@shiVom Kampfe wollt´ ihn die Gattin, schon ehelich gesegnet, durch Liebe zurückhalten. Sie beschwor ihn zu bleiben bei der Liebe zum Kinde, das unter dem Herzen sie trug. Doch - nein! Rodenstein war schon der häuslichen Freuden, war schon der Gattin müde geworden.
Er zog mit seinen Reisigen aus der Burg, ohne auf ihre Bitte, ihre Thränen zu achten; und da sie kniefällig ihm den Weg sperrte, stieß er sie unfreundlich zurück, und ließ sie einsam, trauernd und händeringend in der Brautkammer liegen.
Bald hierauf kam sie mit einem todten Knäblein nieder, das ihr selbst den Tod brachte. Der Ritter lag indeß noch im Felde, harrend des Feindes in der Nähe von Schnellert bei Nacht. Da sah er vom Walde her ihm nähern sich eine bleiche Gespenstergestalt. Die Haare zu Berge ihm stehen, so wenig er auch sonst sich gefürchtet; mit Schrecken erblickt er die Gattin erblasset das Kind in dem Arme, jetzt vor sich.
Mit dumpfer, doch vornehmlicher Stimme spricht sie zu ihm:
"Du hast deine Schwüre gebrochen,
"Du hast deine Ehe entweiht;
"Du hast deine Gattin gemordet,
"Du hast deinen Knaben gewürgt.
"Darum ziehe als schleuslicher Bote
"Des Krieges im Lande herum,
"Und künde dem ängstlichen Volke
"Die künft´gen Verwüstungen an!
Sie sprachs und verschwand. Rodenstein fiel bald hernach in einem Gefechte. Halbtodt brachte man ihn nach Schnellerts zum Burgvogte, wo bald seine wilde Seele er aushauchte.
Und seit seinem blutigen Tode
Geht er als Gespenste umher,
Mit Reutern und Rossen umgeben,
Und schrecklich bei finsterer Nacht.
Und wenn in dem römischen Reiche
Sich fern eine Fehde entspinnt,
So ziehet er aus seinen Ruinen,
Verkündend den kommenden Krieg.
So lehrt uns die Kunde der Vorzeit; so glaubte man, und glaubt es noch heute - freilich nicht allgemein, daß es keine so ganz leere Sage sey, um die Existenz jenes wilden Burggeistes.