Lieber
@Awaresum:
Ich habe den Eindruck, wir reden irgendwie aneinander vorbei. Und ich meine, das kommt daher, weil du Begriffe benutzt, mit denen du etwas anderes ausdrückst als das was ich darunter verstehe, wie das Bewusstsein, das SEIN, das ICH und vor allem in Bezug auf die Aufmerksamkeit. Als auch ich etwas anderes unter dem Begriff SEIN und ICH, Bewusstsein und der Aufmerksamkeit verstehe als du.
Wenn ich mir im Großen und Ganzen so deine Ansichten betrachte, dann sind sie eigentlich Hahnebüchener Unsinn. Vor allem in Bezug auf die Dinge und Lebewesen die um uns herum sind und erst dann beginnen zu existieren, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit geben, wie die Sache mit dem Mond, du erinnerst dich?
:DABER: Wenn ich alles was du sagst nur aus der reinen ICH-Perspektive betrachte, dann stimmts
:DDenn der Mond existiert für mich nur in dem Augenblick wo ich ihm Aufmerksamkeit gebe oder auf ihn Aufmerksam werde. Das gilt aber eben nicht für den Mond, das gilt nur für mich.
Alles was ich vom Mond wahr nehme sind Eindrücke vom Mond, nicht der Mond selbst. Und diese Eindrücke existieren nur in meinem Bewusstsein. Und da sind sie tatsächlich nur, solange wie ich dem Mond auch Aufmerksamkeit gebe.
Das hängt davon ab, was mich jetzt gerade interessiert, worauf ich meinen Aufmerksamkeitsfokus richte. Nur dass gibt es in diesem Moment für mich und nur für mich. Und weil alles andere in dem Moment aus meinem Bewusstsein entschwinden, existiert es dann auch nicht mehr, aber das gilt eben wieder nur für mich.
Das SEIN kennt nur eine Form des SEINS nämlich immer nur im HIER und JETZT. Alles was mir Hier und Jetzt Bewusst wird, das existiert für mich, sonst nichts. Somit existiere ich für mich selbst auch nicht mehr, wenn ich Bewusstlos bin oder wenn ich Schlafe ohne zu träumen. Denn dann bin ich mir meiner Selbst auch nicht mehr bewusst. Es existiert kein Eindruck über mich selbst in meinem Bewusstsein, also entschwinde ich mir selbst aus meinem Bewusstsein. So wie im übrigen dann alles andere auch. Aber das gilt eben nur für mich selbst. Selbstverständlich existiere ich auch trotzdem weiter, aber ich bin mir darüber nicht bewusst. Selbstverständlich existiert auch der Mond weiter, aber ich bin mir dessen nicht bewusst.
Wenn du das in etwa so meinst, dann kann ich das alles nachvollziehen !
Wenn ich mich im Raum bewege, oder mich auf eine Reise begebe, dann kann ich aus meiner ICH-Perspektive auch sagen: Nicht ich bewege mich, sondern die Landschaft bewegt sich an mir vorbei. Denn genau so erscheint es einem ja auch, wenn man zB. im Zug sitzt und aus dem Fenster schaut. Dass man sich selbst von A nach B bewegt, ist einem nämlich gar nicht bewusst. Denn man sitzt in einem Zugabteil und ist immer HIER. Also bewege nicht ICH mich, sondern die Landschaft bewegt sich an mir vorbei. Alles soweit richtig. Aber nur für mich, nur aus dem Blickwinkel meiner ICH-Perspektive ist das so.
Ich kann mich durchaus auch mit dem Gedanken anfreunden, dass irgend etwas in mir, was immer das ist, sich mein ICH selber erst erschafft. Denn man kann nämlich gar nicht sagen, dass das ICH von Anbeginn des SEINS schon da ist. Auch bei einem Neugeborenen ist das nicht der Fall, es bildet sich erst.
Unter SEIN verstehe ich alles was mein Wesen überhaupt ausmacht. Dazu gehört mein materieller Körper, meine Seele, mein ICH, mein Bewusstsein. Und ob es noch mehr darüber hinaus gibt, ob es diese geheimnissvolle Instanz die du nicht beschreiben willst oder kannst, die du Aufmerksamkeit nennst, überhaupt gibt, das wage ich mal zu bezweifeln.
Mein SEIN umschließt also alles was es ausmacht, mitsamt Körper, Seele, Geist. Mitsamt ICH und Bewusstsein, Unterbewusstsein usw...
Unter dem ICH verstehe ich eigentlich das was mich als Individuum ausmacht, die Oberinstanz, die bestimmt: Das bin ICH. Das ist auch schon eine Form von Bewusst-Werdung. Denn sonst ist man zwar ein SEIN, aber kein ICH. Das ICH muss daher ein Teil des Bewusstseins sein, da es dafür sorgt, dass ICH mir meiner Selbst bewusst werde, wenn das nicht so wäre, wäre es kein ICH. Man spricht ja auch vom ICH-BEwusstsein und nicht von einem anonymen Bewusstsein, dass sich zwar bewusst ist, dass es IST, aber nicht weiß, dass es ein eigenes ICH besitzt.
