nairobi schrieb:Oh, wie unschön, das tut mir Leid. Wie war das denn damals bei Euch? (Oder ist die Erinnerung daran zu belastend?)
Es war aber nicht unschön, da es einen Vertrag gab, was mit der Immobilie im Falle einer Trennung passieren soll. So sollte man das meiner Meinung auch machen, denn wenn dann bei einer Trennung verletzte Gefühle entstehen, kann es sein, dass man nicht klar denkt. Drum ist es vernünftig, sowas gleich zu regeln, solange man einander noch mag. 😉
Die Immobilie hat niemand behalten, sie wurde verkauft, mit dem Verkaufserlös die Finanzierung abgedeckt und der Rest wurde aufgeteilt. Jeder hat seine persönlichen Sachen wieder mitgenommen. Fix Eingebautes wie Einbauküche, Badezimmer verblieb in der Immobilie.
Es kann so simpel sein, wenn man mit dem Verstand an sowas herangeht.
nairobi schrieb:Bei einem Verfahrenswert zwischen 5001 und 5999 Euro wäre man bereits dreistellig, genauer gesagt bei 106,20 Euro nur für ein "einfaches Schreiben" laut der Tabelle.
Aber das dürfen keine Phantasiepreise sein und kaum ein Anwalt wird bei einem längeren Verfahren eine Einzelverrechnung für solche Schreiben durchführen, weil die Kosten dann ja nicht von Anfang an überschaubar sind. Man weiß ja nicht im Voraus, wie viele solcher Schreiben anfallen werden und die Mandanten wollen ja wissen, mit welchen Kosten sie zu rechnen haben.
Die Sache ist nämlich die: wenn der Anwalt das so macht, dann wird ihn die Person, die eine Rechtsvertretung braucht, nicht unbedingt engagieren. Zumindest dann nicht, wenn man nicht so viel Geld hat. Man kann Prozesskostenhilfe beantragen, aber dennoch wird man sich nicht den teuersten Anwalt nehmen, nicht mal dann, wenn er einen sehr guten Ruf hat. Wenn man natürlich genügend Geld hat und einem die Kosten egal sind, dann kann man das so machen. Nur werden vermutlich die meisten Menschen eine Aussage wie "Ich kann nicht sagen, was es im Endeffekt kosten wird, kommt auf die Anzahl und den Schwierigkeitsgrad der Schreiben an" nicht als akzeptabel empfinden, weil ihnen das zu unsicher ist.
Mir wurde ja gleich bei meinem ersten Termin ausgerechnet, was die Scheidung kosten würde, und zwar unabhängig vom Ergebnis. Dabei ging es natürlich um die reinen Anwaltskosten, denn wer welchen Anteil an den Verfahrenskosten trägt, entscheidet das Gericht. Fairerweise sollten sich die Streitparteien die Kosten jeweils zur Hälfte tragen bei einer Scheidung, aber es ist nicht zwingend so, dass das Gericht das auch so entscheidet.
nairobi schrieb:So genau habe ich da nicht nachgefragt. Ich kenne diese Leute ja gar nicht.
Okay. Die Geschichte kommt mir nämlich sehr dubios vor. Ich meine: wer sollte einen bei einem Privatverkauf denn zwingen können, zu bauen? Man kann in einen Kaufvertrag vieles hineinschreiben, aber wenn eine Klausel illegal oder sittenwidrig ist, hat sie keine Gültigkeit.
Und wie will man jemanden zwangsenteignen, der einem ein Grundstück abgekauft hat (vorausgesetzt natürlich, der Kaufpreis wurde bereits bezahlt)?
Vor allem: wer unterschreibt bei klarem Verstand einen Kaufvertrag, in dem solche Klauseln stehen?
nairobi schrieb:Es kommt vor allem auf die Gegend an, denke ich. In der Stadt verkauft es sich meist viel leichter als auf dem Land, weil da nicht so viele hin wollen.
Die Immobilie war in Wien und Interesse hab es genug, nur scheiterte es meistens an der Finanzierung. Die Interessenten bekamen meist den Kredit nicht. Die Banken wollen ja ein konkretes Angebot, bevor sie sich damit beschäftigen, ob jemand Kreditwürdigkeit besitzt und in welcher Höhe. Das heißt, es müssen jedes Mal die kompletten Unterlagen zur Immobilie übergeben werden und damit gehen die Leute dann zur Bank und fragen nach, ob sie das Geld bekommen für diese bestimmte Immobilie und die meisten Menschen überschätzen wohl ihre Bonität.
Letztlich bekam die Immobilie jemand, der Geld hatte und gar keine Finanzierung benötigte. So jemanden zu erwischen ist aber auch ein Glücksfall.
Übrigens wollten während der Pandemie viele aus der Stadt raus, weil sie sich wohl in den Wohnungen während der Lockdowns eingesperrt fühlten. Da wurden Immobilien am Land sehr stark nachgefragt. Es sitzt sich halt schöner im eigenen Garten als in einer Wohnung mit Aussicht auf die Mauern des Nachbargebäudes.
nairobi schrieb:Wie lange hat es dann effektiv gedauert bis zur Veräußerung?
Genau weiß ich es nicht mehr, aber ein paar Monate schon.
nairobi schrieb:Und wie war die Wohnsituation in der Zwischenzeit?
Wir sind beide ausgezogen, so schnell wie möglich. Eine leerstehende Immobilie ohne persönlichen Kram der Vorbesitzer ist interessanter für potentielle Käufer. Und wenn man nicht allzu wählerisch ist, kommt man sehr schnell wo unter, zumindest dann, wenn man über ein geregeltes Einkommen verfügt.
Außerdem hätte ich jederzeit zu meinen Eltern ziehen können. Das wollte ich allerdings nicht.
Die Trennung selbst erfolgte auch ohne jegliches Drama. Verletzte Gefühle hin oder her, aber was bringt das denn? Wenn es nicht mehr passt, dann passt es nicht mehr. Auch Affären, Seitensprünge usw. haben darin den Ursprung, weil es eben nicht mehr funktioniert.
Das Beste ist, das Ganze so schnell wie möglich abzuschließen und nach vorne zu schauen.
nairobi schrieb:Dann spielt natürlich auch die Zinspolitik eine große Rolle. Durch die über Jahre niedrigen Bauzinsen wird die Nachfrage viel höher gewesen sein, da mehr Menschen sich ein solches Darlehen leisten konnten. Das war etwa seit 2011 der Fall.
Die und die Vergabekriterien der Banken für Immobilienfinanzierungen. Die sind ja mal strenger, mal lockerer, vor allem, was die nötigen Eigenmittel betrifft.
Derzeit gibt es in Österreich wieder die Diskussion, dass die Kriterien zu streng seien. Das ärgert vor allem Immobilienentwickler und -verkäufer, weil so viele Verkäufe nicht zustandekommen.