Allmys-Online-Hauskreis
26.08.2014 um 21:30
Die fünfte Posaune, das erste Wehe
1_Die fünfte Posaune ertönt und dem Seher
Johannes präsentiert sich ein unvergesslicher
Anblick: »Ich sah einen Stern, der
vom Himmel auf die Erde gefallen war.«
Das Perfektpartizip von »fallen« wird im
Deutschen angemessen ausgedrückt. Der
Stern war schon gefallen, als Johannes ihn
sah; er sieht ihn nicht herabfallen.
Fallende Sterne sind beim sechsten
Siegel und bei der sechsten Posaune schon
vorgekommen. Beide Male erklärt man das
am besten mit buchstäblichen astronomischen
Geschehnissen. Ebenso klar ist es,
dass man den Stern hier symbolisch verstehen
muss. Da keine physikalischen
Begleiterscheinungen genannt werden und
man dem Stern einen Schlüssel gibt, kann
der Stern nichts anderes symbolisieren als
eine Person. Man kann einem buchstäblichen
Stern nicht einen Schlüssel geben,
damit er etwas öffne.
Die Bibel lässt uns nicht im Unklaren
darüber, welche Person durch diesen Stern
symbolisiert wird. Der Bereich, aus dem er
gefallen ist und der Bereich, über den er
herrschen darf, schließen eine menschliche
Person aus. Daher kann der Stern nicht der
Mensch der Sünde oder der falsche Prophet
sein. Man müsste dann den »Himmel« als
die »sittliche Sphäre« auffassen, aus der ein
menschlicher Führer gefallen wäre, der
dann dämonische Mächte freigelassen
hätte. Keines der beiden Tiere von Offb 13
war in irgend einer Sphäre gewesen, aus
der sie gefallen waren; und es wäre höchst
auffällig, dass ein Mensch die dämonischen
Mächte freilassen sollte. Nur eine Persönlichkeit
stimmt mit diesem Bild überein; er
wird in der Bibel als ein »Gefallener«
dargestellt. Jesaja sprach von ihm: »Wie
bist du vom Himmel gefallen, du
Glanzstern, Sohn der Morgenröte!« (Jes
14,12). Christus sprach von ihm, als er
sagte: »Ich schaute den Satan wie einen
Blitz vom Himmel fallen« (Lk 10,18).
Diesem Gefallenen wurde jene Stellung
genommen, die er kraft der Schöpfung
gehabt hatte (Hes 28,14), aber er hat noch
große Macht, er hat noch Zugang zu den
himmlischen Örtern (Hi 2,1), bis er nach
dem »Krieg in dem Himmel« in der Mitte
der Drangsalszeit mitsamt seinen Engeln,
den Dämonen, aus dem Himmel geworfen
wird (12,7-9). Das muss das Ereignis sein,
welches erklärt, warum Johannes den Stern
schon als gefallen auf der Erde sieht. Nun
beginnt er seine Kräfte aufzurufen und zu
sammeln. Durch göttliche Zulassung bekommt
er den Schlüssel zum Abgrund und
er verwendet ihn, um die Horden von
Nachfolgern, die dort eingeschlossen gewesen
waren, hinter sich her zu versammeln.
Das Gefängnis dieser satanischen Mächte
wird »der Abgrund« genannt, das ist eine
gute Übersetzung des Wortes abyssos,
»bodenlos« (eigentlich: das, was keinen
Grund hat). Der Abgrund hat einen
»Schlund«, einen engen Schacht, der zu
ihm führt. Siebenmal wird in diesem Buch
der Abgrund erwähnt (9,1.2.11; 11,5;
17,18; 20,1.3). Das gibt uns die klare Vorstellung
einer besonders finsteren Behausung,
eines Gefängnisses. Ob der Abgrund
als eine bestimmte Abteilung innerhalb des
Hades liegt oder außerhalb, darüber sagt
uns die Bibel nichts. Er ist auf alle Fälle als
Gefängnis für dämonische Geister reserviert
und wird von den Dämonen auf der Erde gefürchtet (Lk 8,31). Es ist zweifelsohne
das, was Petrus »Ketten der Finsternis
« (2Petr 2,4) nennt. Aus ihm steigt
das Tier auf (11,7; 17,8) und es wird während
der Tausendjährigen Regierung des
Messias das Gefängnis Satans sein (20,3).
