nairobi schrieb:In unserer Besprechung ging es darum, dass das Ministerium nun erheben will, ob es psychische Belastungen bei den Mitarbeitenden gibt und was die Gründe dafür sind und was man dagegen tun kann.
😂😂
Dass man dazu eine Erhebung braucht, finde ich lustig. Aber nicht auf schöne Art lustig.
Ist doch logisch, dass Strafverfolgung ein stressiger Job ist, der psychische Belastung mit sich bringt. Dazu sollte eigentlich der Hausverstand ausreichen, um das zu erkennen.
Aber daran sieht man einmal mehr, wie weit manche Vorgesetzte in Spitzenpositionen vom täglichen Arbeitsalltag weg sind und sich das offensichtlich nicht mehr vorstellen können.
Und natürlich muss man immer alles mit Zahlen und Fakten untermauern können, damit etwas getan wird. Daher eine Erhebung, ich nehme an, das wird dann eine Umfrage unter den Mitarbeitern sein. Da sollten dann wirklich alle mitmachen, sonst bringt es nichts.
nairobi schrieb:Gleich der erste Punkt war natürlich meiner Meinung nach die Wurzel allen Übels: zu wenig Personal. In meinem Sachgebiet kommt das durch Krankheitsausfälle über lange Zeit. Dadurch hat der Einzelne einfach mehr abzuarbeiten.
You don't say... 😂😂😂
Wieder so eine Sache, wo ich mir denke, dass das eigentlich logisch ist.
Ich habe jetzt schon mehrfach gehört, dass es bei Beamten nicht möglich ist, Langzeiterkrankte zu kündigen oder ihnen einen Status zu verleihen, bei dem sie nicht als Personal aufscheinen. Daher werden sie dann nicht nachbesetzt, weil die Stelle ja offiziell nicht frei ist. Nur nützt das halt niemandem, weil diese Leute ja krank sind und nicht arbeiten.
Unkündbarkeit gut und schön, aber wenn man nicht im aktiven Dienst ist, hilft das ja den Kolleg:innen genau gar nicht. Da sollte man andere Lösungen finden, wie zum Beispiel eine temporäre oder wenn es ohnehin unwahrscheinlich ist, dass die Person jemals wieder arbeitet, eine dauerhafte Pensionierung aus Krankheitsgründen.
nairobi schrieb:Ich habe gestern zu einem Kollegen gesagt, ich fühle mich wie in einem Gefäß, das mit Wasser vollläuft und wo der Wasserstand immer höher wird, bis ich irgendwann schwimme.
In den letzten Tagen habe ich auch wieder manchmal Pfeifen auf dem Ohr.
Das sind deutliche Stressanzeichen.
Wie jemand Stress empfindet ist sehr unterschiedlich und auch ab welcher Belastungsgrenze man das tut. Einerseits ist das genetisch bedingt, anderseits hängt das von der persönlichen Situation ab. Wenn jemand auch noch zu Hause viel Stress hat, zum Beispiel durch Betreuungspflichten, Schulden, unglückliche Beziehung, Streit, psychische Vorbelastung/Erkrankung, dann wird diese Person auch im Beruf schneller gestresst und weniger belastbar sein. Da kann man noch nicht mal sagen (wie das so gerne gemacht wird) "Ach, die Leute halten ja nix mehr aus" - sie können nämlich nichts dafür, auch wenn das sehr lästig für die Kolleg:innen ist, weil sie die Arbeit dann auch noch mitmachen müssen. Man kann lernen, mit Stress umzugehen und ich finde ja, dass solche Kurse für alle Arbeitnehmer:innen verpflichtend sein sollten und bei den Arbeitgebern kostenlos angeboten werden müssten.
Wenn der Burnout einmal da ist, ist es zu spät! Ich kenne einige Menschen, die nach dieser Diagnose nie wieder ins Berufsleben zurückkehren konnten. Manche schaffen es nicht einmal mehr, fixe Termine zu vereinbaren oder einzuhalten. Das wirkt sich auch aufs Umfeld aus, denn irgendwann ist man sozial isoliert, weil das niemand lange mitmacht, wenn jemand ständig kurzfristig absagt. Auch wenn man weiß, dass das nicht an einem Mangel an Interesse liegt, sondern einer Krankheit, fällt es den meisten Menschen schwer, damit umzugehen.
Daher sollte man wirklich darauf achten, dass es gar nicht soweit kommt. Unsere Gesellschaft ist prinzipiell eine Leistungsgesellschaft, bei der ganz selbstverständlich erwartet wird, dass man funktioniert, und zwar immer und ganz egal, wie es einem gerade geht. Das ist auch der Grund, warum es so viele Menschen mit Burnout gibt.
Trailblazer schrieb:Ich musste jetzt ein wenig schmunzeln, weil ich das schon mein ganzes Berufsleben lang tue, als Selbständiger.
Na klar, ist ja auch logisch. Wenn du nicht arbeitest, verdienst du kein Geld. Bei Angestellten oder Beamten ist das schon leichter aufgrund der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall oder im Urlaub. Als Beamter kann man sich nicht gekündigt werden.
Angestellte müssen sich da sich Sorgen machen, wenn sie nicht die gesamte Arbeit erledigen können. Das ist ein zusätzlicher Stressfaktor.