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Mit wie wenig Geld kann man leben?

1.569 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Leben, Geld, Hartziv ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 08:20
Zitat von plankeplanke schrieb:Die Frage ist doch eigentlich...Was braucht man wirklich zum Leben?
Viele Sachen sind doch eher Luxus...oder?
Genau das ist die Frage aller Fragen. Wenn man sich hauptsächlich von den billigsten Nahrungsmittel-Komponenten wie Kartoffeln und Nudeln ernährt (Gesundheitsfragen hier mal ausgeklammert) kann man sich natürlich zu einem sehr günstigen Tarif ernähren. Das passende Gemüse dazu gibt es auf dem Wochenmarkt umsonst, wenn dieser schließt. Einfach nur fragen.
Auch wenn man kein Auto hat, spart man gleich hunderte Euro im Monat.
Smartphoneverzicht, Klamotten vom Flohmarkt usw. usw.
Das teuerste wird noch die Unterkunft sein. Mit Nebenkosten unter 300 Euro, dass dürfte schwierig werden, in und um Großstädte unmöglich. Aber auch da dürfte, wenn man es drauf anlegt, wahrscheinlich einiges zu machen sein.
Das Problem ist doch, dass ein solches Leben, dass übrigens nach dem letzten Krieg der Standard war, heutzutage kaum jemand freiwillig leben will. Unsere Ansprüche sind kontinuierlich gewachsen. Zentralheizung und Klo mit Wasserspülung so selbstverständlich, dass wir uns gar nicht vorstellen konnen, dass es auch anders geht. Es ging anders und zwar sehr preiswert, ich habe es noch kennengelernt. Und niemand hat damals gejammert, weil er/sie kein Auto, kein Telefon, keinen Fernseher hatte, weil (fast) alle so lebten und man nichts anderes kannte.
Aber wer will freiwillig zu solchen Zeiten zurück? Damals lebte man im Schnitt zwanzig Jahre weniger, und das ist nicht nur dem medizinischen Fortschritt zu verdanken, sondern zum Teil auch deshalb, weil das Leben ganz einfach anstrengender war.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 08:48
Zitat von Lupo54Lupo54 schrieb:Und niemand hat damals gejammert, weil er/sie kein Auto, kein Telefon, keinen Fernseher hatte, weil (fast) alle so lebten und man nichts anderes kannte.
Ich glaube das Auto ist wirklich das Problem. Man muss sich echt überlegen, ob das Auto den Mehrwert bringt, den es kostet. Ob jeder wirklich ein Auto haben muss, das dann wegen hoher Benzinkosten eh rumsteht und dabei viel Geld kostet.

Für uns hab ich das durchgerechnet. Jetzt teile ich mir meinen Kleinwagen mit meiner Tochter - geht jetzt auch nur weil wir gegensätzlichen Schichtdienst haben, schon klar :)
Für den Urlaub mieten wir ein größeres Auto und es rechnet sich immer noch. Da muss jeder für sich entscheiden, wie sehr er das Auto braucht, welches jede Minute Geld frisst.

Mit dem Fernseher ist das so ne Sache.. Ich hab meinen mal an eine Seniorin verschenkt, diese Frau hätte sich wirklich keinen leisten können, Von der Grundsicherung bleiben ihr 11o Euro p.M für Lebensmittel, Kosmetika und Reinigungsmittel, Kleidung und Kultur :( Ja, das gibt es leider auch. Altes Häuschen, alte Elektroheizung, Boiler.. kein Geld um irgendwas zu modernisieren.
Ab einem gewissen Betrag werden diese Kosten nicht mehr berücksichtigt und müssen vom Regelsatz getragen werden.

Gut, ich dachte, ich brauche keinen Fernseher. :D Puh.. das hat trotzdem nicht lange gedauert bis ich wieder so ein billiges Ding gekauft habe :D Man ist es halt gewöhnt ...


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04.05.2019 um 10:45
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:10,24 x 174 Stunden ( durchschnittliche Arbeitszeit ) 1800 Brutto Weihnachtsgeld ( 75% vom Lohn) Urlaubsgeld 500, Sonn- und Feiertagszuschläge... Wenn das nicht reicht, hätte man was Anspruchsvolles lernen müssen.
So kann man leider nicht rechnen. Es gibt keinen anspruch auf urlaubs- und weihnachtsgeld. Ich bekomme bspw kein urlaubsgeld. 174h wären 43h die woche und damit zwar der durchschnitt, aber nicht der durchschnitt für reinigungspersonal, dass meistens "nur" halbtags arbeitet. In krankenhäusern auch mal 6h, allerdings selten vollzeit.

Und mit dem "was anspruchsvolleres lernen" ist das auch sone sache. Ich hab was anspruchsvolleres gelernt und freue mich wie ein kleines kind, wenn ich mal stellenangebote finde, die bei 12€/h liegen. Angebote zwischen 10-11€ bei zeitarbeitsfirmen ist bei mir der standard, bei meinem freund, der in seinem erlernten beruf noch zusätzlich den techniker gemacht hat, sieht es nicht anders aus. 12€/h für einen job mit führungsverantwortung. Na da freut man sich doch. Die aktuelle stellenlage ist für den allerwertesten. Man hat das gefühl die unterbeiten sich mit ihren verdienstmöglichkeiten noch, statt einfach mal dem job entsprechend angemessen zu bezahlen.