Die hier eingeschlossenen bösen Geister
sind dämonischer Natur und sollten nicht
mit den Geistern böser Menschen verwechselt
werden, welche jetzt im Hades sind
und auf die Stunde warten, in der sie vor
den großen Weißen Thron gerufen werden.
Denn solche könnten nur von dem befreit
werden, der »die Schlüssel des Todes und
des Hades« in der Hand hat (Offb 1,18).
2_Durch göttliche Zulassung bekommt
Satan die durch den Schlüssel symbolisierte
Autorität, das Gefängnis der dämonischen
Geister zu öffnen, und dicker Qualm
entsteigt der Öffnung. Johannes vergleicht
ihn mit dem »Rauch eines großen Ofens«,
er muss also von einem höllischen Schein
durchzuckt sein. Das gibt uns eine Vorstellung
von dem, was mit dem »Feuerofen
« (Mt 13,42), dem Bestimmungsort
ungläubiger Menschen, gemeint sein muss.
Der Rauch ist so dicht, dass die Sonne
verdeckt und alles in Finsternis getaucht
wird. Der Rauch begleitet aber lediglich
das Emporkommen von etwas viel Schlimmerem:
Furchtbare dämonischen Mächte
steigen auf und diese verbreiten eine Finsternis,
die weit schlimmer ist als die physikalische.
Die Einzelheiten dieses Gesichts
zeigen, dass es sich um Dämonen handeln
muss:
1._die Herkunft dieser Eruption: der Abgrund;
2._der Auslöser der Eruption: Satan;
3._die Notwendigkeit göttlicher Zulassung:
ein Schlüssel wird überreicht;
4._die Verfinsterung der Sonne als Ergebnis
dieser Eruption.
Das ganze Geschehen symbolisiert einen
von Satan angeführte dämonischen Überfall
auf die Menschheit. Es ist vielleicht
nicht ganz belanglos, dass die einzige
andere Stelle, in der der genau gleiche
Ausdruck »der Rauch eines Ofens« vorkommt,
1Mo 19,25 ist, wo das Gericht über
Sodom und Gomorra beschrieben wird.
3-4_Johannes verfolgt mit wachsender
Anspannung das sich entfaltende Drama:
• aus, ek, dem Himmel – ein Stern
• aus, ek, dem Abgrund – Rauch
• aus, ek, dem Rauch – Heuschrecken.
Heuschreckenschwärme waren im alten
Israel immer ein göttliches Gericht. Die
achte Plage in Ägypten war eine Heuschreckenplage
(2Mo 10,3-20) und die Erinnerung
daran sollte Israel zur Warnung dienen
(5Mo 28,38-44). Tragischerweise gaben sie
der Warnung wenig Beachtung. Das Bild
der Heuschreckenschwärme, die wie eine
Armee mit Ross und Wagen angreifen, ist
uns aus dem Propheten Joel (2,8-11) bekannt.
Heuschrecken waren eine in den
Ländern des Orients gefürchtete Geißel und
daher waren sie ein passendes Symbol für
verwüstende feindliche Armeen (Nah 3,17).
Sie verdunkeln die Luft wie ein heraufziehender
Sturm, sie kommen in solch unvorstellbarer
Anzahl, dass sie alles kahlfressen
und kein grünes Hälmchen mehr zurücklassen.
Der Rauch und die heuschreckenartigen
Kreaturen sind wirkliche Kreaturen,
so wie der Abgrund wirklich ist, nur zeigen
drei Eigenschaften, das es sich nicht um
buchstäbliche Heuschrecken handelt. Diese
Dämonen treten in gewaltigen Schwärmen
auf wie die Heuschrecken, aber ihre Plage
ist unendlich schlimmer als jede Heuschreckenplage.
Mit großer Macht ausgestattet
und nur von Bosheit getrieben,
fallen sie in Myriaden über die Menschen her und fügen ihnen unerträgliche Qualen zu. Es ist wichtig, dieses zweimal wiederholte
»es wurde ihnen gegeben« zu
beachten (V. 3.5). Das zeigt, dass sie nur
tun können, was Gott zulässt und so lange
Er es zulässt. Die Eigenschaften, welche
beweisen, dass diese Heuschrecken Dämonen
sind, sind folgende:
1._Ihre Herkunft. Sie kommen aus dem
Abgrund.
