tonia5 schrieb: Ich denke, wir sind uns einig darin, dass Zweifel an bestimmten Fragen durchaus berechtigt sind, denn kein Mensch kann alles wissen.
Das ist grundsätzlich fragwürdig – Satan hatte mit der gleichen vermeintlichen Berechtigung, für Eva Zweifel an dem Gebot Gottes zum Baum aufgezeigt – das christliche Verständnis besticht nicht unbedingt durch ein prinzipielles Zweifelwesen.
(also es kommt schon drauf an, was das für bestimmte Fragen sind, und was man damit in Folge bezweckt, und was das für andere für Auswirkungen hat)*?!
Aber hier ging es mir auch weniger um die Diskussion um unterschiedliche Auslegungen, sondern um den konkreten Zweifel am Verhalten und Beweggründen verschiedener christlicher Fraktionen - denn genau das wurde doch in Frage gestellt.
Miriam und Aron hatten scheinbar gute Argumente um Zweifel an der menschlichen Führung von Moses anzubringen, auch hier stand vermeintliches Fehlverhalten von Menschen im Mittelpunkt – an diesen Punkt hätte sich das Volk Gottes in viele alternative Verständnisse aufteilen können. Gott sah das aber völlig anders (4. Mose 12:1-14)...und verurteilte solch ein bedingtes Aufzeigen von Mangelerscheinungen drastisch - ( deshalb ist die Konzentration, sich in der beständigen Rolle des Aufzeigens zu sehen, doch etwas schwierig).
Nun kann sich sicher nicht jeder oder jede Gemeinde die Rolle a la Moses anmaßen, aber ich habe immer einen Vorbehalt, bei der Kombination von Zweifel und dem Instrumentalisieren von menschlichen Fehlverhalten – d.h. wenn ich den Eindruck habe, das es betrieben wird. Da muss man dann schon differenzieren:
Christliche Grenzen und Ansprüche von Kritik und Zweifel tonia5 schrieb:
Ich denke, wir sind uns einig darin, dass Zweifel an bestimmten Fragen durchaus berechtigt sind, denn kein Mensch kann alles wissen...
Hört sich plausibel an – ist es aber nicht – es ist eine Frage der Plattform auf der man steht, es wäre sicherlich unangebracht gewesen, wenn die Familie Noah's, Zweifel an ihrem Boot gehabt hätten ( wenn man sich auf der richtigen Plattform glaubt, ist Zweifel im christlichen Vorbild daher sehr relativ – auch in der ersten Christenversammlung galten Zweifel an der richtigen Sache als tödliches Cocktail, und Leute die Zweifel säten, nicht gerade als ein Werkzeug Gottes! -
tonia5 schrieb:Das aber muss ich in die Hände des Heiligen Geistes legen, ich kann mich nur als Werkzeug nutzen lassen, die Tatsachen aufzuzeigen, wobei auch ich noch beständig Lernende bin. wobei auch ich noch beständig Lernende bin.
Ja, das ist Wunsch und Hoffnung - eine Garantie jedoch, das "aufgezeigte Tatsachen", automatisch auch Tatsachen sind oder gar göttlicher Natur, liegt leider nicht grundsätzlich vor - das ist wichtig, wenn man schwere Vorwürfe mit diesen vermeintlichen Tatsachen verbindet.
tonia5
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man mit Zweifeln nicht an die Ältesten herantreten kann (es gibt auch Ausnahmen), weil man der Gefahr ausgesetzt ist, als glaubensschwach zu gelten.
Kann sein das diese Typen potentiell “komisch“ sind. Doch in jeder Christengemeinde ist das Anzweifeln von elementaren Gemeindeverständnis schnell verpönt und grundsätzlich als eine Gefahr für den Glauben eingestuft ( wenn sich eine Gemeinde hier wie ein Aal windet, ist das also nicht zu verdenken).
Natürlich hat man dennoch eine christliche Eigenverantwortung, und kann seine geistigen Beine selber in die Hand nehmen –
aber, das ist dann mein Ding – da brauch ich doch nicht den festen Glaubensverband einer Gemeinde etwas anlasten - das erwarte ich von einer Gemeinde einer spezifischen Richtung, das sie sich als eben solches spezifisches Bollwerk im Glauben erweist – und nicht als Wackelbild geistiger Zweifel.
( das hätte auf die Spitze getrieben, den gleichen Charme, wie im Angelverein, Zweifel am Fischfang anzubringen - kann man ja machen - aber doch keine offenen Arme erwarten?! )Was eine einschlägige Gemeinde in Umsetzung seines aufrichtigen Verständnisses tut, oder vermeintliches Fehlverhaltenen, das in Ermangelung von Vollkommenheit überall anliegt, ist also nicht gleich ein Indikator, um aus Menschensicht eine General-Verurteilung auszusprechen.
tonia5 schrieb:
Wenn ich nun auf einen solchen Punkt treffe, dann erlaube ich mir schon, diesen Punkt als im Widerspruch zur biblischen Darlegung aufzuzeigen
Einen Wiederspruch ( unter Vorbehalt des eigenen Kalküls) “aufzuzeigen“ ist aber etwas völlig anderes, als jemanden im selben Atemzug als “
Teufelsdiener“ und “
Terrorist“ zu richten!!?