Witzigerweise hab ich letztens ne stelle für mich gefunden, die von der stellenbeschreibung angenehmer und leichter ist, als meine jetzige stelle. Verdienst besser, aber gefordertes hochschulstudium. Ja super, ich hab mich trotzdem beworben.... ich mach nix anderes den ganzen tag, könn mir ja nen euro weniger geben :D


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 13:24
Zitat von gastricgastric schrieb:174h wären 43h die woche und damit zwar der durchschnitt, aber nicht der durchschnitt für reinigungspersonal, dass meistens "nur" halbtags arbeitet. In krankenhäusern auch mal 6h, allerdings selten vollzeit.
Zumal in Krankenhäuser meist nur noch Leasingkräfte beschäftigt werden. Damals war es üblich dass das Reinigungspersonal noch zum festen Krankenhausstamm gehörte. Mittlerweile gilt das nichtmal mehr für die Schwesternschaft oder das Pflegepersonal. Die werden aus Leihbuden hergenommen für einen Appel und ein Ei.
Zitat von gastricgastric schrieb:Na da freut man sich doch. Die aktuelle stellenlage ist für den allerwertesten. Man hat das gefühl die unterbeiten sich mit ihren verdienstmöglichkeiten noch, statt einfach mal dem job entsprechend angemessen zu bezahlen
Kann ich nur bestätigen. Ich verdiene zwar für meine tatsächliche Beschäftigungszeit gut, mit der Möglichkeit auf Prämien und Provisionen aber die Ansprüche die dafür erfüllt werden müssen sind nahezu unerfüllbar da die Auftragslage das garnicht mehr hergibt. So generiert mein AG auf dem Blatt Papier ein mögliches Enorm-Gehalt aber schlussendlich bleibts beim Normal- Festgehalt, wohlwissend das nur die wenigsten das erhöhte Gehalt erzielen können.

Und so hsndhaben das einfach viele Betriebe. Gehalt gibt's mit Glück noch mininmal über dem Mindestlohn. Diese Stellen sind rar, du brauchst mit 24 Jahren 49 Jahre Berufserfahrung.
Klar gibts hier und da noch gute Stellen, aber die zu finden und sie mit den eigenen Kompetenzen auf eine Linie zu bringen ist schon mehr ein Lottospiel. Daher bin ich der Meinung das man sich jeder mögliche Weiterbildung annehmen sollte. Alles was machbar ist an Qualifikationen sollte mitgenommen werden. Anders schafft man es heute zu Tage garnicht mehr.

Montag habe ich zB gleich meine nächste Weiterschulung. Ich gehe meinem AG schon förmlich auf den Sack das er mir die Türen für mehr Gehalt öffnen soll. In meinem Betrieb ist das möglich, in anderen so garnicht. Einem Schlosser oder einen Maurer kann man nicht ständig fortbilden,irgendwann ist ein mögliches Weiterbildungspensum ausgeschöpft und man kann alles was für den Beruf wichtig ist.
Wenn es aber machbar ist, und Möglichkeiten da sind, dann sollte man seinem AG stets und ständig die Nadel ins Auge pieken das man bereit ist für mehr Kompetenzen und dies auch unbedingt möchte weil man auf eine Gehaltserhöhung bestehen möchte. Diese muss man sich mittels Qualifikationen aber auch verdienen.

Meine erste Gehaltserhöhung, durch Weiterschulung, hatte ich Anfang April (wird ab Mai berechnet und ab Juni ausgezahlt). Nun Anfang Mai die nächste (wird ab Juni berechnet und ab Juli ausgezahlt) generiert aber auch mehr Möglichkeit auf Prämienauszahlungen. Wenn ich diese in der Tasche habe, geh ich meinem AG gleich mit 2 weiteren Schulungen auf den Zünder, informiere MICH SELBST wann und wo diese Schulungen abgehalten werden und konfrontiere ihn gleich mit den Terminen damit er sich um nichts mehr kümmern muss außer mich da anzumelden und mir das zu genehmigen. Da mein direkter Vorgesetzter nebenberuflich noch RA ist, muss ich ihn permanent daran erinnern. Da es in meinem Interesse ist mehr zu verdienen, mach ich das sogar gern... wann immer ich kann. Meine derzeitige Kompetenzerweiterung ist erstmal befristet bis Oktober (weil ich ja gewisse Ansprüche erfüllen muss und Vorgaben einhalten muss). Sprich, mein Zeitdruck ALLE Kompetenzen zu erhalten zieht sich bis Oktober weil ich erst dann auch wirklich die Vorgaben erfüllen kann um meine Gehaltserhöhung/ Kompenzerweiterung zu behalten.