Das Bewusstsein ist für mich tatsächlich die Summe aller meiner Gedanken, Erinnerungen, abgespeicherten Eindrücke, Wahrnehmungen, Erfahrungen, Überzeugungen, Ansichten, Vorstellungen, Gefühle usw...
Und dieses gliedert sich in A) einen Bewussten Teil mit dem ICH und B) in einem unbewussten Teil. Auch der unbewusste Teil gehört zu meinem SEIN, aber bewusst wird mir nur der Teil, indem auch mein ICH sitzt. Denn wäre es überall mir selbst bewusst, gäbe es keinen unbewussten Teil. Möglicherweise haben Pflanzen und Bäume diese Art von Bewusstsein, also sind sich nicht ihrer Selbst bewusst, dass sie sind, aber unbewusst erspüren sie doch ihr SEIN.
Mit deiner neu erfundenen Instanz der Aufmerksamkeit kann ich nichts anfangen, weil ich sie nirgendwo einordnen kann. Und da du mir nicht sagen willst, was das ist bzw. behauptest dass du es nicht kannst, weiß ich nichts damit anzufangen und ob es diese Instanz überhaupt gibt, ist auch noch die Frage. Wozu brauchen wir die Aufmerksamkeit?
Du behauptest, die ICHs kommen und gehen, nur was dahinter ist, die reine pure ungeteilte Aufmerksamkeit sei das bleibende. - Und da ich nicht weiß was das sein soll und diese Instanz auch nicht einordnen kann und vormals noch nie etwas in dieser Weise davon gehört habe, könnte ich genauso gut sagen: Das ICH ist das bleibende ! Das ICH ist diese Instanz selbst ! Eine weitere Instanz dahinter gibt es nicht und sie ist auch gar nicht notwendig. Wozu soll sie gut sein? Was hat sie für eine Funktion? Das ICH kann diese Funktion genauso gut selbst übernehmen.
Das vorübergehende ETWAS ist nach meiner derzeitigen Überzeugung lediglich der materielle Körper. Das darin enthaltende ICH allerdings gehört für mich zur unauslöschlichen SEINsform nicht dazu !
Das SEIN an sich ist die Existenz von Etwas. In welcher Form auch immer, auch in der Immateriellen Form. Der materielle Teil davon ist vergänglich, um es mal in meiner Sprache auszudrücken. Der Rest, das ist Seele, Geist und Bewusstsein mitsamt dem ICH ist unvergängliches SEIN.
Ich kann auch sagen, dass mein Bewusstsein ein Teil meiner Seele ist und das eigentliche SEIN der Seele mein ICH ist. Und das Bewusstsein eigentlich meine Seele IST. Der Körper den ich habe, ist wie ein Mantel, den ich ausziehen kann und wenn ich das will, mir auch wieder irgend einen anderen, neuen Körper anziehen kann.
Also so sehe ICH das zumindest !
Und von daher ist diese übergeordnete Instanz, die Du Aufmerksamkeit nennst für mich das ICH selbst. Es ist eben keine vorübergehende Erscheinung. Denn wenn mein ICH ausgelöscht wäre, wäre ich mir auch meiner Selbst in dem Moment nicht mehr bewusst. Egal was mit dem Rest meines Seins dann passieren würde, ohne das ICH wäre mir das relativ egal, weil ICH davon ja dann gar nichts mehr mitbekäme
:DSomit kann mein ICH nicht vorübergehender Natur sein, denn das ICH macht MICH ja gerade aus. Wenn es durch ein anderes ICH ersetzt werden könnte, weil mein altes ICH irgendwann zu existieren aufhört, dann würde dieses neue ICH nicht mehr ICH sein. Das ICH von MIR wäre nicht mehr und das wäre gleichbedeutend mit der Auslöschung dessen was ich bin und was mich ausmacht.
Das hat nichts mit Ich bin fröhlich oder traurig zutun. Denn das sind wieder Gemütszustände meines ICHs, aber das ist nicht mein ICH. Das ICH macht mich erst zu dem was ICH bin oder: Es macht mich zu einem ICH BIN.
Auch ohne dieses ICH wäre ich, aber eben nicht mehr ICH, sondern dann wäre ich einfach nur noch ein SEIN, oder aber ich wäre gar nicht mehr. Zumindest käme es für mein Bewusstsein aufs gleiche raus, denn ich würde nicht mehr wahr nehmen können, dass ICH bin. Das ist dann wie auf Ewig Bewusstlos zu sein und nie mehr aufzuwachen.
Also so sehe ich das. Wenn du es anders siehst, dann glaube ich, trennen sich hier unsere Wege
:D