violetluna schrieb:Ich habe in einer Lehrveranstaltung über Genderlinguistik gelernt, dass man den Genderstar benutzen soll, denn der inkludiert Männer, Frauen und eben auch alle andern Formen (weder - noch, inter).
Also zum Beispiel Sehr geehrte Zuschauer*innen...
In der gesprochenen Sprache drückt man das durch einen Glottisschlag aus, also indem man das I in -innen mit einem Knacklaut am Anfang ausspricht und mit einer kleinen Pause zwischen Zuschauer und -innen. Würde man eine rein weibliche Personengruppe ansprechen, würde man Zuschauerinnen zusammenhängend und ohne Pause und Knacklaut aussprechen.
Das geht eigentlich mit jedem Wort, bei dem es auch eine weibliche Form gibt:
Lehrer*innen
Student*innen
Sind die männliche und weibliche Form unterschiedlich, nimmt man entweder nur die weibliche Form (Polizist*innen) oder sagt eben Polizisten und Polizist*innen.
Feminist*innen würden als kleinen Seitenhieb wohl die feminine Form nehmen, weil man ja immer gesagt hat, dass im Deutschen das generische Maskulin üblich ist und die Frauen da "mitgemeint" sind (noch immer ein häufiges Argument von Menschen, die nichts vom Gendern halten). Drum drehen sie das eben um und sagen, bei Köch*innen seien die Köche ja eh auch "mitgemeint". ;)
Wie gesagt, da gibt es ziemliches Konfliktpotential.
Ich habe auch einige Fachtexte und Studien zum Gendern gelesen und fühle mich in meiner Meinung bestätigt: ich mag's nicht.
Es bringt durchaus etwas, auch erwiesenermaßen. Beim Lesen von gendergerechten Texten hat man eher Bilder von Personen beider Geschlechter vor Augen statt über das generische Maskulin fast ausschließlich ein Bild maskuliner Personen suggeriert zu bekommen.
Wenn ich nun jedoch eine Art Kosten-Nutzen-Aufrechnung mache, so ist mir der Preis für diese veränderte Gedankenwelt zu hoch. Denn wie ebenfalls erwiesen ist, stört gendern - egal in welcher Form (Schüler und Schülerinnen, SchülerInnen, Schüler*innen..) - deutlich den Lesefluss.
Ich bin nun wirklich nicht gegen Gleichberechtigung, der Fokus sollte aber auf einer faktischen Gleichberechtigung im Lebensalltag liegen und nicht auf diesen verbalen Spielereien, die eher Opium für das Volk sind und dabei das Lesen von Texten auch noch behindern.
Ich musste daher auch laut auflachen, als irgendein Autor (ich meine, in dem Text ging es einfach nur um ein erziehungswissenschaftliches Thema) bei seinem ersten verwendeten generischen Maskulin eine Fußnote gesetzt hat mit folgender Anmerkung (im O-Ton):
Ich habe keine Lust zu gendern, da ich es einfach nur als störend empfinde. Wer Wert drauf legt, der möge sich doch bitte einfach jedes Mal beide Geschlechter vorstellen (Natürlich noch etwas diplomatischer formuliert)