Leider... und ich mache meinen Job ansich wirklich gern... ist es nötig sich heute zu Tage den Arsch aufzureissen, während Früher ein Arbeitsplatz zwar auch stressig war, aber nicht so existenzbedrohend. Wer heute mehr Gehalt will, muss mehr schuften. Früher gab es allgemein bessere Festgehälter.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 14:27
@Streuselchen
Was die weiterbildungen angeht, läuft es hier nicht anders. Das problem hier, jede abteilung hat ein festes budget und unsere abteilung ist dahingehend nicht ganz so großzügig bedacht worden. Weiterbildungen suche ich regelmäßig selber raus und frag das arme chefchen, wies denn damit aussieht. Nach 3 jahren regelmäßigen nachfragens hab ich dieses jahr mal grünes licht bekommen. Auf meinen verdienst wirkt sich das nicht aus, wertet aber den lebenslauf ungemein auf. Was den verdienst anbelangt, kam vor 3-4 jahren mal meine vorgesetzte auf mich zu mit den worten "dein verdienst passt nicht zur geleisteten arbeit, ich kümmer mich mal drum". Vorstand gibt grünes licht, personalabteilung sagt "joahr stimmt", chef gibt grünes licht, kümmert sich aber nicht um die formalitäten. Joahr so bekomm ich seit jahren zu hören, dass ich zwar mehr verdienen sollte, aber sich nicht drum gekümmert wird. Mir sind dahingehend die hände gebunden, mehr als nerven kann ich nicht. Ich mag den job, ich mag das umfeld, die kollegen und auch die freiheiten, aber es ist nicht angenehm zu hören, dass kollegen, die "nur" messsklaven sind, 3 lohngruppen über dir sind, obwohl du auch noch die auswertung an der backe hast und nicht nur messungen machst :D
Zitat von StreuselchenStreuselchen schrieb:Früher gab es allgemein bessere Festgehälter.
Absolut. Früher war die situation allgemein auch entspannter. Nimmt man den öffentlichen dienst, findet man regelmäßig befristete stellen. Das doofe, man darf im selben bundesland nur noch max. 2 jahre befristet eingestellt sein, danach ist öffentlicher dienst ersteinmal geschichte. Das hat hier zur folge, dass techniker nur befristet eingestellt werden und nach 2 jahren gehen dürfen.... dann folgt ein halbes jahr ausschreibung der stelle, bewerbungsverfahren ectpp bis die stelle wieder besetzt ist und solange darf der rest die stelle miterledigen.

Es grenzt wirklich an ein wunder eine sichere und gut bezahlte stelle zu bekommen, bei der die rahmenbedingungen auch noch stimmen. Nen 6er im lotto ist einfacher zu bekommen ^^


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04.05.2019 um 14:32
Zitat von plankeplanke schrieb:Die Frage ist doch eigentlich...Was braucht man wirklich zum Leben?
Viele Sachen sind doch eher Luxus...oder?
Ich glaube einfach, dass man sich auf eine Standard einpendelt (daher gibt es auch Leute, die mit einem monatlichen Einkommen von 5000€ pleitegehen können) .... Allerdings wird das von sehr viel beeinflusst, auf das man keinen so wirklichen Einfluss hat (Wohnungsmarkt, Versorungssituation, Fixkosten etc.). Ich kenne beide Seiten.

Ich habe in meinem Leben ca. neun Jahre weit unter dem Existenzminimum gelebt (hatte fast immer was mit Ausbildung zu tun, die Zeit, wo ich Abi gemacht habe und während des Studiums). Man kann wirklich mit sehr, sehr wenig auskommen. gerade, wenn du alleine bist - du entwickelst unglaubliche Strategien. Ich habe mein Studium mit wenig Guthaben begonnen und rutschte oft auf 0€, weil ich Fachliteratur etc. brauchte. Finanziert habe ich mich über einen (damals) 650DM Job, in den Semesterferien habe ich oft Vollzeit gearbeitet.

Geld war mein Feind. Und ich konnte es nicht mehr ausgeben. Ich habe irgendwann Rücklagen geschaffen, einfach, um nie mehr in so "doofen" Situationen zu sein. Im Studium war es oft so, dass man wirklich Buch X in Auflage Y gebraucht hat, um einen Kurs zu bestehen. Und Fachliteratur war extrem teuer. Meine Lebenssituation damals: Während des Studiums (hatte eh so eine "Magerwahnphase") habe ich (wenn ich nicht gearbeitet habe) eine Mahlzeit pro Tag gegessen - die oft in der Mensa, hatte überhaupt kein Essen daheim. Ich nahm in der Zeit ca. 25kg ab (und zwischendurch immer wieder zu), ich arbeitete in den Semesterferien viel in der Gastro, da gab es dann Essen im Überfluss. Ich habe eh gegessen, was billig war (viel Reis), im Sommer habe ich auch mal bei überhängenden Bäumen Äpfel geklaut oder habe wilde Beeren gesammelt.

Ich wohnte im billigsten Zimmer, was ich bekommen konnte - ein Kellerzimmer bei einem ziemlich unsympathsichen Rentnerpaar, lass das mal 9qm gehabt haben. Klo und Dusche waren in einem zugigen Kellerraum. Mein erstes warmes Bad fühlte sich ähnlich an wie das Paradies, weil ich v.a. im Winter beim Duschen immer total gefroren habe (Kellerraum war nicht so wirklich geheizt). Es war ca. 3km (wenn man eine fragwürdige Abkürzung durch einen fragwürdigen Park nahm, die Polizei warnte davor immer), sonst 4km von der Uni weg und als mein Rad geklaut wurde, bin ich die Strecke mindestens vier Semester gelaufen auch bei Starkregen, bis mir eine ausziehende Mitbewohnerin ihr Rad geschenkt hat. Die Strecke war okay, im Park kam ich 2-3 mal in acht Semestern in eine brenzlige Situation, weil ich zu faul war, den langen Weg zu nehmen.

