Schwimmt ihr mit dem Strom?

Mit dem Strom braucht man nicht schwimmen, da kann man sich treiben lassen. Wer sich durchs Leben treiben lässt und sich nahezu allem anpasst, der eckt wenig an, ist bei allen beliebt, muss sich nicht sonderlich anstrengen und keinen Mut haben. Die Verwandten heißen dann Mitläufer und JA-Sager. Es wird viel geboten, vor allem Ablenkung, damit man nicht merkt, wie man abstumpft sowie langweilig und seelenlos dahinvegetiert...

Gegen den Strom schwimmen bedeutet ja nicht, dass man sich 24/h am Tag und 365 Tage im Jahr op­po­si­tiv verhält. Es bedeutet zB, dass man da Zivilcourage zeigt, wo 9 von 10 Menschen wegschauen. Es bedeutet, dass man sich selbstlos für zB Arme, Schwache oder Minderheiten einsetzt. Es bedeutet, dass man sich ggfs. einer Gruppendynamik oder Manipulation widersetzt. Es bedeutet, dass man für zB (ethische) Ideale oder Gerechtigkeit persönliche Nachteile und Unbeliebtheit in Kauf nimmt, etc. pp.

Mit oberflächlichem Ego-Individualismus hat das nichts zu tun, sondern mit Idealismus, Lebensphilosophie und Autonomie. Oberflächlichen Ego-Individualismus findet man eher bei denen, die sich im Strom treiben lassen, zB in Form von Körperkult (Tattoo, Piercing, Kosmetik, Haute Couture, Bodybuilding etc.), Freizeitkult oder Statussymbolen, also primär aus Gründen der Selbstdarstellung / Selbstinszenierung, des Lechzens nach Anerkennung und der (vergeblich) versuchten Abgrenzung von denen, die nebenan im selben Strom unweigerlich auf denselben boring See zutreiben.

Chu schrieb:Aber trotzdem gibt es genug, die immer wieder betonen müssen, wie rebellisch und individuell sie sind. :D

Dazu:

Saphira schrieb:Und jemand der bewusst grundsätzlich dagegen ist nur weil er es cool findet rebellisch zu sein ist nicht individuell sondern eher unreif und trotzig.

Es geht doch nicht darum sich damit zu brüsten gegen oder mit (was auch nicht besser ist) dem Strom zu schwimmen, sondern einfach man selbst zu sein. Vielleicht verstehe ich auch was anderes darunter, ich verstehe darunter, man selbst zu sein, sich nichts sagen zu lassen, selbst entscheiden was man toll und schön findet, was einem nicht gefällt, sich nichts von den Medien, der Masse vorschreiben lassen. Jeder schwimmt mal automatisch mit dem Strom, aber dann auch mal nicht. Es gibt aber auch die die öfter mitschwimmen als andere usw...

Saphira schrieb:Ich schwimm meine eigen Bahn des Lebens, der Strom interessiert mich da nicht. Kann aber auch mal sein, dass sich unsere Wege kreuzen und ich dann durch Zufall paar Meter mit dem Strom mitschwimme, paar Meter weiter ist aber die nächste Kurve die ich einnehme. Ab und an schwimmt man auch gar nicht und verweilt einfach nur im Becken des Lebens.

Saphira schrieb:Es geht doch nicht darum sich damit zu brüsten gegen oder mit (was auch nicht besser ist) dem Strom zu schwimmen, sondern einfach man selbst zu sein.

Ja, ich finde auch diese Bezeichnung "der Strom" irgendwie unpassend. Es wird ein Strom für alle Menschen festgelegt. Entweder schwimmt man mit, oder dagegen. Es kann doch nicht sein, dass man Millionen Individuen so hart in zwei Schubladen einordnet. Eigentlich widerspricht das jeglicher Vielfalt, die wir als Aushängeschild vor uns hertragen.
Das hatte ich aber auch schon angedeutet mit meinem Post, in dem ich dem Bild als Strom der Natur widersprach.

Ich bin und ich tue - zur Zeit muss ich nicht so viel mit dem Strom schwimmen, weil ich in Pension bin!

Und ich brüste mich noch dagegen...

Aber natürlich gibt es für mich auch Aufgaben zu erfüllen, ob ich will oder nicht!

Sonst würde ich zum Messie werden...

Mainstream war bei mir nie angesagt, weil ich mein ganzes Leben zurückhaltend war. Da kam mir, wo ich 16 Jahre alt war, damals David Bowie als Schwarm ganz recht!

Mal ja und mal Nein.
Je nachdem was mir Dienlich erscheint in meinen Leben.

da ich mich sehr gerne treiben lasse, geht's garnicht anders.

:-))

@Sector7
Super Definition. Danke für deinen Beitrag; mir hat er was gebracht.