2._Ihr Stich. Im Gegensatz zu gewöhnlichen
Heuschrecken haben diese einen
Stachel, mit dem sie die Menschen schlagen.
Der Vergleich mit Skorpionen ist sehr
bemerkenswert. Es gibt kein Mitglied der
Familie der Spinnen, das abstoßender ist.
Seine Reizbarkeit, seine Unerbittlichkeit
und die Schnelligkeit, mit der es sein Opfer
sticht, macht ihn zu einem gefürchteten
Tier. Sein Stich ist extrem schmerzhaft, er
kann sogar tödlich sein. Diese Heuschrecken
bekommen die den Skorpionen eigene
Macht, die Menschen zu terrorisieren. Ob
Gott diese Macht direkt gibt, oder durch
Satan indirekt, macht keinen Unterschied.
Es ist Gott, der die Menschen richtet.
3._Ihre Speise. Normalerweise frisst ein
Schwarm Heuschrecken alles Grüne, das
ihm in den Weg kommt, wie Joel beschrieben
hat: »Vor ihm her verzehrt das Feuer
und nach ihm lodert die Flamme; vor ihm
ist das Land wie der Garten Eden, und nach
ihm eine öde Wüste und auch keine Entronnenen
lässt es übrig« (Joel 2,3). Dieser
Schwarm rührt weder das Gras noch irgend
etwas Grünes an, sondern fällt nur über die
Menschen her. Es wurde ihnen von Gott
»gesagt«, sich so zu verhalten. Nicht alle
Ausleger verstehen es so, dass Gott diesen
Befehl gibt, aber es ist nicht einleuchtend,
dass Satan das Wirken seiner Agenten
einschränken sollte, dass sie nur die nicht
versiegelten Menschen schlagen dürfen. Es
ist Gott, der das Wirken der Heuschrecken
exakt eingrenzt, um seine Versiegelten zu
bewahren, wie auch Israel in Ägypten vor
der Heuschreckenplage verschont blieb.
4._Ihr König. Agur, jener aufmerksame
Beobachter der Schöpfungswerke Gottes,
sagt im Buch der Sprüche: »Die Heuschrecken
haben keinen König« (30,27). Diese
aber haben einen König, denn sie sind
anders als gewöhnliche Heuschrecken
(V. 11).
Die Heuschrecken dürfen nur jene Menschen
plagen, welche das Siegel Gottes
nicht auf ihrer Stirn haben. Die Versiegelten
144 000 (7,2-8) werden von Gott bewahrt,
denn sie haben einen Auftrag, den
sie erfüllen müssen. Die Annahme, dass es
sich bei den Angegriffenen nur um die
Unversiegelten unter den Israeliten handeln
müsse, weil die erwähnten Versiegelten
alle aus Israel sind, lässt sich kaum halten.
Eine solche Einschränkung lässt sich in
diesem Zusammenhang nicht ausmachen,
wo doch der Geltungsbereich weltweit zu
sein scheint. Satan ist aus dem Himmel
geworfen worden und hat große Wut
(12,12) und da bietet er gewiss alle ihm
verfügbaren dämonischen Mächte auf, um
während dieser zweiten Hälfte der Drangsalszeit
die Menschen durch Einschüchterung
zu bewegen, das Zeichen des Tieres
anzunehmen. Nur die Boten des kommenden
Königs werden von Gott geschützt;
dem Satan wird erlaubt, den Rest der Menschen
zur Nachfolge des Tieres zu drängen.
Die ganze Bosheit Satans wird hier offenbar;
seine Anhänger sind nur Schachfiguren
in seiner Hand. Was sie leiden müssen, um
seinen Interessen zu dienen, kümmert ihn
in seinem wütenden Rasen gegen den
Himmel nicht.