Mein Zimmer bestand aus einem Bett, einem Stuhl, einem Schreibtisch und einem Schrank und dem Regal mit meinen Studienunterlagen. Es gab noch einen Kühlschrank, da ich aber den Strom extra zahlen musste, habe ich den nicht genutzt, genauso wie die Kochplatte. Alles, was ich besaß, passte in einen 70l Tourenrucksack (im Laufe des Studiums kam noch ein Umzugskarton mit Büchern dazu. Es war tapeziert und gestrichen und hatte einen Teppich, an sich klein, aber gemütlich - aus dem Fenster sah ich das Gras meines Vermieters). Irgendwann (nach vier Semestern) "leistete" ich mir ein Telefon mit meiner Mitbewohnerin. Ich hatte kein Fernsehen und kein Radio, um die GEZ zu sparen. Ich wohnte alleine in dem Keller, d.h. ich verbrachte die Zeit mit studieren. Im Winter war es ziemlich kühl (der Keller war aber heizbar). Über mir waren so "Luxusstudi 1 Zimmerwohnungen" - eines der Mädels da war nur von Sonntag-Donnerstag da und ließ mir ab und an ihren Schlüssel da, dass ich bei ihr Fernsehen konnte. Ich hab sie nie darach gefragt, aber wenn es so war, hat das meine Lebensqualität schon ziemlich verbessert. Schon alleine den Luxus zu haben, mal in einen anderen Raum gehen zu können.

Es geht alles. Man gewöhnt sich auch daran. Und es fühlt sich irgendwann "normal" an. Gleichzeitig hatte ich immer das Gefühl, wie hinter Glas das Leben anderer Leute zu sehen. Aber es macht etwas mit einem. Ich hatte z.B. oft Situationen, wo ich wirklich Gewissensbisse hatte oder in eine doofe Situation kam, die dann viel Geld kostete - was auch daran lag, dass ich dazu gehören wollte und nicht sagen wollte "sorry, kann ich mir nicht leisten". Ich erinnere mich noch daran, dass z.B. ein Professor drei Kapitel in einem Werk als prüfungsrelevant empfahl - direkt vor der Klausurwoche. Fernleihe und alles war zu spät ...

Bei uns in der Unibib war das Buch geklaut (auch so ein Ding), es war aber in einem anderen Unigebäude gelagert - das war 12km entfernt. Es gab kein Semesterticket, die S-Bahn kostete knapp (und auf heute umgerechnet 6€) - also insgesamt 12€. Das Buch kaufen war nicht drin .. Ich bin schwarz hingefahren (damit das Buch noch da war, wenn ich kam), habe die Kapitel kopiert und bin einen Teil des Weges heimgelaufen, weil ich eigentlich nicht schwarz fahre. Wäre ich erwischt worden, 60€ wären so viel Geld gewesen ... Ich erinnere ich echt noch, wie laut mein Herz den ganzen Weg schlug, ich wusste aber wirklich keine andere Möglichkeit, an den Lernstoff zu kommen.

Oder es gab eine Weile, da besaß ich nur eine Jeanshose. Punkt. Das war vor Primarkt und Ebaykleinanzeigen und ich hatte das Geld einfach nicht für eine zweite- sprich - war die eine in der Wäsche, konnte ich das Haus nicht verlassen. Ich finanzierte mich durch einen Job in der Gastro - Einmal hatte ich gerade die Waschmaschine angeworfen, als der Anruf kam, ob ich arbeiten könnte - ich hätte das Geld dringend gebraucht, konnte aber eigentlich nicht los. Und ich konnte nicht die Wahrheit sagen. Als ich dann zwei weitere Hosen kaufen konnte, fühlte ich mich echt erleichtert. Gleichzeitig war aber auch immer so ein wenig Wut im Hintergrund, warum ich wirklich in dieser miesen Situation war.

Oder ich war in einem Praktikum, wo eine "Kuchenspende" erwartet wurde - ich hatte nicht mal einen Herd, geschweige denn einen Backofen. Den habe ich dann bei einem Konditor machen lassen (und übelst viel Geld bezahlt). Oder ich bekam mal einen Praktikumsplatz 15km entfernt zugeteilt, konnte mir aber die S-Bahn nicht leisten. Ich bin dann hingeradelt, Treffpunkt war um 7 Uhr, ich bin um 5 los, aus Angst, das nicht zu finden und habe so getan, als ob ich für mein Leben gerne Fahrrad fahre.

Ich war echt Meisterin darin, meine präkere Lage zu verheimlichen. Ich wohnte praktisch in der Uni - mein Kellerraum gab ja nichts an Impulsen her. Von Montag - Freitag war die Uni bis 22 Uhr auf, dort nutzte ich die Bibliothek, das Internet, das ohnehin meine Lifeline war, weil Emails die einzige Gelegenheit waren, kostenfrei zu kommunizieren. Und ich hatte Glück, dass ich die Uni hatte. Samstag und Sonntag war es schwierig. Da saß ich in meinem Zimmer - ich las viel. Arbeitete an meinen Hausarbeiten. Lernte. Träumte von einem besseren Leben. Bekam einen Lagerkoller. Wenn ich zwischendurch mal Fernsehen konnte, ging es. Sonst ging ich spazieren, fast schon zwanghaft, um überhaupt irgendwelche Leute zu sehen.