LG

Hm... ich finde nichts negatives daran mit dem Strom zu schwimmen... ein leichtes dahingleiten im Wasser ist was wunderbares... vielleicht suche ich mir ab und an ein paar ruhige Nebenflüsse, abseits vom Rummel des großen Flußes.

So wie das @Sector7 wunderbar beschrieben hat, bedeutet ein Mitfließen im Strom nicht zwingend, dass man sich überall anpassen muss oder sollte, sondern auch hier kann man Gegenströmungen setzen und sollte auch Farbe und Flagge zeigen, wo und wann es nötig wird.

Hm... wieso habe ich das Gefühl, dass die Wasser-Metaphern bei mir gerade überhand genommen haben? ;-)

Lange Zeit bin ich entgegen meines Gefühl mit dem Strom geschwommen.. aber irgendwann habe ich erkannt, dass es besser und vor allem gesünder ist, sich treiben zu lassen und nur auf seine innere Stimme zu hören.
Ist zwar schwer dann die alten Muster zudurchbrechen, aber es ist auch wirklich sehr befreiend.

Ich lasse mich zuweilen treiben. Aber es gibt Moment in denen ich mitschwimme oder eben auch dagegen. Kommt immer auf meine innere Einstellung an..

Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass man gerade wenn man nicht mit dem Strom schwimmt aneckt!

Die Leute sollen einen einfach mit ihren Vorstellungen in Ruhe lassen!

Einem wird vorgemacht, was man zu tragen hat , einem wird vorgemacht, wann man am besten ne Freundin/Freund haben sollte etc..
Wenn das nicht hast, bist automatisch ein Looser der es zu nix im Leben bringt.

Was ist das für eine scheiß Gesellschaft bitte? Sry für den Ausdruck, aber ist doch so. Jeder soll sich um sein eigenes Leben kümmern, sich so kleiden wie er möchte etc. ohne von Anderen dafür dumm angemacht zu werden.

Das ganze spiegelt sich nicht nur im Internet wieder sondern auch in der Realität.

Ich finde, wenn man sich anpassen muss damit man von anderen aktzeptiert wird, dann ist das schon arm.

purgatory schrieb am 13.01.2005:Schwimmt ihr alle mit dem Strom?

Ja und nein, was sich gerade als vorteilhaft erweist. Für wichtig halte ich nur, dass man erkennt was man gerade tut.

Ich habe nun nicht das Gefühl, dass "aneckt", wer anders ist als die Anderen. Selbst hier auf'm Dorf interessiert es keinen, womit man sein Geld verdient, wie man sich kleidet, was man glaubt, was man wählt oder mit wem man ins Bett steigt.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich an irgendwen (wen auch?) anpassen müsste. Dazu sind Menschen einfach zu verschieden. Zum Glück!

Ich laufe am Ufer nebenher und lache über die, die sich vom Strom mitreißen lassen...

Diese Worthülsen ala Mainstream und gegen den Strom sind sinnlose Phrasen, die meistens dazu dienen sich wichtig zu machen. Als würde es im leben darum gehen, dass es jeweils in allen Situation nur 2 Möglichkeiten gibt, als wäre man was besseres, wenn man gegen den Strom schwimmt um nicht Mainstream zu sein oder umgekehrt. Es kommt doch sehr darauf an, um was es für Inhalte dabei geht...

Was ist eigentlich "Mainstream" im Hier und Heute?

Liegt mir dafür eine gültige und belegbare Definition vor, dann kann ich überprüfen, ob ich mit oder gegen den Strom (Deutsch: Mainstream) schwimme oder treibe.

IngwerteeImke schrieb:Diese Worthülsen ala Mainstream und gegen den Strom sind sinnlose Phrasen, die meistens dazu dienen sich wichtig zu machen. Als würde es im leben darum gehen, dass es jeweils in allen Situation nur 2 Möglichkeiten gibt, als wäre man was besseres, wenn man gegen den Strom schwimmt um nicht Mainstream zu sein oder umgekehrt. Es kommt doch sehr darauf an, um was es für Inhalte dabei geht...

Ja... das stimmt schon... es gibt nicht nur ein "mit" und "gegen"... sind schon so abgedroschene Phrasen... "mit dem Strom schwimmen"... aber die User hier schreiben ja schon auch differenziert darüber, was es für sie bedeutet.

moric schrieb:Ja... das stimmt schon... es gibt nicht nur ein "mit" und "gegen"... sind schon so abgedroschene Phrasen... "mit dem Strom schwimmen"... aber die User hier schreiben ja schon auch differenziert darüber, was es für sie bedeutet.

Das man mag für den ein oder anderen hier gelten. Mein dagegenhalten begründet sich jedoch im Allgemeinen. Wie oft ich schon diese Phrase schon gehört habe.

Jeder gestaltet sein Leben selbst. Das nimmt einem niemand ab.
Nach meinen Erfahrungen ist auch niemand "wie alle anderen". Wer das glaubt, der guckt oder hört nicht genau hin.