Das Voynich-Manuskript
21.01.2024 um 00:18Dancingfool schrieb:und wird in 500 Jahren nur von Spezialisten entzifferbar sein.Das ist bei fast allen Sprachen und Schriften so. Man kann es aber lernen. Ich habe keine akademische Ausbildung und kann es. Hat aber - zugegeben - ein paar Jährchen gedauert. Wobei auch Du - mit einem 500 Jahre alten deutschsprachigen Text konfrontiert - sofort einige Worte erkennen würdest.
Schau Dir mal den nachfolgenden Text, einen Briefanfang von 1544, an. Du wirst ihn nicht verstehen können weil sich die Sprache geändert hat - viele Worte sind in Niederdeutsch und auch viele Buchstaben werden ganz anders als die heutigen geschrieben -, aber es dürfte nach kurzer Betrachtung für jeden heutigen Leser klar sein dass es sich um einen deutschsprachigen Text handelt. Vielleicht wird man als erstes das zweite Wort lesen können (Herman) und das dritte Wort in der zweiten Zeile (Widenbrugge) und wenn man erst einzelne Wörter gelesen hat erschließen sich mit den gelesenen Buchstaben weitere Wörter. So schwer ist das nicht.
Ganz anders Voynich. Auch da gibt es "Buchstaben", die "Wörter" bilden. Aber auch bei längerer Beschäftigung mit dem Text ergibt sich auch für geübte Menschen wie mich aus den Wörtern keinerlei erkennbare Struktur. Das hat die Qualität von Morsezeichen. Wo anfangen?
Aber auch kompliziert verschlüsselte Morsezeichen können mit Computerhilfe entschlüsselt werden wenn der Text lang genug ist. Die Engländer haben das im 2. Weltkrieg bewiesen als die dreifach verschüsselten deutschen UBoot-Funksprüche entschlüsselt haben obwohl die am Anfang als zusätzliche Schikane noch eine ganze Anzahl Unsinnsbuchstaben enthielten. Wobei sie - zugegeben - wußten um welche Sprache es sich handelt und wie die Verschüsselung im Prinzip funktionierte.
Mit unseren heutigen Computern kann man jeden Text in jeder Sekunde hunderttausendfach auseinandernehmen und neu zusammensetzen und so ganz nebenbei in 100 oder mehr Sprachen, auch "ausgestorbenen" wie Latein, abschecken ob sich da über die statistische Wahrscheinlichkeit hinaus plötzlich sinnvolle Wörter ergeben. Ich bin mir sicher dass ein Text der mit den Mitteln des 15. Jahrhunderts, also von Hand, verschlüsselt worden ist mit Computerhilfe nach sehr kurzer Zeit entschlüsselt wäre.
Funktioniert aber nicht. Obwohl es genügdend Anhaltspunkte gibt. Müssten im Text - analog zu den Abbildungen - nicht des öfteren Wörter wie "Pflanze", "Blume", "Wasser" "Frau" vorkommen? Ist aber nicht.
Ein Fake ist deshalb mehr als wahrscheinlich.
Original anzeigen (0,9 MB) Briefanfang: Ich Herman van Amslungzen Knape undt Drost thom Gronenberge undt Widenbruggen bekenne Inkrafft....