5-6_Diesen satanischen Dienern werden
drei Begrenzungen auferlegt:
1._Ihre Opfer. Die Versiegelten sind
ausgenommen, alle übrigen sind zulässige Zielscheiben ihrer Angriffe. Satans Absicht
ist, dass die aufgeschreckten Menschen
Schutz suchen unter den Wunderkräften
des Tieres und des falschen Propheten
(13,13-14).
2._Ihre Macht, zu schädigen. Sie haben
die Macht zu töten, aber ihnen wird hier
die Erlaubnis dazu verweigert. Ihre Opfer
dürfen nur »gequält werden«; das ist in
diesem Buch ein Ausdruck, der göttliche
Rache beinhaltet (siehe 14,11;
18,7.10.15). So werden diese Agenten
Satans ganz gegen ihre Absicht zu Vollstreckern
göttlich gerechter Rache. Die
Qual wird mit dem Stich eines Skorpions
verglichen, was zum Schmerzhaftesten
gehört, das es gibt.
3._Die Zeit ihres Wirkens. Sie dürfen die
Menschen nur während einer genau begrenzten
Zeit quälen. Ob die »fünf Monate
« sich auf die Dauer ihres Wirkens oder
die Dauer der Folgen ihres Stiches beziehen,
kommt nicht ganz eindeutig zum
Ausdruck; beides kann zutreffen. Die meisten
Ausleger (siehe Alford) sehen in den
fünf Monaten die Zeit, in denen die Heuschrecken
normalerweise ausschwärmen
(im Orient zwischen Mai und September).
Wie in allen anderen Fällen in diesem
Buch, so müssen wir auch hier die Zeitangabe
wörtlich auffassen.
Da es nicht natürliche Heuschrecken
sind, wird die von ihnen zugefügte Pein
zwar großteils physisch sein, aber teils
auch eine Art Nervenstörung, welche heftige
Todessehnsucht bewirken wird. Gegenwärtig
untersucht die medizinische Forschung
die Beziehung zwischen dem leiblichen
und dem geistigen Wohlbefinden. Die
Bibel hat diesen Zusammenhang seit je
dargestellt, besonders bezüglich des Leidens
(Ps 38,6-7; Mt 17,14-18; Jak 5,13-16).
In der heutigen Zeit der Drogensucht und
Völlerei, des Okkultismus und der sexuelle
Zügellosigkeit wissen wir nur zu gut, dass
diese Dinge körperliche und seelische
Verwüstung anrichtet; gleichzeitig bereiten
diese Exzesse die hier beschriebene Invasion
aus dem Abgrund vor. Die Menschen
werden durch dämonische Quälerei, die
teils regelrechte Besessenheit sein wird, so
zermürbt sein, dass sie als einzigen Befreier
von ihrer Pein den Tod suchen, aber der
Tod flieht vor ihnen. Hiobs Todessehnsucht
(Hi 3,20-22) ist möglicherweise mehr
Rhetorik und eher ein Ausdruck der vollständigen
Mutlosigkeit, hier aber begehren
die Menschen nichts so sehr wie den Tod,
nicht wissend, dass dieser unendlich
schlimmere Pein nach sich ziehen wird
(14,9-11). Das Präsens des Verbums »fliehen
« zeigt die ganze Dramatik der Situation:
Der Tod ist beständig auf der Flucht
vor den Menschen und sie können ihn nicht
erhaschen.
7-10_Nachdem Johannes die Herkunft
dieser dämonischen Mächte genannt hat,
beschreibt er ihr Aussehen. Er bedient sich
bildhafter Vergleiche, aber wir sollten diese
nicht so weit entschärfen, dass sie nur noch
abstrakte Allgemeinheiten ausdrücken. Die
Vergleiche entsprechen furchterregenden
Wirklichkeiten. Man beachte die Ähnlichkeiten
zwischen dieser dämonischen Invasion
und der Heuschreckeninvasion, die
Joel beschrieben hat (Joel 2,4).
Acht Merkmale werden erwähnt:
1._Ihre Gestalt – »gleich zum Kampf
gerüstete Pferden«. Alte wie moderne
Schriftsteller haben den Kopf der Heuschrecke
mit dem Pferdekopf verglichen.
Der Panzer der Heuschrecken gleicht Pferden,
die man zum Kampf gepanzert hat.
