitige Gestalten auf die Idee gebracht haben, als "Reichsverweser" auf eigene Faust das Reich zu retten. Erst durch das Internet konnte sich soetwas dann wirklich ausbreiten.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

14.01.2017 um 07:15
@Saxnot555
Zitat von Saxnot555Saxnot555 schrieb:Interessant dennoch, wie soetwas wie die Reichsbürgerbewegung entstehen konnte. Ich tippe auf die späten sechziger und die siebziger Jahre als Entstehungshintergrund und auf die Ostpolitik Brands als Initialzünder. Die damalige Diskussion über das Fortbestehen und die Grenzen des Deutschen Reichs und die Friedensvertragsdiskussion könnten, zusammen mit einem durch die Studentenrevolten und den Terror verursachten Autoritätsverlust der BRD, abseitige Gestalten auf die Idee gebracht haben, als "Reichsverweser" auf eigene Faust das Reich zu retten. Erst durch das Internet konnte sich soetwas dann wirklich ausbreiten.
Das halte ich für durchaus möglich. Ich gehöre zu einer Generation, die sich noch an solche Diskussionen erinnert: Deutschland in den Grenzen von 1937, es gab einmal Autoaufkleber in den 70ern, da stand "Deutschland ist grösser als die BRD" und ähnliches. Es gab eine politische Ecke, die empfanden die "BRD" seit Brandt sozusagen als Verrat an "Deutschland," und diesen Gruppen war es sehr wichtig, immer zu betonen, dass es ja keinen "Friedensvertrag" gäbe und man daher unter Besatzungsrecht sei und dementsprechend keine deutschen Gebietsverluste akzeptierte (das wurde freilich unterstützt durch die offizielle Haltung der Bundesregierung, dass es nur "ein" Deutschland gäbe und die "DDR" nicht anerkannt werden durfte).

Diese gesamte Gedankenwelt existierte vermutlich durchgehend seit mindestens 1945 (mindestens, weil es sogar während dem sog. "3.Reich" ja Leute gab, die der Meinung waren, dass eigentlich seit 1918 alles falsch lief und man ja noch Monarchie sein müsste).

Die Wiedervereinigung muss dann das Fass zum Überlaufen gebracht haben: einerseits war die immer als "provisorisch" bezeichnete Teilung in DDR und BRD zwar vorbei, aber ausgerechnet jene BRD masste sich dann an, offiziell auf alle weiteren Forderungen, vor allem gegenüber Polen, zu verzichten und damit den endgültigen "Verrat" am deutschen Reich zu begehen. Das ganze "Bundes-"Deutschland existierte einfach weiter, selbst der allerletzte symbolische Bestandteil des Reiches, die "Deutsche Reichsbahn" wurde abgewickelt... einem echten "Reichs"gläubigen müssen die Tränen in den Augen gestanden haben. Anstatt den Untergang der DDR als Wiederauferstehung des Reiches zu erleben, wurde dieses nun gleich mitbegraben.

Und auch jene, die in der DDR vielleicht 40 Jahre lang geträumt hatten, dass irgendwann das "deutsche Reich" sich doch wieder erheben müsse zu altem Glanz und Gloria, die stellten nun gefrustet fest, dass sie nichts weiter als Bundesbürger wurden.

Von da war dann der Schritt nicht mehr weit, das alles als perfide Verschwörung der "Feindmächte" zu verstehen und die Realität endgültig aus den Augen zu verlieren.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

14.01.2017 um 07:43
@Rick_Blaine

deinem post zufolge sind diese s. g. reichsbürger monarchisten und revanchisten.
da fallen mir die heimatsverbände ein, die erst nur ihrem brauchtum nachgingen und erst nach dem adenauer die kriegsgefangenen nach hause geholt hat, die forderungen nach rückgabe der s.g. ostgebiete aufkam.


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Reichsbürgerbewegung - für wie gefährlich haltet ihr sie?

14.01.2017 um 07:49
Ich denke, einige der Monarchisten, Revanchisten usw. sind Reichsdeppen geworden. Sicherlich nicht alle. Aber die Reichsdeppen haben gerne deren Vorstellungen und Gedankengänge aufgenommen und weiterentwickelt.


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