Hamburger Trümmermörder 1947
12.01.2021 um 13:29Hallo zusammen,
ich bin vor kurzem zufällig auf diesen Fall gestoßen und er lässt mich seitdem nicht mehr los. Ich habe mir jetzt die letzten Tage mal alle bisherigen Beiträge durchgelesen und fände es gut, wenn wir die Diskussion mal wiederbeleben könnten, sofern Interesse besteht :)
Zunächst einmal frage ich mich, wieso hier immer von nur einem einzigen Täter ausgegangen wird. Die Tatsache, dass es verschiedene Ablageort gibt und die Opfer bestimmt nicht leicht zu transportieren gewesen sein werden, spricht dagegen. Wenn man davon ausgeht, dass die Opfer zusammengehört haben und entweder zunächst zusammen irgendwo festgehalten oder gleichzeitig getötet wurden, stelle ich mir das mit einem Einzeltäter schwierig vor.
Die Tatsache, dass alle Opfer die Gemeinsamkeit hatten, dass sie den damaligen Umständen entsprechend (unmittelbare Nachkriegszeit, "Hungerwinter", etc.) in ungewöhnlich gutem Zustand waren und dass sie anscheinend allesamt nicht vermisst wurden spricht für mich dafür, dass sie irgendwie zusammengehört haben.
Für am realistischsten halte ich dabei zwei Theorie, die beide auch schon im Thread erörtert wurden:
Die eine wäre, dass sie aus dem Ausland kamen und entweder vor kurzem nach Deutschland aus dem Exil zurückgekehrt waren oder nur auf der Durchreise. Doch auch hier frage ich mich, wie es sein kann, dass absolut niemandem ihr Verschwinden aufgefallen ist. Kein Vermieter, bei dem die Mieter plötzlich die Miete nicht mehr gezahlt haben. Kein Hotel, in dem die Gäste nie ausgecheckt sind. Und keine - wenn auch nur entfernten - Verwandten in ihrem Herkunftsland, die plötzlich nie wieder von ihnen gehört haben. Das halte ich für unrealistisch. Gut, zur damaligen Zeit gab es noch kein Internet und so wäre es möglich, dass die Angehörigen nichts von den Leichenfunden mitbekamen. Aber auch nach all der Zeit nicht?
Die andere Theorie wäre, dass es sich um Vertriebene/Flüchtlinge handelte. Zwar waren die großen Flüchtlingsströme aus den ehemaligen Ostgebieten 1947 schon vorbei, aber es gab dennoch noch Leute, die bspw. die Sektorengrenzen illegal überquerten. Meine Oma ist mit ihrer Schwester und ihrer Mutter ungefähr zu dieser Zeit (zwischen 1945 und 1949) von Brandenburg aus in die Nähe von Hamburg geflohen. Dabei hatten sie Helfer, die ihnen nachts beim Überqueren der Sektorengrenze geholfen haben. Meine Uroma hat ihren Töchtern erzählt, sie würden mit den Grenzsoldaten Verstecken spielen, damit die Kinder ruhig bleiben und nicht in Panik geraten. So wurde es mir zumindest erzählt, ob das historisch korrekt ist, kann ich natürlich nicht sagen. Jedenfalls wäre es - sofern dieses Szenario realistisch ist - doch möglich, dass sich eine Gruppe von Schleppern bereiterklärt hat, die Gruppe über die Grenze zu schmuggeln, ihnen die Bezahlung abgenommen hat und dann umgebracht, um an die (ggf. wertvollen) Gegenstände, die sie bei sich trugen, zu kommen und sie ggf. auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das würde auch erklären, warum die Leichen keine Kleidung anhatten. Warum man sie dann allerdings in Hamburg abgelegt hat und nicht im Wald, wo sie vielleicht erst später gefunden worden wären, kann ich allerdings auch nicht erklären. Da sich bei der Flucht viele Angehörige teilweise für Jahrzehnte aus den Augen verloren haben, wäre es zumindest denkbar, dass deswegen seitens entfernter Verwandter nie der Verdacht aufgekommen ist, dass es sich bei den Leichen in Hamburg um ihre Verwandten handelt. Vielleicht wäre es möglich, über alte Anfragen beim Roten Kreuz herauszufinden, ob zu jemandem, der gesucht wurde, der Kontakt nicht hergestellt werden konnte.
Dazu kommt noch, dass die Gruppe als Familie nicht wirklich Sinn macht. Wenn die 30 bis 40 Jahre alte Frau keine Kinder bekommen hatte (was man ja anscheinend bei der Autopsie festgestellt hatte), kann sie nicht die Mutter des Mädchens oder der jungen Frau sein. Somit würden deren Eltern fehlen - ggf. war die ältere Frau die Tante der beiden und der alte Mann wiederum ihr (von der älteren Frau) Vater? Und die Eltern der Mädchen vielleicht im Krieg gestorben?
Was ich beispielsweise nicht glaube ist, dass hier ein Einziger seine ganze Familie getötet hat, um an ein Erbe zu kommen. Erstens, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass hier ein einziger Täter verantwortlich war, zweitens, weil der Fall damals wohl ziemlich hohe Wellen geschlagen hat und es vermutlich aufgefallen wäre, wenn ein einziger seine letzten vier Verwandten als vermisst meldet und dann das Erbe kassieren will.
Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, noch den/die Täter zu finden, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon tot sind. Ich fände es jedoch sehr wichtig, versuchen herauszufinden, wer diese Leute waren, wo sie herkamen und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Und vielleicht zumindest auch, warum sie sterben mussten.
ich bin vor kurzem zufällig auf diesen Fall gestoßen und er lässt mich seitdem nicht mehr los. Ich habe mir jetzt die letzten Tage mal alle bisherigen Beiträge durchgelesen und fände es gut, wenn wir die Diskussion mal wiederbeleben könnten, sofern Interesse besteht :)
Zunächst einmal frage ich mich, wieso hier immer von nur einem einzigen Täter ausgegangen wird. Die Tatsache, dass es verschiedene Ablageort gibt und die Opfer bestimmt nicht leicht zu transportieren gewesen sein werden, spricht dagegen. Wenn man davon ausgeht, dass die Opfer zusammengehört haben und entweder zunächst zusammen irgendwo festgehalten oder gleichzeitig getötet wurden, stelle ich mir das mit einem Einzeltäter schwierig vor.
Die Tatsache, dass alle Opfer die Gemeinsamkeit hatten, dass sie den damaligen Umständen entsprechend (unmittelbare Nachkriegszeit, "Hungerwinter", etc.) in ungewöhnlich gutem Zustand waren und dass sie anscheinend allesamt nicht vermisst wurden spricht für mich dafür, dass sie irgendwie zusammengehört haben.
Für am realistischsten halte ich dabei zwei Theorie, die beide auch schon im Thread erörtert wurden:
Die eine wäre, dass sie aus dem Ausland kamen und entweder vor kurzem nach Deutschland aus dem Exil zurückgekehrt waren oder nur auf der Durchreise. Doch auch hier frage ich mich, wie es sein kann, dass absolut niemandem ihr Verschwinden aufgefallen ist. Kein Vermieter, bei dem die Mieter plötzlich die Miete nicht mehr gezahlt haben. Kein Hotel, in dem die Gäste nie ausgecheckt sind. Und keine - wenn auch nur entfernten - Verwandten in ihrem Herkunftsland, die plötzlich nie wieder von ihnen gehört haben. Das halte ich für unrealistisch. Gut, zur damaligen Zeit gab es noch kein Internet und so wäre es möglich, dass die Angehörigen nichts von den Leichenfunden mitbekamen. Aber auch nach all der Zeit nicht?
Die andere Theorie wäre, dass es sich um Vertriebene/Flüchtlinge handelte. Zwar waren die großen Flüchtlingsströme aus den ehemaligen Ostgebieten 1947 schon vorbei, aber es gab dennoch noch Leute, die bspw. die Sektorengrenzen illegal überquerten. Meine Oma ist mit ihrer Schwester und ihrer Mutter ungefähr zu dieser Zeit (zwischen 1945 und 1949) von Brandenburg aus in die Nähe von Hamburg geflohen. Dabei hatten sie Helfer, die ihnen nachts beim Überqueren der Sektorengrenze geholfen haben. Meine Uroma hat ihren Töchtern erzählt, sie würden mit den Grenzsoldaten Verstecken spielen, damit die Kinder ruhig bleiben und nicht in Panik geraten. So wurde es mir zumindest erzählt, ob das historisch korrekt ist, kann ich natürlich nicht sagen. Jedenfalls wäre es - sofern dieses Szenario realistisch ist - doch möglich, dass sich eine Gruppe von Schleppern bereiterklärt hat, die Gruppe über die Grenze zu schmuggeln, ihnen die Bezahlung abgenommen hat und dann umgebracht, um an die (ggf. wertvollen) Gegenstände, die sie bei sich trugen, zu kommen und sie ggf. auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das würde auch erklären, warum die Leichen keine Kleidung anhatten. Warum man sie dann allerdings in Hamburg abgelegt hat und nicht im Wald, wo sie vielleicht erst später gefunden worden wären, kann ich allerdings auch nicht erklären. Da sich bei der Flucht viele Angehörige teilweise für Jahrzehnte aus den Augen verloren haben, wäre es zumindest denkbar, dass deswegen seitens entfernter Verwandter nie der Verdacht aufgekommen ist, dass es sich bei den Leichen in Hamburg um ihre Verwandten handelt. Vielleicht wäre es möglich, über alte Anfragen beim Roten Kreuz herauszufinden, ob zu jemandem, der gesucht wurde, der Kontakt nicht hergestellt werden konnte.
Dazu kommt noch, dass die Gruppe als Familie nicht wirklich Sinn macht. Wenn die 30 bis 40 Jahre alte Frau keine Kinder bekommen hatte (was man ja anscheinend bei der Autopsie festgestellt hatte), kann sie nicht die Mutter des Mädchens oder der jungen Frau sein. Somit würden deren Eltern fehlen - ggf. war die ältere Frau die Tante der beiden und der alte Mann wiederum ihr (von der älteren Frau) Vater? Und die Eltern der Mädchen vielleicht im Krieg gestorben?
Was ich beispielsweise nicht glaube ist, dass hier ein Einziger seine ganze Familie getötet hat, um an ein Erbe zu kommen. Erstens, weil ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass hier ein einziger Täter verantwortlich war, zweitens, weil der Fall damals wohl ziemlich hohe Wellen geschlagen hat und es vermutlich aufgefallen wäre, wenn ein einziger seine letzten vier Verwandten als vermisst meldet und dann das Erbe kassieren will.
Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, noch den/die Täter zu finden, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon tot sind. Ich fände es jedoch sehr wichtig, versuchen herauszufinden, wer diese Leute waren, wo sie herkamen und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Und vielleicht zumindest auch, warum sie sterben mussten.