Der Gedanke ist vielleicht Unbesiegbarkeit
oder Unverwundbarkeit. Die Menschen
werden keine Waffe finden, mit denen sie
den Panzer dieser übernatürlichen Wesen durchschlagen können. Wir müssen annehmen,
dass diese Kreaturen eine beträchtliche
Größe haben werden, ansonsten wäre
die Schilderung übertrieben.
2._Ihre Köpfe – »auf ihren Köpfen wie
Kronen gleich Gold«. Etwas Glitzerndes
auf ihren Köpfen erinnerte Johannes an
Kronen, stephanos, eigentlich »Siegeskranz
«. Dieses Wort lässt eher an Sieg
denken als an beanspruchte Königswürde.
3._Ihre Gesichter – »wie Menschenangesichter
«. Dass diese heuschreckenartigen
Wesen Gesichter wie Menschen
hatten, ist vielleicht ihr schreckenerregendstes
Merkmal. Das lässt auf Intelligenz
schließen, die hier aber mit Bosheit und
Grausamkeit verschwistert ist. Es spricht
auch von der Autorität, die sie über die
Menschen beanspruchen.
4._Ihre Haare – »wie Weiberhaare«.
Das lange Haar lässt Johannes an ein typisches
Merkmal von Fraulichkeit denken
(1Kor 11,15). Das ist vielleicht ein Hinweis
auf verweichlichtes Wesen.
5._Ihre Zähne – »wie die der Löwen«.
Das ist ein Echo von Joel 1,6. Mit diesen
Zähnen verbreiten sie Schrecken wie Raubtiere
und doch werden sie nicht mit den
Zähnen beschädigen, sondern mit dem
Schwanz.
6._Die Brustpanzer – »wie eiserne Panzer
«. Der Brustpanzer, thôrax, schützt den
Rumpf und damit die inneren Organe und
macht sie unverwundbar. Keine Waffe
kann den Panzer durchbohren und die
Heuschrecken töten.
7._Ihre Flügel – »das Geräusch ihrer
Flügel war wie das Geräusch von Wagen
mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen
«. Auch dies ist ein Echo von Joel (2,5).
Der Lärm ist wie das Donnern einer herannahenden
Armee, die lähmenden Schrecken
verbreitet schon bevor die Schlacht
begonnen hat. Hier ist der Gedanke die
Unwiderstehlichkeit dieser Armee aus dem
Abgrund.
8._Ihr Schwanz – »gleich Skorpionen«.
Das abstoßendeste Mitglied der Familie der
Spinnen ist der Skorpion. Er umklammert
sein Opfer und schlägt ihm blitzschnell seinen
giftigen Stachel in den Leib. Der Vergleich
zeigt, dass diese Mächte aus dem
Abgrund erbarmungslos und unerbittlich
sind. Von oben bis unter gemustert, sind die
physischen Eigenschaften furchterregend,
aber die Tatsache, dass die Plage übernatürlichen
Ursprungs und von Satan gesteuert
ist, verleiht dem Geschehen eine
zusätzliche Dimension des Schreckens.
Einige Ausleger haben hinter dieser
Beschreibung die Invasion einer mächtigen
Armee gesehen und auf die Parallele zur
von Joel beschriebenen Invasion verwiesen.
Aber die Beschreibung von der Herkunft
und von den Merkmalen dieses Heuschreckenschwarmes
spricht gegen diese
Deutung. F.A. Tatford fasst zusammen:
»Die Tatsache, dass diese furchterregenden
Kreaturen aus dem Abgrund kommen, dann
aufsteigen wie ein dunkle Wolke, die die
Sonne verfinstert und zudem ein geistliches
Oberhaupt haben, zeigt zusammen mit den
übrigen Merkmalen, dass es eine geistliche
und nicht eine irdische Armee ist. Die
einzige befriedigende Erklärung scheint die
zu sein, dass es sich um einen Aufbruch
des Spiritismus in massivster Form handelt.
