off-peak schrieb:Ach nein? Für so eine absolute Aussage hast Du doch sicherlich Beweise, oder etwa nicht?
Zunächst einmal handelt sich nicht um eine "absolute Aussage" die meinerseits zu belegen wäre. Ich habe schließlich nicht behauptet, es wäre tatsächlich zum Streit gekommen. Lediglich die Möglichkeit dessen wurde von mir in Betracht gezogen. Ferner ist es ein allgemeingültiger psychologischer Grundsatz, dass eine Extremsituation (Gruppe auf engstem Raum, außerhalb der Zivilisation und bei schlechtem Wetter) eine hohe psychische Belastung für die Beteiligten darstellt, welche die zwischenmenschlichen Spannungen und ggf. deren Eskalation begünstigt. Nicht mehr, nicht weniger.
passato schrieb:Wenn man es aber dann wieder im Detail betrachtet verfliegt diese These dann auch wieder schnell, es sprechen zu viele Fakten dagegen, (...) aber allein die disziplinierte Art, wie die ganze Gruppe zusammen den Hang verliess und auch unten zusammengearbeitet hat, Feuer machen, Holz sammeln, Schneegrube bauen, etc. das spricht alles gegen dieses Szenarium. Es scheint auch nie vorher zu irgendwelchen sexuellen Spannungen innerhalb der Gruppe gekommen zu sein, (...) wie von der Gerichtsmedizin ja extra festgestellt wurde.
Das die Gruppe über die (belegten) Teile der "Expedition" ein diszipliniertes und scheinbar sehr professionelles Verhalten an den Tag legte, schließt mMn eine Eskalation innerhalb einer besonderen Notsituation nicht aus. Außerhalb des Zeltes befanden sich die Gruppenteinehmer am letzten Abend de facto in einer äußerst lebensgefährlichen und wohl auch nie trainierten Extremsituation. Unter diesen Umständen kommt es auf schnelles, professionelles und diszipliniertes handeln an. Eine gute Gruppenführung ist dabei elementar. An diesem Punkt hätten Kompetenzgerangel oder private Streitigkeiten durchaus schnell in eine Katastrophe führen können. Das Potenzial für eine Eskalation war mMn gegeben. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Gruppe ab Erreichen der Zeder scheinbar nicht zusammenblieb. Man sollte am dieser Stelle nicht vergessen, dass es stockdunkel war und mutmaßlich stark schneite. Die Sicht war also extrem schlecht. Mangels Funkgeräten/Nachtsichtbrillen etc. war das ein Risiko. Die spätere Endlage der Leichen und deren Abstand zueinander ist ebenfalls ein Indiz, dass für eine Trennung der Gruppe und damit für eine mögliche Auseinandersetzung sprechen könnte. Das es zwischen einzelnen Gruppenteilnehmern trotz möglicher "Beziehung" nicht zu sexuellen Handlungen (GV) kam, kann der Situation und der fehlenden Privatssphäre geschuldet sein. Eine definitive Aussagekraft hat dieser Umstand mMn eher nicht.
passato schrieb:Ein anderer schwerwiedgender Grund gegen eine Prügelei ist die Tatsache, dass sie alle wahrscheinlich sowieso von dem Anstieg zum Berg völlig KO waren, denn schon am Abend vorher schreiben sie ja in ihr Tagebuch dass sie total groggy waren. In so einem Gemütszustand fängt man keine Schlägerei an.
Natürlich war die Gruppe zum fraglichen Zeitpunkt auch physisch stark herausgefordert. Zusammen mit der psychischen Komponente könnte aber auch das reizbar und emotional gemacht haben. Wie gesagt, es handelt sich um eine Spekulation, nicht um eine Tatsache. Doch ich würde eine Schlägerei in einem solch kleinen Zelt eher schon aus Platzgründen für unwahrscheinlich halten.
passato schrieb:Sie gingen überhaupt nicht Richtung Reservelager, keiner von Ihnen. 3 versuchten eindeutig zurück zum Zelt zu kommen und 4 wollten sich in der Schneegrube über Nacht am Leben erhalten. Das Reservelager ist für die gesamte Geschichte völlig unwichtig, es war auch viel zu weit weg.
