Ray. schrieb:Naja das kann aber nicht das Problem der Streikenden sein.
Doch, sollte es schon... Das man ich inzwischen sogar im hessischen "Rotfunk", äh Rundfunk in einem Interview mit einem Wissenschaftler hören.
Der meinte gestern abend auf HR1 (sinngemäß zusammengtefasst):
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Das Hauptproblem mit dieser Art von Arbeitskampf kommt aus zwei Richtungen:
Einerseits, wie er entsteht und geführt wird und andererseits wie die Forderungen in die Realität passen.
Nachdem die weit größere Eisenbahnergewerkschaft vor kurzer Zeit einen ziemlich guten Abschluss - vor allem für die unteren Lohnchargen (Hostessen, Zugbegleiter, Schalterpersonal, u.s.w.) erzielt hatte, rumorte es schon einige Zeit unter den Lokführern, die sich in der Bahn eher als Elite fühlen, über den geschrumpften Abstand zu ihren Gehältern.
Außerdem sah sich offensichtlich auch Weselsky (Chef der Gewerkschaft der Lokführer) genötigt, seinem Image als beinhartem Verhandler gerecht zu werden und ebenfalls nachzuziehen. Dazu passt auch die drastische Maßnahme des Warnstreiks in der sehr frühen Phase der Verhandlungen.
Hier geht es also weniger um eine gerechte Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen für eine große Gruppe von Arbeitnehmern, sondern eher um Standesdünkel und persönliche Gründe.
Natürlich kann man den Lokführern nicht die unternehmerischen Fehlentscheidungen vorwerfen, die die Bahn über Jahrzehnte in diese schwierige Situation gebracht haben. Dennoch sollten ALLE Beteiligten das "Wohl des großen Ganzen" im Auge behalten und es ist unbestreitbar, dass dermaßen hohe Forderungen es der Bahn sicher wirtschaftlich noch schwerer machen werden und Warnstreiks, die kurzfristig anberaumt werden, viele Kunden - auch viele bislang treue Anhänger - nachdenklich machen und nach Alternativen suchen lassen werden, was den Druck auf die Bahn nochmals erhöhen wird.
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Für meinen Teil...
Ich fahre regelmäßig nach Ffm zum Kundenprojekt. Diese Fahrt (rund 35km) kostet mit der Bahn 9,75 EUR eine Strecke.
Dafür fährt man zweiter Klasse, oft im Stehen in überfüllten Waggons und muss sich bei zwei von drei Fahrten auch mit Zugausfällen oder erheblichen Verspätungen herumschlagen. Dazu kommen noch jeweils 20 Minuten Fußmarsch zu und von den Bahnhöfen.
Für 9,75 EUR fährt mein Elektroschlumpf ungefähr 225 km...
...Bahnfahren? Ich bin doch nicht blöd!