Also die Konzentration auf isoliertes vermeintliches Fehlverhalten ( Fehlverhalten lag auch in der Christenversammlung vor, oder auch unter den Königen Israels – es hat nicht unbedingt eine ganze Christenversammlung oder den ganzen “Gottes-Staat“ disqualifiziert).
Während Du Dich quasi in den rechtsfreien Raum stellst, denn Du oder Deine Alternative bietet diese Fläche ja hier zunächst gar nicht an – listest Du eine unendliche Agenda an Anklagen auf, sowohl an Einzelpersonen, als auch gegenüber dem gesamten Gemeindewesen dieser berüchtigten Gruppe.
Wenn Du DAS unter “Aufzeigen“ verstehst, finde ich das extrem unfair – nicht einmal Gott listet bzw. wertet Fehler isoliert auf, sondern z.B. David schwere Sünden ( Hurerei und Mord ) standen im Kontrast seiner Beweggründe und Vergangenheit. Jeder Menschen hätte sich damals hinstellen können, und auf David als religiöse Führungspersönlichkeit zeigen können, und leicht ein Gericht Gottes diagnostizieren können – was aber schlicht eine Fehldiagnose gewesen wäre.
Heute finden sich in der christlichen Landschaft sicher vielfältig falsche Bemühungen mit richtigen Beweggründen, richtige Bemühungen mit falschen Beweggründen, und dazu noch Bewegründe und Handlungen die sich im Prozess und Wandel bewegen - und unterschiedliche richtige Wege – wer will das für andere beurteilen und in eine göttliche Gerichtsbarkeit stellen?
Von Deinem Generalaburteil, mit dem Du hier reingeplatzt bist, abgesehen – hat mich ein Parallel-Aspekt besonders irritiert und überhaupt zu diesen Ausführungen veranlasst:
Mit einem Satz wischt Du die Aufrichtigkeit und Notwendigkeit von etlichen Tausenden Bibelforschern, die in den KZ's für christliche Werte ausharrten oder umkamen, mal eben weg?!?
Ich empfehle den Besuch einer KZ-Gedenkstätte und entsprechender neutraler Literatur, dort wird die Zivilcourage dokumentiert und anerkannt – das Wesen der Bibelforscher, derren Wiederstand, Resolutionen, Aktionen und Flugblätter, lassen sich sicher nicht auf einen Mann und eine Erklärung mit einem “schwachen Satz“ reduzieren, wie es Deine benannten Quellen tun, die sich prinzipiell auf ZJ eingeschossen haben. Da wo die traurige Geschichte des Dritten Reiches offiziell aufgearbeitet wurde, wird die Zivilcourage der Bibelforscher überhaupt nicht so bewertet ( und von allen Formen der “Kritik“, finde ich allein diesen Versuch sagenhaft traurig).
Denn auch unabhängig von einer amerikanischen Chef-Elite der Zeugen, zu der im Verlauf des Dritten Reiches kein oder kaum mehr Kontakt bestand, waren es tausende Einzelentscheidungen für Gewissensfragen, die für jeden aufrichten Christen einen elementaren Hintergrund haben:
Kriegsdienst, Waffenbau, Hitlergruß, Mitgliedschaft in der NSDAP, Hakenkreuzflaggen in der Kirche usw. - für das moralische Kalkül um diese Dinge, muss man kein ZJ sein – zum Glück waren die meisten christlichen Gemeinden, die hier heute zur Debatte stehen, damals nicht dabei – und müssen sich auch hoffentlich nie in so einer Zeit und Prüfung des Glaubens wieder finden – fraglich, ob man sich dann aus dieser Distanz, so ein abwertendes Urteil anmaßen muss?!
( ich hatte intensiv mit diesen Dingen rund um die Aufarbeitung des Dritten Reiches zu tun, und bin erst dort über diese wunderliche Gruppe bewusst gestolpert – aber ich fürchte, Du hast Dich mit den religiösen Umständen im Dritten Reich nur sehr schwach auseinander gesetzt....weil Du eine völlige Unverhältnismäßigkeit in Deiner Abwertung zu Grunde legst.)
Doch ich möchte Dich daher als Christ fragen – woher hatten die tausenden Bibelforscher den Segen und die Kraft für eine solche einzigartige christliche Haltung bzw. diese auch im KZ zu bewahren, erhalten, von Gott oder vom Teufel?!
Möchtest Du das beurteilen ? - Du tust es, wenn Du behauptest das diese Menschen auf direkte Initiative des Teufels handeln – und ihre Beweggründe tatsächlich gar nicht so standhaft waren!!
Das finde ich ziemlich traurig – und das hat doch eigentlich nichts mehr mit Deinen persönlichen Erfahrungswerten zu tun.