nairobi schrieb:Natürlich, das wird ja auch versucht.
Aber bei manchen geht es halt nicht, wenn sie zu krank sind.
Der Punkt ist: sie sind ja nicht zu krank, um zu arbeiten. Sie können nur ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben. Eine andere Tätigkeit aber sehr wohl. Nur sind sie nicht bereit, etwas Neues zu erlernen.
Früher ging das leichter, da wurden die Menschen in die Berufsunfähigkeitspension geschickt und dann in die Alterspension. Jetzt fehlen aber überall die Arbeitskräfte und die ganzen Pensionen belasten das Budget enorm, weil es aus den Einzahlungen in die Pensionskasse nicht mehr finanzierbar ist und somit aus dem Staatsbudget immer mehr zugeschossen werden muss. Dieses Geld geht woanders ab, zum Beispiel im Bildungsbereich.
Darum schlagen Experten schon seit sicher 20 Jahren (also seit ich mich im Grunde erinnern kann) vor, die Menschen länger in der Erwerbstätigkeit zu halten. Nur trauen sich die Politiker da nie drüber, weil das ihre sichere Abwahl bei den nächsten Wahlen bedeuten würde. Ältere Menschen sind eben die größte Wählergruppe und mit denen will man es sich nicht verscherzen. Und so wird unser Pensionssystem langsam aber sicher in den Ruin getrieben.
Das Problem ist halt: mit Anreizen erreicht man nichts, es geht halt leider nur mit Zwang, weil jeder nur auf sich schaut. Wenn es keine entsprechenden Gesetze gibt, die zwingend gegen Sanktionen eingehalten werden müssen und bei denen bei Nichteinhaltung die Sanktionen wirklich wehtun, macht niemand was. Arbeitgeber schaffen keine altersgerechten Arbeitsplätze und Arbeitnehmer vertschüssen sich ehestmöglich in die Alterspension. Das Hauptproblem ist nämlich, dass viele Menschen sogar schon vor dem gesetzlichen Pensionsalter in Pension gehen. Die tricksen sich das so hin, dass das geht.
https://www.derstandard.at/story/3000000191347/wieder-debatte-um-hoeheres-pensionsalterumma schrieb:Früher wurde der vorzeitige Renteneintritt vllt oft sehr leicht gemacht. Das geht heute nicht mehr!
Teilweise in Österreich schon noch, wie die Zahlen zeigen.
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter ist seit 2000 bei den Männern von 58,5 auf 61,9 Jahre, also um 3,4 Jahre, und bei den Frauen von 56,8 auf 59,9, also um 3,1 Jahre, gestiegen.
Quelle:
https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitundsoziales/pensionen/Pensionsantrittsalter.htmlDas gesetzliche Pensionsalter wäre aber 65 Jahre bei Männern und derzeit noch 60 Jahre bei Frauen (Frauen, die nach 1963 geboren sind, müssen schon länger arbeiten, ich dann schon voll bis 65).
umma schrieb:Und was soll man denn schon unter 60 zuhause rumsitzen?
Weil halt die meisten Menschen ihre Arbeit nicht als erfüllend oder sinnstiftend sehen und froh sind, diese Bürde endlich los zu sein. Wobei wir wieder bei den Arbeitsbedingungen und den Bullshitjobs sind.
Das ist das Hauptproblem und was sagt das über die Gestaltung der Arbeitsplätze aus, wenn die meisten Menschen ihre Arbeit so hassen, dass sie freiwillig nicht eine Sekunde länger als unbedingt nötig arbeiten, wenn sich das finanziell irgendwie ausgeht?
Da müsste einiges verändert werden, damit die Menschen ihre Arbeit als erfüllend und sinnstiftend empfinden. Es geht ja nicht einmal darum, dass Arbeit immer leicht, angenehm und schön sein muss - ich denke, den meisten Menschen ist bewusst, dass das nicht geht. Es geht wohl vielmehr um Wertschätzung, die man nicht bekommt oder um das Gefühl, dass die eigene Arbeit etwas bringt, irgendeinen Nutzen hat und man nicht einfach nur seine Zeit absitzt bis man endlich nach Hause gehen darf.
Dieses Bewusstsein fehlt leider den meisten Arbeitgebern und deshalb wird Arbeit auch als notwendiges Übel gesehen.
umma schrieb:Das führt oft nur zu Frust. Wer möchte schon einen Partner so früh laufend zuhause haben? Oft wurden das dann nörgelnde Ehemänner, da unausgefüllt. Sie schrieben ihren Frauen gern alles vor…,
Sorry, das sind nur ganz subjektive Beobachtungen, die ich im Laufe der vielen Jahre machte.
Ich 😉. Durch das Home-Office habe ich meinen Mann eigentlich meistens daheim und ich finde das sehr schön so.
Das ist eine gute Vorbereitung für die Pension, darüber haben wir schon während der Lockdowns gescherzt. Wenn die Ehe die übersteht, dann auch den Ruhestand.
Ich glaube, diese nörgelnden Ehemänner gehören zur älteren Generation. Sicher wird es auch ein paar jüngere geben, die mit sich ohne Arbeit nichts anfangen können, aber gerade jüngere Menschen leben nicht mehr für ihre Arbeit, sondern für ihre Freizeit. Drum ist ihnen Work Life Balance auch so wichtig. Die Arbeit muss mit der Freizeitgestaltung vereinbar sein und nicht umgekehrt.
Wenn die nicht arbeiten, sind sie anderweitig beschäftigt und hocken sicher nicht zu Hause herum und nörgeln.
Junge Frauen lassen sich außerdem von ihren Männern sowieso nichts mehr vorschreiben, wenn sie das lange genug tun, reicht die Frau halt die Scheidung ein. Heute ist es ja sowieso nicht mehr so, dass man ein Leben lang zusammen bleibt, sondern halt ein paar Jahre lang. Bis man endlich die ersehnten Kinder hat und diese groß genug sind, um keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung mehr zu brauchen.
Es ist sicher nicht so, dass man rein aus Berechnung heiratet oder zusammenlebt, aber man trennt sich heute auch konsequent, wenn es nicht (mehr) passt. Heute lebt man eben mehr Wert auf die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und ist weniger dazu bereit, Unannehmlichkeiten zu ertragen. Es gibt eine Kosten-Nutzen-Rechnung auch fur Beziehungen.
Ich bin schon so aufgewachsen, meine Mutter hätte sich von meinem Vater auch nichts vorschreiben lassen. Obwohl er noch zur älteren Generation gehörte, hat er das gar nie versucht. Natürlich gab es Meinungsverschiedenheiten, die würden dann halt ausgestritten, aber ich habe nicht oft mitbekommen, dass meine Eltern stritten. Das haben sie gut gelöst, muss man sagen.
In der Pension hat mein Vater dann den Haushalt geschmissen und immer damit kokettiert, dass er jetzt Hausmann ist, während meine Mutter noch Vollzeit berufstätig war. Nebenbei hat er noch für seinen früheren Arbeitgeber beratend gearbeitet und ich glaube, langweilig war ihm nie.