Ich verdiene nun seit Jahren gut, aber ich kann diesen "Armutsgedanken" oft nicht abschütteln. Es hat mich dauerhaft verändert. Bei mir war es so, dass ich im Studium wirklich auf dem 0 Punkt war - nur 1€ weniger wäre der Exodus gewesen. In unserer Fakultät gab es immer wieder ganz coole Angebote, z.B. eine Chinaexkursion. Das nette Mädel über mir wurde sofort von ihren Eltern angemeldet "ein tolles Erlebnis" - ich hatte manchmal schon Selbstmitleid, weil bei mir fünf Exkursionstage als Pflicht auf dem Programm standen (natürlich nicht nach China) und ich keine der außergewönlichen Möglichkeiten für mich nutzen konnte. Und mir war bewusst, dass es jammern auf hohem Niveau ist. Das Positive: Ich wusste, dass der einzige Mensch, der mich aus der Situation retten konnte, ich selbst war. Ich wusste, dass Bildung der Schlüssel in die nächste Welt war. Und ich konnte es echt schätzen.

Nach sechs Semestern war ich sogar in der Lage, dass ich Geld gespart hatte, obwohl ich insgesamt nur 650DM im Monat (okay, und die Vollzeitsemesterjobs) hatte. Ich bin dann todesmutig in den Semesterferien nach Schottland gefahren, um wenigstens ein wenig was von der Welt zu sehen (mit dem Bus, 36 Stunden lang) und war total stolz, dass es geklappt hat. Wenn die Armut einen Vorteil hatte, dann den, dass ich echt stolz auf mich war, als es vorbei war. Ich bin kein emotionaler Typ, aber als meine erste Gehaltsabrechnung kam und mir klar wurde, dass das ganze Geld nun mir gehörte und dass ich nie wieder z.B. durch den Wald schleichen würde, um eine Handvoll Walderdbeeren zu finden, musste ich echt heulen. An sich ist es aber so, wie Doors mal schrieb - Armut macht keinen Spaß. Wirklich - gar keinen.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 16:18
@MissMary
Danke für diesen privaten Einblick. Ich glaube, das zeigt sehr schön, dass vieles geht. Ich kenne genau diese Durstzeiten aus dem Studium, wobei ich glücklicherweise BaFög bekam. Aber die Zeiten, dass man Pfandflaschen abgeben musste, um ein Telefonat in der Telefonzelle zu tätigen, sind mir durchaus nahe. Oder wo 40 DM fürs Blutspenden die Haushaltskasse auffüllten. Ich erkenne wirklich vieles wieder, was Du schreibst.
Heute denke ich, dass es gut war, diese Zeit. Da relativiert sich Vieles.

Ein Grundsatz, der wichtig ist und allzu oft vergessen wird: man sollte nur das Geld ausgeben, das man hat.
Wie viele Bekannte zahlen noch nach Jahren an einem längst schon abgenutzen Sofa ab oder leisten sich die teuersten Handys, weil ein Kompromiss anscheinend unerträglich ist. Dass da dann die Schuldenfalle droht, v.a. wenn man auch so hohe Ansprüche an Job/Arbeitgeber hat, ist klar. Im Prinzip muss man den Lebensstandard an das anpassen, was einem zur Verfügung steht.


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04.05.2019 um 16:41
@jaska - Es ging damals (und sicherlich heute) vielen Leuten so ... Mir ist aber schon damals irgendwie klar geworden, dass man diese Definitionen selbst schafft. Ich bin ja damals nach Edinburgh gefahren im Sommer, in der Hoffung, einen Job zu finden (was auch geklappt hat). Ich habe dann die ersten Wochen in einem Massenschlafsaal in einem Hostel gewohnt (Hauptsache günstig) und habe ein Vielfaches an "Miete" bezahlt als für mein kleines, privates und zu einsames Studentenzimmer, das ich auf einmal vermisste (bis dahin dachte ich, dass das schon der Tiefpunkt war) - als ich zurückkam, war das Zimmer nie mehr so "verhasst" wie davor.

Es war dann in Schottland ohnehin so -es gab keinen Mindestlohn, der Job, den ich fand, war Knochenarbeit für sehr wenig Geld, ich zog dann zu einer Frau um, die mit ihren Kindern auf einem Billigjob so vegetierte, z.B. irre Anstrengungen unternahm, Geld für Schuluniform und -bücher zusammenzukratzen und da fühlte ich mich auf einmal gar nicht mehr so arm - sie war eine working poor ohne Perspektiven, während ich wieder echt dankbar dafür war, dass die Uni wirklich ein Schlüssel für ein besseres Leben war.

