@bergfreund @Barabbas @allBergfreund, du hast jetzt noch mal ein Abstract geliefert und ein bisschen was auf den Seiten zuvor. Das ist eine sehr allgemeine Betrachtung von Großwetterlagen - ohne konkrete Daten und Kenntnisse der Situation vor Ort. Für das Mikroklima am Kholat Syachl und den umgebenden Gebirgszug gibt es einige prägende Faktoren, die bei einer solchen Betrachtung unbedingt berücksichtigt werden müssen. Der Zeltplatz da unterhalb des Gipfels befindet sich in einer Lage, in der niemand zelten würde, der weiß, vor was für eine Flinte er da läuft. Das westliche Tal bildet einen regelrechten Windkanal. Der Wind schießt dann über den Gipfel und Bergrücken dieser nahezu symmetrischen Formation und verursacht auf der Rückseite ("unser" Hang) extreme Effekte. Das ist auch hier im Forum gut beschrieben. Wenn es jemand nicht findet, sagt Bescheid. Wobei der Beitrag gleich auch noch verlinkt wird. Dass kaum Schnee liegenbleibt oben an diesem Hang, wurde oft genug gesagt und ist nicht nur für damals wie heute nicht nur belegt, sondern bewiesen.
Aber dies war nur eine vorangestellte Randbemerkung. Denn ich will eigentlich nur darauf hinaus, dass deiner Ausarbeitung bzw. angedeuteter These, die wir hier oben vor uns sehen, seitens Günter Wolf eine fachkompetente Studie entgegensteht, deren 1. Entwurf von 2019 bereits 99 Seiten umfasst. Weitere Aspekte, die er untersucht hat, kommen noch hinzu.
Du willst Schnee, der auf das Zelt einwirkte und am Ende tödlich war. Günter kommt zu dem Ergebnis: Kein nennenswerter Schneefall an diesem Abend. Bekanntlich wird ein ausreichender Schneefall auch von anderer Seite nicht angenommen bzw. für möglich gehalten. Die Berichte und Bilder sprechen darüber hinaus eine klar Sprache.
Günter leitet den Entwurf seiner Wetter Studie u. a. mit diesen Worten ein:
"Mein Studium des Wetters zu der fraglichen Zeit dauerte gut und gerne 1 Jahr, bei täglich 8-10 Stunden. Immer wieder eröffneten sich neue Erkenntnisse. Unweigerlich drängte sich mir der Vergleich mit der „Matrjoschka“ auf." ... und er hat sich erneut rangesetzt, um hier und da noch etwas herauszufinden.
Es wäre jetzt ein unzulässiges Argument, dir nur den Umfang und die Intensität dieser Arbeit an den Kopf zu werfen. Aber ich habe es ja eben noch mal aus dem Archiv geholt. Es werden dezidiert alle Aspekte abgehandelt. Wer eine These aufstellt, die ein anderes Wetter etablieren möchte, oder meinetwegen auch nur einen starken Schneefall einbauen will (wobei der, wie gesagt, noch nicht zum gewünschten Ergebnis einer nennenswerten Wechte führen würde), der kommt an dieser Arbeit einfach nicht vorbei. Und dmait auch nicht an der Erkenntnis, dass allein schon wegen der trockenen Luft im Kaltlufttropfen von dort kein nennenswerter Schnee kommen konnte. Was die Gruppe vorher im Tagebuch dokumentiert hat, ist nur teilweise relevant für die entscheidende Nacht.
Ich müsste jetzt genau genommen vorschlagen, dass du sie kommentierst - auf solche Weise, dass deine Widerlegung plausibel zu
deinem Ergebnis führt. That's not going to happen. Ist ja klar. Du stehst schon irgendwie auf verlorenem Posten mit deinen Standpunkten.
Hier noch mal, was bei Günter dabei raus kommt für die Wetterlage und den Sturm in der Schicksalsnacht:
Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass (Seite 13) (Beitrag von Nemon)Ein Auszug:
Wind: Großwetterlage, in rund 1200 m Höhe, Nähe Kholat.
31.01.1959
270 °West
1.2.1959
11 Uhr Local 315 ° NW bis NNW
17 Uhr Local 315 ° NW bis NNW
23 Uhr Local 310 ° NW bis NNW
2.2.1959
280 ° West
Wind am Kholat auf der Ostseite (Zelt).
31.01.1959
Westwind durch die Kanalisierung.
01.02.1959
11 Uhr bis 16 Uhr: Westwind durch die Kanalisierung des Vor-Tales. V ~ 15 m/s T ~-20°C.
16 Uhr bis 19 Uhr: Westwind durch die Kanalisierung des Vor-Tales.
19 Uhr: Westwind durch die Kanalisierung des Vor-Tales. Katabatischer Wind im Vor-Tal startet wegen der untergehenden Sonne. Extrem kalte Fallwinde vom Nordhang des Vor-Tales strömen ins Vor-Tal. V ~ 30 m/s (+/- 5 m/s) T ~ -25°C.
21 Uhr: Westwind durch die Kanalisierung des Vor-Tales. V ~35 m/s (+/- 5 m(s) T ~-30°C.
Spätestens um 19.00 Uhr hätte der Gruppe klar sein müssen, dass ein Überleben im defekten Zelt unter diesen Umständen (Wind-Chill -38°C) nicht möglich ist. Viele Indizien deuten jedoch darauf hin, dass die Gruppe das Zelt nicht vor 21 Uhr verließ. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Wind-Chill innen -45°C und außen - 60°C. Die Gruppe hat dadurch von 19 bis 21 Uhr viel an Vitalität verloren.
Aufgrund der Gruppendynamik, angesichts eines möglichen Nah Todes, traten psychologische Effekte in der Gruppe auf. Bewusstseinsverengung, eingeschränkte Aufmerksamkeit, die Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten, Lethargie und Desorientierung waren die Folge. Dies führte zu teilweise sinnlosen, unlogischen Handlungen und Fluchtreaktionen, die innerhalb von Minuten auftreten können. In der Zwischenzeit traten sicherlich parallel auch "normale Handlungen" einiger Gruppenmitglieder auf. https://icd.who.int/browse10/2016/en#/F40-F48 (Besonderes Augenmerk auf F43.0).
Wenn ein Gruppenmitglied ein Barotrauma hatte, z. B. Zahn oder ein entzündetes Mittelohr, so dass ein Druckausgleich nicht möglich war, könnte das ein Auslöser zusätzlich für Panik gewesen sein.
Günters Arbeiten wurden im Thread auch hier und da mal verlinkt, dto. im russischen Forum; es ist derzeit aber nicht so ohne weiteres mehr zugänglich bis auf meine Zusammenfassungen. Auf Anfrage werden wir aber sehen, was zugänglich gemacht werden kann.