off-peak schrieb:Immerhin ist das Zelt auf den Fotos, und das in bereits ausgebuddelter Version, ziemlich verschüttet. Es muss vorher sogar noch weitaus mehr Schnee bedeckt gewesen sein.
Hallo off-peak,
ja natürlich. Aber wir sehen doch das Zelt nicht in dem Zustand, wie es am Morgen nach dem Unglück oder gar direkt nach der Evakuierung war.
Schau Dir das Bild mit dem aufgefundenem Zelt an. Achte auf den Bereich vor dem Eingang.
Man sieht einen Haufen Schnee, oben abgerundet und nicht (!) zertrampelt.
Jetzt schaue einmal um und dann auf das Zelt. Der Schnee ist überall zertrampelt.
Nur vor dem Eingang nicht.
Wir sind uns sicher einig, daß gerade der Bereich vor dem Eingang auf jedem Fall von der Wandergruppe platt gelaufen wurde.
Erst beim Zeltaufbau, dann bei jedem Betreten und Verlassen des Zeltes wurde über diese Stelle gelaufen und gekrabbelt.
Ergo hat sich dieser Schneehaufen erst in der Zeit nach dem Unglück bis zur Auffindung des Zeltes gebildet. Da ging ja einige Zeit ins Land.
Auch wenn jetzt der hochstehende Zelteingang eventuell nach dem Unglück besonders viel Schnee angesammelt hat ist damit klar, daß auch der Schnee, der auf dem Zelt liegt, zumindest nicht komplett aus der Unglücksnacht stammt.
Wirklich belegbar ist also lediglich, daß dort ein Zelt gefunden wurde, welches hinten flach lag aufgrund eines gebrochenen Skiestockes und gelockerten "Häringsersatzstangen".
Jetzt sieh Dir das letzte der Bilder, die Nemon auf der Vorseite gepostet hat, an.
Da stehen eigentlich die Skistöcke zu hoch, um das Zelt ordentlich nach unten abzuspannen. Die Leinen gehen von der Dachkante sogar nach oben. Und auf dieser überhängenden Dachkante liegt rechts etwas Schnee in der sich dadurch bildenden "Rinne".
Man sieht, wie bereits diese lächerliche Menge das Zeltdach bereits nach unten zieht.
Auf der linken Seite liegt schon etwas mehr Schnee, er zieht sich schon das Dach hoch und man erkennt deutlich, wie diese linke Dachseite von dem wenigen Treibschnee schon deutlich flachgedrückt wird und die senkrechte Seitenwand schon nicht mehr annähernd senkrecht steht, sondern schon seitlich weggezogen wird.
Ist klar, was ich meine?
Das ist eine geringe Menge Treibschnee. Jetzt sollte eigentlich klar sein, daß sich da niemals unbemerkt eine gefährliche Menge Schneelast aufbauen kann. Die Dachflächen liegen schon vorher an den innen liegenden Wanderern auf.
Und jetzt stelle Dir einen Wind vor, der die Plane so richtig knallen und knattern läßt.
Nochmal auf die lockere Spannung des Zeltes schauen. Bei einem so starken Wind bewegt sich die Plane im Bereich der Dachflächen etliche Zentimeter auf und ab.
Daher sagte ich: Bei so starkem Wind, daß die Plane knattert, kann sich eh kein Schnee anlagern. Nachvollziehbar?
Jetzt bitte nochmal auf das Bild des aufgebauten Zeltes schauen. Eine Orgie aus Abspannseilen...aber wichtig für die stehende Form des Zeltes sind nur die drei an jedem Ende: Rechts und links unten und von oben mittig, wo die Zeltstange vom Zelt weg gespannt wird.
Die "Siemens-Lufthaken-Konstruktion" in der Firstmitte oben, die seitlich über die Skier gespannt werden und die seitlichen Leinen im Mittelbereich des Zeltes dienen nur dem Komfort, damit das Dach und die Seiten nicht noch mehr durchhängen.
Aber für die aufrechte Zeltform sind nur die je drei Seile an den Giebelseiten wichtig.
Und jetzt stelle Dir vor was passiert, wenn eine dieser wichtigen Seile nachgibt. Wenn es eine der seitlichen Leinen ist, wird nicht nur diese Ecke flach, sondern auch die jeweilige Zeltstange neigt sich zur gegenüber liegenden Seite und ein Ende des Zeltes liegt flach wie auf dem Auffindebild.
Löst sich eine der Zeltstangenleinen oben, kippt die Zeltstange nach innen Richtung Zelt und dieses Zeltende liegt flach wie auf dem Auffindebild.
Egal welcher dieser sechs Punkte nachgibt, daß Ergebnis ist immer, daß das entsprechende Zeltende flach liegt.
Ganz ohne irgendeine große Krafteinwirkung. Ein lockerer oder gebrochener Skiestock oder eine gerissene Leine reicht.
Und bei diesem Zelttyp einerseits und diesem Umbau unter Verzicht auf ordentliche Häringe und Verdoppelung der Zeltlänge andererseits, ist die Chance, daß es nach mehreren Tagen unüberwacht exponiert Schneefall, Wind und wechselnden Temperaturen ausgesetzt, noch komplett aufrecht steht, sehr gering.
Wie tief kann man einen Holzskistock in das Geröll kloppen, damit die Leine stramm bleibt, aber der wichtige Stock nicht versehentlich bricht?
Wir haben Freitags nach der Arbeit unsere Zelte im Sauerland, in einem verscheiten Wald aufgebaut (Privatgelände) und bis Sonntags dort gezeltet. Unter der Woche waren wir arbeiten und am nächsten Freitag nach der Arbeit haben wir uns wieder dort getroffen.
Von 8 Zelten dieser Konstruktion standen zwei noch gut, zwei weitere noch ausreichend OK und der Rest sah aus wie das Bild vom aufgefundenen Zelt, nur daß der Schnee nicht zertrampelt war.
Ganz ohne Unglück, Sturm, Schneewehen.
Hier hat mal ein Häring nachgegeben, dort ist ein Spanner durchgerutscht, drüben eine Lasche abgerissen...es hatte zwischenzeitlich etwas geschneit (ca. 15cm) und einen Tag war es windiger gewesen. Das war alles.
Und aus dieser Erfahrung heraus sage ich, daß man aus dem Zustand des Zeltes am Auffindetag schlicht nichts zur Unglücksnacht einige Tage davor schließen kann. Die Schnitte etc. sind natürlich was anderes, aber weder die Schneeschicht noch das eingefallene Zelt müssen ihren Ursprung in der Unglücksnacht haben.