Der Grundsatz ist absolut wahr ... ich denke, dass man sich heute sowieso an einen irren Lebensstandard gewöhnt hat. Wir wohnen heute zu fünft in einem kleinen Haus -und werden immer gefragt: "Ist euch das nicht zu klein?". Wir haben kürzlich mal gegoogelt - wir haben tatsächlich "nur" 15qm mehr als der Hartz4 Standard. Ich bin so durch mein Kellerzimmer geeicht, dass es mir immer noch riesig vorkommt :-). Vermutlich wird das mein ganzes Leben so sein.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 17:36
@MissMary
ich kann das was Du schreibst so nachempfinden :) Nein ich habe nicht studiert, aber ich war mit Lehre 20 Jahre Floristin. Ich hatte nie viel Geld, aber ich war gewohnt damit gut auszukommen.

Heute habe ich eine Kaufmännische Ausbildung und verdiene mit über 40 nicht mehr als andere Berufsanfänger in dem Bereich. Es ist mehr als ich je zuvor hatte. Ich schau nicht mehr bei jeder Kleinigkeit die Ich kaufe nur nach dem Preis, aber die Erfahrung prägt mich so sehr das ich immer wieder darüber nachdenke brauche ich das wirklich? Lebensmittel werden immer mit einem Blick auf Angebote gekauft. Ich denke manchmal das wir zu unbedacht Einkaufen . Wir leisten uns Fleisch nur beim Schlachter zu kaufen oder Geflügel auf dem Markt direkt vom Erzeuger. Da möchte ich aber auch keine Abstriche machen da verzichte ich dann lieber ganz. Wir geben zu zweit im Monat für Nahrung und sämtliche Putz-und Hygieneartikel in der Regel unter 300 € aus. Alleine würde ich auch mit 100 € problemlos auskommen.
In meiner Hartz4 Zeit habe ich für essen auch nur 50 € im Monat ausgegeben das geht problemlos wenn man Brot selber bäckt Gemüse der Saison kauft und viel portionsweise einfriert.
Ich bin aber tatsächlich auch froh und dankbar heute nicht so sehr rechnen zu müssen.Mein Blick auf die Dinge die Ich "brauche" ist aber sehr geprägt davon das ich lange nicht viel hatte. Meine zufriedenheit hängt tatsächlich nicht so sehr vom Materiellen ab.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 17:51
Zitat von MissesfeeMissesfee schrieb:Heute habe ich eine Kaufmännische Ausbildung und verdiene mit über 40 nicht mehr als andere Berufsanfänger in dem Bereich. Es ist mehr als ich je zuvor hatte. Ich schau nicht mehr bei jeder Kleinigkeit die Ich kaufe nur nach dem Preis, aber die Erfahrung prägt mich so sehr das ich immer wieder darüber nachdenke brauche ich das wirklich?
Bei mir ist es auch so - ich gebe so viel weniger aus, als ich könnte. Z.B. gehen wir nie auswärts essen. Wenn ich Geld ausgebe, dann v.a. für meine Kinder. Ich selbst komme noch immer mit sehr wenig aus und wie bei dir löst das dann auch total ambivalente Gefühle aus - ich kann es dann nicht genießen, weil ich irgendwie "standardmäßig" das Gefühl habe, ich brauche das Geld mal für wirklich wichtige Sachen und bereue dann, dann es nicht mehr da ist.

Mir hat diese Einstellung aber vor zwei Jahren wirklich den Hintern gerettet - wir hatten 20 Jahre zur Miete bei einem nahen Verwandten gewohnt - die Miete war weit unter der Standardmiete und er hat immer versprochen, dass wir das Haus mal erben. Wir haben uns dann - auf mein Drängen hin - jeden Monat die Differenz zur ortsüblichen Standardmiete überwiesen. Vor zwei Jahren hat der Verwandte nochmals ein neues Lebenskonzept entwickelt und ein sehr hohes Gebot auf das Haus gehabt (nicht wegen des Hauses, sondern wegen der Lage) und hat uns praktisch vor die Tür gesetzt.

Im heutigen Immobilienmarkt hätten wir ohne unser "Notfallkonto" niemals eine vernünftige Bleibe gefunden (und mit drei Kindern muss man gar nicht an mieten denken). Mein Mann hatte mich immer belächelt und war dann auch total froh.
Zitat von MissesfeeMissesfee schrieb:Wir geben zu zweit im Monat für Nahrung und sämtliche Putz-und Hygieneartikel in der Regel unter 300 € aus. Alleine würde ich auch mit 100 € problemlos auskommen.
Das ist bei uns auch so - ich kaufe v.a. Angebote und kann bestimmt 200 gängige Preise auswendig, obwohl es jetzt egal ist. Das Positive an der Sache ist, dass ich dann kleine Sachen wirklich genießen kann, z.B., wenn es mal Brötchen zum Frühstück gibt (okay, gibt es, seit die Kinder mitsprechen können, öfter :-).

Der Hauskauf war ein echtes Hindernis - wir hatten eh nicht viel Auswahl und hätte nicht mein Mann das Sagen gehabt, würden wir heute eher in einem Hasenstall leben - ich habe mich am Anfang wie in der Präsidentensuite gefühlt, was hier die Ausstattung angeht (haben z.B. ein brandneues Bad) aber wie oben schon geschrieben - man gewöhnt sich schnell an Luxus.
Zitat von MissesfeeMissesfee schrieb:Ich bin aber tatsächlich auch froh und dankbar heute nicht so sehr rechnen zu müssen.Mein Blick auf die Dinge die Ich "brauche" ist aber sehr geprägt davon das ich lange nicht viel hatte. Meine zufriedenheit hängt tatsächlich nicht so sehr vom Materiellen ab.
So ist es bei mir auch - ich habe bzw. besitze sehr wenige Gegenstände und habe auch keinen Spaß am Einkaufen. Ich fotografiere gerne und schaue mir die Bilder wieder an ... meine Erben werden sich mal freuen :-).


