@emodulEin Schneebrett halte auch ich für die wahrscheinlichste Variante. Es muss gar nicht besonders groß gewesen sein. Trockener Altschnee wiegt bis zu 400 Kg pro Kubikmeter. Ein relativ kleines Schneebrett von z.b. jeweils drei Metern Breite und Länge sowie einem Meter Dicke brächte es somit schon auf beachtliche 3,6 Tonnen Gewicht. Das könnte einen Teil der Verletzungen, insbesondere die Rippenbrüche erklären. Der Mann mit der Schädelverletzung wurde vermutlich von harten Gegenständen am Kopf getroffen, ich tippe auf Teile des Ofens.
Gewicht von Schnee:
http://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/winterphaenomene/schneelast/Das Schneebrett hat das Zelt nicht komplett bedeckt, die Wanderer im hinteren Teil blieben unverletzt. Ihre Schuhe hatten alle womöglich an der verschütteten Seite "in Reih und Glied" aufgestellt. So wäre erklärbar, dass manche nur einen Schuh bzw. gar kein Schuhwerk trugen.
Kleiner Einschub: Der erfahrenste Mann in der Gruppe, Semen Solotarew, war mehrfach ausgezeichneter Sergeant der Roten Armee und hat sich an vorderster Front bewährt, auch im Winter. Man darf davon ausgehen, dass er unter Stress und verletzt (Rippenbrüche) Risiken abwägen und gute Entscheidungen treffen konnte.
Aus dem SAS-Survival-Handbuch. Die wichtigsten Elemente für das Überleben sind Essen, Feuer, Schutz vor Wind und Wetter (Shelter), Wasser, Navigation und Medizin.
Annahme: Ein Schneebrett hat das Zelt getroffen. Es gibt mehrere Verletzte. Längere Zeit nach verschütteten Gegenständen (Kleidung, Ski, Lebensmittel, Medizin) zu graben wäre wegen der Kälte vermutlich das Todesurteil für die Verletzten und/oder weniger warm Gekleideten. Also: Auf in den Wald, dort ein möglichst großes Feuer entfachen und anschließend bei Tageslicht und etwas weniger Frost zurück zum Zelt, um die verschütteten Ausrüstungsgegenstände zu bergen. Bis hierhin lehrbuchmäßiger Ablauf.
Was könnte später schief gegangen sein: Das Feuer war zu klein, um alle entsprechend zu wärmen, es gab die ersten beiden Todesfälle durch Unterkühlung und/oder Erschöpfung. Also Planänderung: Ein Unverletzter und drei Verletzte bauen die Schneehöhle in der Schlucht, während sich drei Unverletzte auf den Weg zum Zelt begeben, um die Ausrüstung zu bergen. Ebenso gut können auch alle gemeinsam zunächst die Schneehöhle gebaut haben, bevor sich die drei noch am fittesten auf den Rückweg zum Zelt machten. Warum sie es nicht erreichten, ist unklar. Vielleicht vom Bau der Schneehöhle zu erschöpft? Hinzu kommen Nahrungsmangel und Unterkühlung, evtl. kombiniert mit Dehydrierung wegen Wassermangels.
Selbst unter Idealbedingungen hätte diese Tour nach dem Einschlag des Schneebretts vermutlich tragisch geendet. Ohne schützendes Zelt wäre der Rückweg kaum zu bewältigen gewesen. Gut, sie hätten aus intakten Teilen des Zeltes eine Notunterkunft bauen können, mit der sich ein Teil der Gruppe auf den Weg macht, um Hilfe zu holen. Ob diese für die Verletzten rechtzeitig eingetroffen wäre, ist fraglich. Heute gibt es Satellitenhandys, Epirbs und himalayataugliche Schlafsäcke. Damals noch nicht.
Flucht vor etwas Bedrohlichem, Unbekannten schließe ich aus. Die Ski der Gruppe wurden als Unterlage zum Aufbau des Zeltes verwendet. Ohne ihre Ski, in tiefem Schnee, wären die Sportler weder Raubtieren noch besser ausgerüsteten Menschen davongelaufen, schon gar nicht einem Hubschrauber etc. Das war ein geordneter, organisierter Rückzug.
Idee: Man könnte mal Rüdiger Nehberg fragen, wie er die Chancen einschätzt, mit damals üblicher Ausrüstung heil aus dieser Situation herauszukommen. Bei Temperaturen über Null für die meisten sicher kein Problem - aber es war sibirischer Winter.