@Sinsunlimited Mein "Tonfall" kommt nicht von Ungefähr; er war eine reactio auf Dein Kokettieren mit Deiner "Qualifikation". Beides trägt zur Diskussion nichts bei, und beides ist kein Hinweis darauf, daß kein Interesse am Diskutieren mit dem je anderen vorliege. Letzteres hast Du erkannt, das ist gut.
Auch wenn Natur- und Geisteswissenschaften gern (und vor allem von naturwissenschaftlicher Seite her) voneinander geschieden werden, so gehört dennoch zu beiden ein grundlegendes Verständnis des "wissenschaftlichen Handwerkes". Man kann den Geisteswissenschaften anlasten, daß Reproduzierbarkeit und mathematische Fundierung / Ausgestaltung von Theorien, Hypothesen, Prognosen etc. nicht in dem Maße wie bei Naturwissenschaften geleistet wird bzw. werden kann. Dennoch sind Geisteswissenschaftler so gut oder so schlecht Wissenschaftler wie Naturwissenschaftler. Borniertheit führt hier zu keiner Erkenntnis.
Nebenbei gilt die Anthropologie im angelsächsischen Raum als social science, nicht als natural science. Die Archäologie gehört zu den historischen Wissenschaften und ist selbst in Deutschland Geisteswissenschaft.
Und nein, wenn sich ein Chemiker über Physikalisches äußert, äußert er sich als Laie. Genauso wie ein Psychologe. Und nein: interdisziplinär ist es nicht, wenn ein Chemiker sich über Physik ausläßt, sondern wenn ein Chemiker die Auslassungen eines Physikers einbezieht. Oder mit einem Physiker zusammenarbeitet.
Sinsunlimited schrieb:Nun: mir ist kein Wissenschaftler bekannt, der bezweifeln würde, dass es sich bei dem Deckengemälde in der Kirche von Wormbach um einen Tierkreis handelt.
Mein
perttivalkonen schrieb am 12.05.2019:Sofern es Tierkreiszeichen-Darstellungen sind.
bezog mich in dem von Dir ziterten
Sinsunlimited schrieb am 12.05.2019:(2) Die Darstellungen der Tierkreiszeichen sehen auf der Erde bekannten Darstellungen von Tierkreisen ähnlich - aber auch nur ähnlich (Ich habe mich während meines Studiums etwas ausführlicher mit dem Tierkreis in der Pfarrkirche von Wormbach beschäftigt, der in meiner Heimat liegt. Weiß also so ungefähr, wovon ich spreche).
auf den (von mir jetzt mal unterstrichenen) Hauptsatz, nicht auf das in den Klammern.
Was die Bäume in der Wormbacher Kirche betrifft, so sehen diese auch nicht dem Baum des Lebens oder dem Baum der Erkenntnis ähnlich - oder? Mithin ist Dein "Argument" grad mal ordentlich flöten gegangen. Klar sind das mythische Bäume, aber die christliche Ikonographik spricht - quer durch die Jahrtausende - eine deutlich andere (Bilder-)Sprache! Hier mal als Beispiel
Baum der Erkenntnis
Baum des Lebens
Original anzeigen (0,2 MB)Original anzeigen (0,2 MB)Typisch für die europäische Darstellung sind die vielen Tiere, was zum einen für den Paradiesesfrieden steht, aber ebenso auch für die lebensspendende, ja geradezu schöpferische Dimension des Baumes. Im zweiten Bild trägt der Baum auch noch alle möglichen Arten von Früchten (und auch Blättern), was ebenfalls auf die Vielfalt der Schöpfung (als Akt wie Zustand) verweist.
Davon aber abgesehen werden der Baum des Lebens wie der Baum der Erkenntnis schlicht als "normaler Baum" dargestellt, nicht als psychedelisches Rankengewächs mit Stamm.
Ich bleibe dabei, die Wormbacher Bäume sehen strange aus, stranger als die Pflanzen des VM. Bedeutet aber nicht, daß man das als Hinweis auf "alienlike" werten könne.
Deinem Loblied auf den alles in den Schaffen stellenden Beitrag Cheshires zum VM kann ich mich nicht anschließen. So sensationell kamen doch nun wahrlich etliche Veröffentlicheungenzum VM daher. Eine protoromanische Sprache jedenfalls ist per definitionem eine, die am Anfang der romanischen Sprachen steht - was dann ja wohl das Latein wäre. Eher das Gossen- oder Volkslatein (z.B. caballus, Gaul) als das Hochlatein (equus, Pferd). Aber eben ein Latein. Sollte es sich um eine ausgestorbene frühromanische Sprache (Dialekt) handeln, sollte dennoch das Vokabular sowohl dem Latein (stärker) als auch den späteren romanischen Sprachen (ferner) ähneln. Die Annahme, wieso diese Sprache dann zahlreiche Lehnwörter aus weiteren Sprachen aufgenommen hat, bedarf der dringenden Erklärung, wieso diese dann nach einer Weile wieder verschwunden seien. Schließlich sei darauf verwiesen, daß man eine historische gesprochene Sprache nur dann veranschlagen sollte, wenn es wirklich gute Gründe, Belege gar, dafür gibt. Für einen Text, den man nicht versteht, ja nicht einmal lesen kann, eine eigene Sprache zu behaupten, ist unwissenschaftliche Lückenbüßerei.
Im übrigen waren "Hofdamen" durchaus gebildet sowie des Lesens und Schreibens mächtig. Jedenfalls in den Kulturen, die vom Latein herkommend eine (früh)romanische Sprache verwendeten. Der transalpine Raum (Deutschland sozusagen) bildete da eher eine Ausnahme, aber das betraf auch "Hofherren". Im 11. Jahrhundert schrieb ein Kleriker an König Heinrich III. "In Italien übergibt man die ganze Jugend den Schulen. Nur den Deutschen scheint es unnütz und schimpflich, daß Leute, die nicht Kleriker werden sollen, gelehrt werden". Dieser Kleriker fordert nicht einmal die "allgemeine Schulpflicht", sondern nur für die Kinder der "Reichen", damit "wenn die Fürsten tagen wollen", diese auch lesen können - und mit den gelesenen Inhalten auch noch was anfangen können. Deutschland war ne Lese-Schreib-Wüste, nicht das Mittelalter.
Auch was Du über das Klerikerlatein schreibst, ist alles andere als realitätsnah. Die Kleriker schrieben und sprachen Mittellatein, welches ebenso wie die romanischen Sprachen nicht auf dem Hochlatein der Antike fußt, sondern auf dem Volkslatein. Auch grammatikalisch war es deutlich abgespeckt gegenüber dem Altlatein. Erst mit Humanismus und Renaissance und dessen Neulatein kam der Bezug zum Hochlatein wieder.