Lupo54 schrieb:Ein halber Mauerring macht nur Sinn wenn die andere Hälfte auf irgend eine Art natürlich geschützt ist. Wasser, Steilhang oder ähnliches.
Richtig, solche Fälle gab es ja in der Realität zur Genüge. Und bei der halbrunden Mauer ist auch gar nicht so eindeutig, was innen und was außen (Feldseite) ist.
Lupo54 schrieb:Aber was weiter unten ist, ist mir nicht klar.
Ich glaube, das ist ein allgemeines Problem dieser Abbildungen: Wie in einer Collage steht Abstraktes neben Konkretem und eindeutige Darstellungen stehen neben undefinierbaren Gebilden. Umso genauer man hinsieht, umso weniger Sinn scheint es zu ergeben. Die Befestigungen werden in irgendeinem übertragenen Sinn zu verstehen sein, falls das Manuskript nicht überhaupt nur eine Fälschung ohne wirklichen Inhalt ist.
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Nach weiterer Literatursichtung komme ich nochmals zu den
Schwalbenschwanzzinnen und ihrem Vorkommen in Europa. Norditalien ist klar, ebenso direkt angrenzende Regionen wie das Tessin (Bellinzona). Fälle in anderen Gegenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind z. B.:
- Château Saint-Maire, Lausanne, 1397 – 1406, später überbaut und deshalb perfekt erhalten
Wikipedia: Château Saint-Maire- Schloss Bethelsdorf, Slowakei, 1564 – 1568
Wikipedia: Schloss Bethelsdorf- Bolkoburg, Schlesien, Modernisierung ca. 1540
Wikipedia: Bolkoburg- Johanneskirche, Patschkau/Paczków, Schlesien, Dachzone 1529
Wikipedia: St. Johannes (Paczków)Auch ein Turm der dortigen Stadtmauer, bis Mitte 16. Jhd.
- Rapottenstein, Niederösterreich, Modernisierung 16. Jahrhundert
http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2194- Schloss Nové Zámky (Neuschloss), Nesovice, Südmähren, ab 1561
Wikipedia: Schloss Nové Zámky (Nesovice)Außer Lausanne sind alle Beispiele aus dem 16. Jahrhundert, also jünger als das ermittelte Alter des Pergamentes (ca. 1404 bis 1438), aber nicht zwingend jünger als die Beschriftung. Jedenfalls liegen alle Beispiele zeitlich vor dem vermuteten ersten Auftauchen des Manuskriptes Anfang des 17. Jahrhunderts in Böhmen und außer Lausanne auch in räumlicher Nähe.
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Noch ein Gedanke zur
Sprache des Manuskriptes: Es gibt ja Theorien, wonach es sich um eine inzwischen ausgestorbene Sprache z. B. aus Amerika handeln könnte. Mir fällt aber kein sinnvoller Grund ein, warum ein offenbar europäischer Autor dafür ein eigenes Zeichensystem komplett neu erfunden haben soll, wo doch damals selbst sehr „exotische" Sprachen mit dem lateinischen Alphabet dargestellt wurden, z. B. Quechua oder Nahuatl in den spanischen Kolonien.