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04.05.2019 um 18:04
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Oder es gab eine Weile, da besaß ich nur eine Jeanshose. Punkt. Das war vor Primarkt und Ebaykleinanzeigen und ich hatte das Geld einfach nicht für eine zweite- sprich - war die eine in der Wäsche, konnte ich das Haus nicht verlassen. Ich finanzierte mich durch einen Job in der Gastro - Einmal hatte ich gerade die Waschmaschine angeworfen, als der Anruf kam, ob ich arbeiten könnte - ich hätte das Geld dringend gebraucht, konnte aber eigentlich nicht los. Und ich konnte nicht die Wahrheit sagen. Als ich dann zwei weitere Hosen kaufen konnte, fühlte ich mich echt erleichtert. Gleichzeitig war aber auch immer so ein wenig Wut im Hintergrund, warum ich wirklich in dieser miesen Situation war.
Mal ne ganz blöde Frage, weil ich die Situation auch kenne: hat da nie jemand was gesagt? In ner ganz miesen finanziellen Phase (direkt nach Hartz IV-Antrag, der extrem lange gebraucht hat) hatte ich auch ne Phase, wo kein Geld da war, nur eben Unterhalt und Kindergeld. Da wurden kaputte Klamotten für mich nicht ersetzt und mein Kind hatte die typischen 10er-Pack Unterhosen, Unterhemden, und Socken, gebrauchte Jacken und Hosen. Für außenstehende hatten wir also jeden Tag mehr oder weniger die selben Sachen an (er Unterwäsche und Socken, ich die selbe Jacke und dieselbe Hose). Das fand wohl die Kindergartenleiterin nicht so toll und fragte mich vor versammelter Elternschaft zur Übergabezeit, ob ich mir nicht langsam asozial vorkäme in immer den selben Sachen und ob ich nicht wenigstens meinem Kind mal was schönes kaufen könnte. Das war so dermaßen unangenehm und peinlich und auch nicht die erste Situation, wo die Dame sich total danebenbenommen hat. Ich muss da heute noch dran denken, wenn ich mal zwei Tage hintereinander dieselben Sachen anhabe (ich hab nach wie vor nur zwei "Draußenhosen").

Wird ja gerne vergessen, dass man manchmal nicht nur mit wenig Geld zu kämpfen hat, sondern auch noch mit der Oberflächlichkeit seiner Umgebung.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 19:13
Zitat von BeckyBecky schrieb:Mal ne ganz blöde Frage, weil ich die Situation auch kenne: hat da nie jemand was gesagt?
Negativ - sehr selten - ich hatte sehr gemischte Reaktionen ... bei mir war es in der Phase so, dass es mir wirklich sehr peinlich war und es daher sehr selten thematisiert wurde - auch, wenn es auffiel.

Die Studentin, die in der 1-Zimmer-Wohnung über mir wohnte, die hat es geblickt - klar, sie hatte ja den Einblick in meine Lebenssituation und ihre. Sie war unheimlich nett und taktvoll und wollte wohl nicht "raushängen" lassen, dass ihre finanzielle Situation ganz anders war. Das mit dem Schlüssel kam so, dass sie in einem Praktikum war und mich "gebeten" hat, ihre Pflanzen zu gießen und sagte so beiläufig - "nur für den Fall, wenn du einen kleinen Tapetenwechsel brauchst, du darfst gerne meinen Fernseher nutzen". Auch mit dem Fahrrad. Es hatte keinen Platz mehr im Auto beim Auszug und sie war gleichzeitig froh, dass sie mir einen Gefallen tun konnte, weil meins ja geklaut war. Sie hat es immer so hingedreht, dass es eine Win:Win Situation war im Gespräch, obwohl ich davon profitierte "du würdest mir echt helfen, wenn du mein Fahrrad übernehmen könntest. Darf ich es dir da lassen?". Im Restaurant gab es ohnehin immer Mitarbeiteressen - da haben auch viele Leute "heimlich" was mitgenommen - das blieb alles unkommentiert. Später (da hatte ich das Kind schon) habe ich dann noch in einem Supermarkt gearbeitet - da hat der Chef mir so "testmäßig" am ersten Wochenende ein paar ablaufende Sachen mitgegeben und als ich mich riesig gefreut habe, habe ich eigentlich täglich was mit heimbekommen , auch voll die exklusiven Sachen (Lachs, Biomilch ....), ohne dass es jemals thematisiert wurde.

Meinen Eltern war es egal - bzw. die wollten es nicht wissen. Sie waren gegen das Studium und haben es daher auch nicht finanziert. Sie waren nicht einmal zu Besuch da und es kamen eh nur Sprüche "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" und sie haben von "nach dem Krieg" erzählt. Das ist heute noch ein sehr bitterer Punkt in unserem Verhältnis - sie hätten es sich leisten können. Aber sie wollten nicht. Und ich wollte nicht fragen, bitten und betteln. Ich hätte mich echt erniedrigen müssen. Wir hatten in der Zeit ohnehin kaum Kontakt. Sie haben ihren Bekannten gegenüber so getan, als ob sie mich voll finanzieren ... ein anderer doofer Punkt.