Das Reservelager wurde tatsächlich nicht primär angesteuert. Es lag auch -aus Richtung der Zeder betrachtet- noch hinter dem Zelt. Letzteres dürfte für Igor und Zinaida das letzte Ziel dargestellt haben, dass sie jedoch nicht erreichten. Ich persönlich vermute überigens nicht, dass sie das Zelt beobachteten, sondern einfach auf dem Weg dorthin umkamen. Erstens waren sie nicht zusammen, was bei einer Beobachtungsaktion Sinn gehabt hätte, zweitens war es wahrscheinlich ohnehin zu dunkel um das Zelt aus der Entfernung beobachten zu können und drittens hatten sie nicht die entsprechende Kleidung, um unbewegt zu sitzen und zu beobachten.
passato schrieb:(...) die Gretchenfrage ist was sie aus dem Zelt vertrieb.
Wobei das mit den Seitenwänden auch nicht zu 100% gesichert scheint. unbestritten ist wohl, dass es auf jeden Fall kleine Schnitte von Innen gab, aber ob jetzt die langen Schnitte von innen oder aussen gemacht wurden, scheint gar nicht 100% festzustehen. Es kann also durchaus sein dass sie zum Eingang rausgegangen sind. Der stand ja wohl auch offen als man das Zelt fand.
D´accord. Leider ist wenig an diesem Fall absolut "wasserdicht" und sicher. Dafür wurden die Ermittlungen viel zu schlampig/oberflächlich geführt.
Dennis75 schrieb:Ein Zelt wird von einer Lawine verschüttet, und dann verschwindet der Schnee wieder? Das scheint mir bisher das Absudeste an der Geschichte zu sein. Aber ich wohne am Meer, was versteh ich schon von Lawinen.
Es kann mMn keine Lawine gewesen sein. Das Zelt war nur in der Mitte kollabiert und stand noch in der ursprünglichen Position. Die Naturgewalt einer Lawine hätte da "kurzen Prozess" gemacht. Außerdem gab es wohl keine bekannten Lawinenabgänge und/oder Spuren davon, die Eingang in die Ermittlungen gefunden hätten.
neoschamane schrieb:(...) kaum ein anderer interpretiert das aber so.
einzig der eingang scheint noch halbwegs zu stehen, der rest ist so platt dass da nur liegende personen reinpassen wuerden.
Ich kann bei bestem Willen nicht erkennen, was an dem Zelt für eine so schwerwiegende/lebensbedrohliche Komplettverschüttung durch eine Lawine spricht. Selbst wenn der Schnee geschmolzen/abgetragen worden wäre, hätte die Geschwindigkeit bzw. allein die Druckwelle der Lawine das recht schwach verankerte Zelt einfach weggerissen. Da vor allem die Mitte des Zeltes durchgehangen hat, hätte die "Lawine" eher wie ein Rinnsal von 1-2 Metern Breite über die Zeltmitte rollen müssen. Das halte ich nicht für realistisch.
passato schrieb:Zum Proviantlager konnten sie es aber auf keinen Fall schaffen, sie sind ja schon auf dem Weg zum Zelt nach paar 100m erfroren. Ausserdem hätte ihnen das auch nicht viel genützt, es gab ja dort auch keinen Unterschlupf, es war nur ein Holtzgestell mit etwas Nahrungsmitteln und der Mandoline drauf.
Rakitin sprach aber auch von Kleidung dort. Nichts desto trotz wäre das Zelt die weit bessere Anlaufstelle gewesen. Dort war alles vorhanden, was die Gruppe dringend benötigte. Da das Zelt auf dem Weg zum Depot war, machte es keinen Sinn primär das Depot anzusteuern. Es hätte Sinn gehabt, gleich in Richtung des Depots zu flüchten. Einmal, weil sie den Wind im Rücken gehabt hätten und zum zweiten, weil sie dort Material gefunden hätten, dass es in der -tatsächlich gewählten- Gegenrichtung nicht gab.