Die Göhrde-Morde
04.03.2014 um 17:54
So jetzt mal meine 2c zu den berühmten Göhrde-Morden:
1. Ja die Göhrde ist an nasskalten Februartagen bestimmt einsam, trostlos oder gefährlich wirkend. Wie berndgeorge aber schon Panik beschleicht bei 7km gutasphaltierter Landstraße erschliesst sich mir nicht, solche Straßen gibt es zu hunderten in Norddeutschland, neben der Göhrde, ist die Nordheide und das alte Zonenrandgebiet hinter Mölln z. b. ebenfalls sehr einsam. Wie auch immer, die Göhrde war für viele Hamburger Familien aus den östlichen Stadtteilen im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel, auch ich hab einige Wochenende mit meinen Eltern dort verbringen müssen (Pilzesammlen :-) ).
2. Das Ehepaar Reinold wohnte nicht zentral in Hamburg-Bergedorf, sondern in einem westlichen Stadtteil Hamburg-Bergedorf namens Lohbrügge, einem Ende der 60er Anfang der 70er gebauten Neubauviertel westlich von Bergedorf. Von dort ist die Verkehrsanbindung nach Lüneburg und dann weiter zur Göhrde noch besser als von Bergedorf.
3. Herr Reinold arbeitete bei Alfa Laval in Glinde, der Otto-Konzern und sein Logistikzentrum sind in Hamburg-Bramfeld, wie sich Herr Köpping und Herr Reinold in geschäftlichen Zusammenhängen hätten kennenlernen sollen erschließt sich mir auch nicht. Alfa Laval am Standort in Glinde ist übrigens stinklangweilig @evoluzzer. Nix was die Stasti interessiert hätte, Schwerpunkt ist Lebensmitteltechnologie und Pumpensysteme (nix mit Hochdruckpumpe für Uranzentrifugen oder ähnlichem Blödsinn. Also wirklich nichts was die Stasi oder sonstige Ostblock Geheimdienste besonders interessiert hätte. Ausserdem hatte Alfa Laval damals bereits Geschäftsbeziehungen mit der UdSSR. Die hätten die Pumpen oder Milchtanks einfach gekauft wenn es sie interessiert hätte. Auch das verwendete Kaliber spricht deutlich gegen Profis. Ausserdem hatte die Stasi in Hamburg eine Reihe von kompletten Tarnfirmen, und mit der tschechischen Exklave Moldauhafen im Hamburg Hafen einen wunderbaren Bereich wo solche Dinge ungestört umgeschlagen werden konnten. Wer mag kann ja mal nach der Geschichte der Exklave googlen, kennen selbst die meisten Hamburger nicht.
Ein simpler Wareneingangskontrolleur interessiert da niemanden. Ziele von Wirtschafts- und Waffentechnikspionage in Hamburg in den 80er waren unter anderem die U-Boot und Marschflugkörperforschungen an der Hamburger Schiffbauversuchsanstalt (wer Verschwörungstheorien mag, darf sich gerne mal mit der Geschichte der HSVA GmbH beschäftigen :-) ) Marinetechnik Blohm und Voss, Philipps und eine Reihe kleinerer Wehrtechnikunternehmen. Man müsste mal eine Matrix erstellen und vergleichen bei welchen Firmen die Stasi einen Fuss in die Tür bekommen wollte und welche der Firmen in dem Zeitraum Ziele von Anschlägen linksextremistischer Gruppierungen wurden. :-)
4. Soweit ich mich erinnern kann, hatten die Morde ein gewaltiges Echo in der Presse und Fernsehen. Ich meine mich zu erinnern, dass es auch im Stern damals einen großen Bericht zu gab eventuell sogar als Titelstory.
5. Wenn schon die Stasi ins Spiel gebracht wird, wie wäre es mit dem Revierförster Heinz Lembke und eine Prise Gladio dazu? Lembke beging zwar schon 1981 Selbstmord in der Untersuchungshaftanstalt bevor er beim Staatsanwalt sein angekündigtes Geständnis ablegen wollte, sein Revier befand sich aber nicht allzuweit von der Göhrde entfernt. Ich zitiere mal aus dem Spiegel 46/1981:
"Auf einem Areal, groß wie 125 Fußballplätze", zählten die Beamten 88 Kisten in 31 Erdverstecken. Die amtliche Auflistung ergab den "und des Jahres: Sprengstoff: 156 kg; Sprengkörper: 230 Stück; " " Anzündmittel: 211 (Anzündschnüre und elektrische Anzünder); " " Zündmittel: 146 m Sprengschnur; 2005 Sprengkapseln " " (Sprengkapselzünder, Sprengmittelzünder, Sprengschnurkapseln, " " elektrische Sprengkapseln); Minenzünder: 51; " " Flammkampfmittel: 17 Handflammpatronen, 23 Treibladungen, 26 " " Abfeuervorrichtungen; Panzerfäuste: 50; 70 " " Panzerfausttreibladungen, 18 Zünder; Handgranaten: 258 " " (Blend-Brand, Tränengas, Nebel); Munition: 13 520 Schuß " " (Normal, Hohlspitz, Weichkern, Gefechts-, Jagd-, " " Schrot-Patronen); Schußwaffen: 3 Pistolen (7,65 mm, 9 mm), 2 " " Jagdkarabiner, 2 KK-Einzellader, 1 G 3, 1 K 98, 2 " " Doppelflinten, 1 MP 40, 2 G 3-Manöverpatronengeräte, 1 " " Signalpistole - 15 gesamt; diverses Schußwaffenzubehör " " (Schalldämpfer, Mündungsfeuerdämpfer); Darstellungsmittel: 30 " " Stück Leuchtmunition, 111 Stück Signalmunition, " " Feuerwerkskörper, Rauchkörper; ABC-Schutzausrüstungen: 3 " " Stück; chemische Stoffe: 0,5 kg Quecksilber, 1 l " " Schwefelsäure, 1,9 kg Phosphor, 0,05 kg Zyankali, 19 gr " " Arsen, 9 gr Strychnin, 500 gr Äther, 1000 gr " " Schwefelkohlenstoff; Bundeswehrvorschriften: 17 (Schießen, " " Ausbildung, Sprengen, ABC-Schutz usw.); weitere schriftliche " " Unterlagen: 41 (Sprengen, Minen, Panzerabwehr usw.). "
Ob der brave Förster Lembke das wohl alles alleine in den Wäldern verbuddelt hat? Die Herkunft der Waffen, darunter z. T. auch NATO Munition wurde offiziell nie geklärt.... Auch gab es lokale Wehrsportgruppen, die haben sich allerdings meist etwas südlicher Richtung Munster im Wald zum ballern getroffen.
Gelebt und gearbeitet hat Lembke in Oechtringen, unweit von Bad Bevensen und Uelzen. Seine Kumpane vom Bund Heimattreuer Jugend sollen zwischen Uelzen und Hannover verstreut gelebt haben.
Kein Wunder, dass die Polizei die Förster etwas näher unter die Lupe genommen hat.
Alles pure Spekulation von mir, aber vielleicht hatte Förster Lembke ja einen Gesinnungsgenossen in der Göhrde der sein Werk weiterführen wolle? Viel Spaß beim weiter googlen und rätseln.