Misanthropen - die "anderen" Menschen
20.05.2013 um 20:08
Menschen sind gern hilfsbereit.
Sie lieben es, sich Filme anzuschauen, von gemobbten Kindern, von Armen, die alle Möglichen Hindernisse überwinden, von dem Underdog, der es am Ende doch schafft.
Ja, das tun sie.
Sie lieben die KLischees.
Sie lieben das hübsche mädchen, was grundlos von allen fertiggemacht wird und von den eltern misshandelt.
Sie lieben die armen, aber aufrechten und ehrlichen Leute, die von den Reichen terrorisiert werden.
Und sie lieben auch den, de rimmer untergebuttert wird, den man den Erfolg aber wünscht.
Aber was ist mit denen, denen sie den Erfolg nicht wünschen?
Was ist mit dem dicken, hässlichen mädchen, die von allen fertig gemacht wird?
Die vielleicht manchmal nicht optimal handelt, der man dann sagt 'du musst auch was ändern'
Was ist mit dem armen Messi?
Der sich nicht wie Jesus benimmt, genauso wie alle anderen auch, dem das dann aber vorgeworfen wird?
Mit dem, der immer untergebuttert wird, aber keinen Forrest Gump charme hat, sondern oft schwitzt weil er nervös ist?
Diese Leute kommen fast nie in Filmen vor.
Warum nicht?
Weil sich für sie kaum einer interessiert.
klar, man sagt als moralischer mensch auch da, hey, die darf man nich einfach fertig machen.
Aber emotional dabei?
Sind wir nur bei den klischees, die in den kitschigen Hollywood streifen funktionieren.
Und immer bei den Kindern.
Wenigstens, solange, bis sie 18 sind.
bis dahin ist es okay, komplexe zu haben und Störungen.
Ab da ist es ziemlich egal, was für ne Kindheit man hatte.
Man bekommt gesagt, die anderen haben es ja auch alle geschafft, insofern, soll man sich nicht so anstellen.
Es ist überhaupt immer schön zu sehen, wie sich das gesicht der Leute, die vorgeben, helfen zu wollen ändert.
Ist da erst noch das geduldige lächeln, schlägt das ganze, sobald der helfer sich in seinem Stolz verletzt fühlt oder sieht, dass er nicht helfen kann, in Vorwürfe um.
Warum tust du nicht was ich dir sage?
Du musst auch selbst was ändern wollen!
Komm mir bloß nicht huelend an, wenn es wieder nicht klappt!
Der, der eigentlich helfen sollte, beginnt dann gern selbst den anderen fertig zu machen.
Jetzt hat er endlich die Legitimation, jetzt darf er.
Denn die Ratschläge von einem selbst waren unfehlbar, und der andere war verpflichtet sie auszuführen!
Er ist einfach zu faul und dumm und verdient es nicht besser!
Im Endeffekt vergisst unsere Gesellschaft sehr schnell die, die nicht in's 'wertvolle bedürftige' schema passen, und auch die, die reinpassen, fallen schnell raus.
Bei dem Kind was auffällig wird fragen wir manchmal noch, warum es so ist.
Beim Alki der irgendwo in der Ecke hockt, fragen wir uns das nicht.
Ein Alki halt.
Ein Obdachloser.
Ein Penner.
Wirklichen zusammenhalt gibt es unter Interessengemeinschaften, seien es Freundschaften oder anderweitige Interessenverbände, die gemeinsame Ziele oder wenigstens gemeinsame Feindbilder haben.
Was aber passiert mit denen, die nicht in einer Interessengemeinschaft sind?
Die nunmal anders sind?
Wir erwarten von ihnen, sich zu verstellen, doch mal 'aus sich raus zu kommen', auch mal 'kompromisse zu schließen', bis sie unser Bild eines funktionierenden Menschen erfüllen.
Wer da snicht tut ist nach unserer Sicht selbst schuld an seiner situation und verdient ächtung und spott.
Ist man nun einmal in der position eines derjeniegen, der mit der Gesellschaft nicht viel am hut hat und der selbst all die zwischemneschlichen tänzchen eine Weile nicht mittanzt, fällt es leichter, MEnschen zu beobachten.
Man beginnt zu sehen, wie zwischenmenschliche beziehungen, partnerschaften, freundschaften zu tauschgeschäften werden, wo man sich nicht mehr einig ist, sobald preis und leistung nicht mehr stimmen.
Man sieht, wie jeglichen politischen diskurse, diskussionen, jegliche streitereien eigentlich nur befriedigung derjeniegen sind, die dadurch entweder vorteile für sich rausschlagen wollen, oder sogar einfach nur geltungssüchtig sind.
Man erkennt, wie selten es Menschen eigentlich um andere oder um eine sache an sich geht, wenn sie für etwas stehen, sondern um ihr eigenes selbstbild, sei es wegen gruppenzugehörigkeit, wegen individualismus bzw um sich interessant zu machen oder wegen anderer Vorteile.
Und man erkennt, dass man selbst mit all diesen Dingen nichts zu tun haben will, weil einen ihre Lügen ankotzen.
Inter jedem Lächeln steckt eine verdammte Lüge, und das Lächeln verschwindet, sobald man durch sein Verhalten die Lüge aufdeckt.