Dämonen, die noch von Gott zurückgehalten
werden, werden dann auf die unglücklichen
Nachkommen Jakobs losgelassen.«
Da in diesem Abschnitt nichts über eine
Rückführung dieser Mächte in ihr ehemaliges
Gefängnis gesagt wird, ist es möglich,
dass sie auch nach den hier genannten fünf
Monaten in Freiheit bleiben, um erst am
Ende der Drangsalszeit zusammen mit
ihrem Oberhaupt in den Abgrund eingesperrt
zu werden (20,3). 11_Eines der Merkmale, die diese Heuschrecken
von natürlichen Heuschrecken
unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie
»über sich einen König« haben. Das Wort
basileus spricht von seiner Autorität über
dieses Heer, während das Epithet »Engel
des Abgrundes« seine Herkunft bezeichnet.
Diese Person sollte nicht mit dem gefallenen
Stern von V. 1 verwechselt werden.
Der Engel des Abgrundes ist nicht der
Satan. R. H. Mounce schreibt: »Es ist
unwahrscheinlich, dass der Satan an diesem
Punkt der Visionen in einer so unbestimmten
Weise eingeführt werden sollte.« Diese
besondere Horde von Dämonen hat ihre
eigenen Anführer, der zusammen mit ihnen
aufsteigt. Der Satan hingegen ist das Oberhaupt
über alle »Fürstentümer und Gewalten,
Weltbeherrscher dieser Finsternis«
(Eph 6,12). Dieser König ist dem Satan
untergeordnet und seine besondere Zuständigkeit
wird durch seinen Namen ausgedrückt:
Hebräisch Abaddon, Griechisch
Apollyon. Diese Art zweisprachiger Identifizierung
ist für die Schriften des Johannes
bezeichnend (Joh 6,1; 19,13.17.20; 20,16).
Johannes will hier nicht zeigen, dass er
beide Sprachen beherrscht, sondern dass
diese dämonische Invasion allen Völkern
bevorsteht. Das hebräische Wort bedeutet
»Zerstörung« (siehe Hiob 28,22; 31,12),
das griechische »Zerstörer«. Viele Ausleger
sehen in dieser Bezeichnung einen
Spottnamen auf Kaiser Domitian, der sich
selbst als eine Inkarnation des Gottes Apollo
ausgab. Gott lässt es zu, dass diese Invasion
aus dem Abgrund die Zufriedenheit
der materialistischen Menschen zerstört.
12_Dieser Vers stellt die Verbindung zwischen
den beiden »Wehe« her, deutet vielleicht
auch an, dass zwischen den Beiden
eine Pause eintreten wird, bevor die zwei
letzten und noch schlimmeren »Wehe«
über die Menschen kommen. Die Fügung
»ist vorüber« kann die Bedeutung haben,
die in der Fußnote zu JND steht: »ist vorbei
«. Gott machte der Heuschreckeninvasion
in der Vision Joels ein schnelles Ende:
»Und ich werde den von Norden Kommenden
von euch entfernen und ihn in ein
dürres und wüstes Land vertreiben, seinen
Vortrab in das vordere Meer und seinen
Nachtrab in das hintere Meer« (Joel 2,20).
Die Begrenzung auf fünf Monate zeigt,
dass Gott mit dem Wirken dieser Dämonen
ein bestimmtes Ziel verfolgt. Wie Gott
dieses Dämonenheer wieder entfernt, wird
nicht gesagt. Es kann aber auch sein, dass
sie sich den Dämonen anschließen, die
ausgehen werden, um die Menschen zum
letzten Aufstand gegen Gott zu vereinen
(16,14).
Der für Johannes so bezeichnende Ausruf
»siehe!« macht deutlich, dass mit den
zwei folgenden »Wehe« den Menschen
noch Schlimmeres bevorsteht. H. Morris
sagt treffend: »Das erste ›Wehe‹ war
schmerzlich, das zweite wird tödlich sein.«
»Nach diesen Dingen« bedeutet nicht lediglich
eine logische Abfolge der Geschehnisse
in der Vision, sondern auch eine
chronologische Abfolge der geschauten
Ereignisse. Wenn die Posaunen die zweite
Hälfte der 70. Jahrwoche von Daniel einleiten,
dann müsste diese fünfmonatige
Periode im vierten Jahr der Drangsal liegen.
Es wird anhand des 13. Kapitels klar
werden, dass dies die Zeit ist, in der sich
das Tier auf dem Höhepunkt seiner Macht
befindet.
Quelle CV-Kommentar zum neuen Testament