Muss mich glaube mal zu ein paar Einwänden gegen die Stasi Theorie äußern. Wie gesagt, ich will sie hier nicht als Fakt vertreten, sondern nur mal als Möglichkeit vorstellen.
}]Die DDR befand sich im Frühjahr 1989 zur Zeit der Göhrde- Morde bereits am wirtschaftlichen Abgrund, war faktisch pleite.
Ich denke, die Stasi hatte genug zu tun, ihre eigenen Landsleute ruhig zu halten. Da der Widerstand der Bevölkerung gegen das Regime und den Staatsratsvorsitzenden Honecker immer stärker wurde, war es doch zunehmend sinnlos noch irgendwelche Westdeutschen in dieser Zeit des offensichtlichen Niedergangs der DDR als Spitzel oder Agenten anzuwerben.
Nö. Der Stasi hat bis Oktober 1989 einschließlich volle Pulle funktioniert - die drohende Staatspleite hat das eher unterstützt, da Westgeldbeschaffung um jeden Preis notwendig war. Die Spionage im Westen funktionierten bis zum Schluss. Man hatte ja am Ende nicht einmal genug Zeit, alle Akten zu schreddern. In meinem beruflichen Umfeld traf man damals auf Tagungen Kollegen aus der DDR, deren Stasiverschwippung nahelag und bei denen man sich im Gespräch besser zurückhielt. Nach der Wende stellte sich heraus, das die Verwicklungen bei einigen noch heftiger waren damals von uns vermutet. Eine dieser Tagungen war im Sommer 1989, und da waren diese Leute noch SEHR aktiv. Die Tagungen befassten sich übrigens mit sehr harmlosen Dingen, und selbst da waren die DDR-Teilnehmer komplett auf der IM-Liste.
Die Spionage in der BRD war auch organisatorisch getrennt von der innerhalb der DDR und sehr langfristig angelegt. Die Agenten im Westen waren in der Regel im Westen basiert. Die kamen nicht mit Trabbis über die nahe Grenze geknattert und hatten nach den Morden endlich mal ein Westauto unterm Hintern, sondern lebten im Zweifel seit 20 Jahren im Westen, hatten Job und Familie und verhielten sich da nach außen unauffällig. Ihre Motivation: Manche waren Überzeugungstäter, die meisten wurden unter Druck gesetzt.
- die Förster hätten was gemerkt
Für die Leute vom Forstamt unterschieden sich die Leute nicht von normalen Waldspaziergängern. Außerdem zeigen die Morde an sich ja, egal wie sie stattfanden, dass die Jungs lange nicht alles mitkriegten, was im Wald unweit ihres Forstamt los war. Die Leichen wurden ja auch in keinem Fall von den Förstern gefunden. Ich wandere gerne mal in Wäldern, und Begegnungen mit Förstern und Jägern sind doch recht selten. Und auch unproblematisch: Freundlich grüßen und fertig.
- Herr R war nur ein kleines Licht bei Laval
Eine sorgfältig abgehakte Liste des Wareneingangs einer Zielfirma, am besten aufgedröselt nach Abteilungen und Personen, lässt SEHR tief blicken, wer in einer Firma was macht und womit die Firma gerade ihr Geld verdient, und zwar im Detail. Man muss es nur auswerten und mit anderen Erkenntnissen abgleichen und dann z.B. das weitere Vorgehen planen. An DER Firma war der Stasi mit Sicherheit interessiert: Chemieindustrie war Top-Priorität in der DDR, man hatte Schwierigkeiten, an Hitec der Trenntechnik heranzukommen. Und es geht weiter: Unter anderem machen die exotische Typen von Zentrifugen. Da denkt man sofort an Urananreicherung, und bei etwas Suche wird man auf den Seiten auch fündig, man beachte den letzten Satz:
http://www.alfalaval.com/industries/mining-and-mineral-processing/uranium/Pages/uranium.aspxWenn die Firma kein Zielobjekt war - welche dann? Die Spionageabwehr des WESTENS verbot damals z.B., Hitech, insb. Computertechnik (das ging mit Steuergeräten, die einen Z80-Prozessor enthielten, los) in den Osten auszuführen. Westfirmen durften selbst auf der Leipziger Messe solche Dinge nicht zeigen. Da war der Stasi an Infos interessiert, die uns heute total piffig vorkommen und wir verstehen kaum noch den Aufwand, der da betrieben wurde. Man betrieb Industriespionage, inden man relevante Firmen aufklärte und dann unterwanderte. Mit Leuten wie Herrn R kann man natürlich nicht die Chefetage der Firma unterwandern, aber hervorragend aufklären. Besser als mit einem, der am Eingangstor rumgammelt und LKWs zählt- und auch die gab es. Ist die Chefetage unterwandert, kann man zudem die Infos auf ihre Plausibilität prüfen. Herr R war interessant.
- Lottogewinne sind zu selten, um eine Stasiaktion zu rechtfertigen
Auslandsstasi war interessiert an allen Leuten, die man unter Druck setzen konnte. Spielsüchtige wurden genannt. Lotto produziert - nicht viele, aber jede Woche - Leute, die plötzlich Geld haben und damit nicht klarkommen.Und fast JEDER BRD-Bürger hatte Verwandte im Osten. In den Akten der DDR-Bürger wurden Westkontakte akribisch aufgelistet. Und wenn der Bruder im Westen 50000 DM im Lotto gewonnen hat, stand das da drin. Ob dann eine Westreise zur Beerdigung der Oma genehmigt wurde, hing von solchen Einträgen ab. Wenn der Ostbruder keine Familienbande im Osten hat, der Westbruder aber Geld, dann durfte er wohl eher nicht. Die haben JEDEN Scheiß erfasst, wirklich JEDEN. Westgeld ist spannend, seine Beschaffung ist wichtig, Republikflucht muss verhindert werden und Wissen ist Macht. Ich meine mal: Laval ist VIEL interessanter als Lotto, aber ganz uninteressant ist Lotto nicht.
Das m.E. beste bisher hier vorgebrachte Argument GEGEN eine Stasi-Verbindung ist die wirklich unprofessionelle Bewaffnung. Das ist auch der Punkt, der mich am meisten zweifeln lässt. Aber auch das kann Tarnung sein. Man ballert mit sinnlosen Waffen rum und lässt noch mal ne niederländische Münze fallen (wovon ja auch die Rede war).