Mein Umfeld war z.T. auch arm. Auch arm am. Es gab einige Leute, die in der gleichen Situation waren. Eine Kommilitonin (mit S-Bahn-Karte) war alleinerziehend und ist Freitagmittag und Samstag immer zu IKEA gefahren (gab gleich zwei im Umland) und hat ihr Kind dort in der Kinderbetreuung abgegeben, damit sie ungestört lernen konnte. Mit denen konnte man recht offen sein. Leute, die in WGs gewohnt haben, hatten gerade an langen Wochenenden etc. oft "Essensspenden" ihrer Mitbewohner "iss bitte auch noch ..." - da haben wir oft geteilt. Die Gruppe war auch wichtig, um mich "normal" zu fühlen und nicht so alleine. Und man hat gute Tipps bekommen: "Da ist ein herrenloser Kirschbaum, radele da mal vorbei".

Ich habe sehr wenige negative Reaktionen erlebt - das ist ja eine Frechheit mit dem Kindergarten, viel eher subtile Hilfe - eine doofe Reaktion war, als ich versucht habe, mein 15km Praktikum in etwas Näheres umzutauschen - es war Winter ... ich habe echt freundlich gefragt und es war eine der wenigen Male, wo ich wirklich ehrlich geschildert habe, wie es mir geht - die Sachberarbeiterin an der Uni hat dann die Augen verdreht und gemeint, das sei doch kein Grund - fürs Saufen hätten Studenten ja auch immer Geld.

Ich habe eher sehr viele unnütze Tipps bekommen: Einmal (ziemlich am Anfang) habe ich das ständige Bangen fast nicht ausgehalten - ich hatte ja wirklich 0€ Rücklage und ständig Angst, dass mir mein Job wegbricht und ich keinen neuen finde -das war meine Lifeline und damals war die Konjunktur sehr mies. Ich bin dann in der Uni mal in eine Beratung gegangen und die hat mir gesagt, dass ich nicht versuchen soll, von dem Geld zu leben, sondern einen Härtefallkredit bei der ASTA beantragen solle - das wollte ich auf keinen Fall, ich wollte mich nicht noch verschulden. Danach konnte ich da nicht mehr hin. Oder der Literaturprofessor hat gerügt, dass wir die verbilligten Theater- und Operkarten nicht nutzen ... die haben halt immer noch je nach Aufführung 30€ oder mehr gekostet, von den 12€ Fahrt ganz zu schweigen - er konnte sich wohl gar nicht vorstellen, dass das das Essensbudget eines ganzen Monats war.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

04.05.2019 um 19:58
Zitat von BeckyBecky schrieb:Das fand wohl die Kindergartenleiterin nicht so toll und fragte mich vor versammelter Elternschaft zur Übergabezeit, ob ich mir nicht langsam asozial vorkäme in immer den selben Sachen und ob ich nicht wenigstens meinem Kind mal was schönes kaufen könnte. Das war so dermaßen unangenehm und peinlich und auch nicht die erste Situation, wo die Dame sich total danebenbenommen hat.
Unmögliches Verhalten! Und so ein sensibles Thema vor versammelter Mannschaft. Richtig ätzend, aber solche Leute gibt es leider und dann noch in so einer Position :palm:
Zitat von BeckyBecky schrieb:(ich hab nach wie vor nur zwei "Draußenhosen").
Flohmarktsaison geht doch los - oder Second Hand und Sozialkaufhäuser abklappern - Oxfam oder so, falls es das bei Dir gibt. Auf dem Flohmarkt zahlst Du nicht viel Geld für gebrauchte Klamotten. :)


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05.05.2019 um 03:17
Zitat von BeckyBecky schrieb:Da wurden kaputte Klamotten für mich nicht ersetzt und mein Kind hatte die typischen 10er-Pack Unterhosen, Unterhemden, und Socken, gebrauchte Jacken und Hosen. Für außenstehende hatten wir also jeden Tag mehr oder weniger die selben Sachen an (er Unterwäsche und Socken, ich die selbe Jacke und dieselbe Hose). Das fand wohl die Kindergartenleiterin nicht so toll und fragte mich vor versammelter Elternschaft zur Übergabezeit, ob ich mir nicht langsam asozial vorkäme in immer den selben Sachen und ob ich nicht wenigstens meinem Kind mal was schönes kaufen könnte. Das war so dermaßen unangenehm und peinlich und auch nicht die erste Situation, wo die Dame sich total danebenbenommen hat.
Fühl dich mal gedrückt.
Kenne das ähnlich, habe bis vor kurzem auch nur 2 Jeans gehabt und das sogar das gleiche Model. Habe seit Jahren den gleichen Wintermantel und trage meine Schuhe auf bis sie eben kaputt sind. Wenn ich für mich neues kaufe dann in Etappen und nur reduzierte Sachen, anders geht es nicht.
Meine jüngeren tragen zum größten Teil die Klamotten der Großen auf. Das Kitakind bekommt auch keine feinen Sachen an für die Kita weil:
Er spielt, er schmuddelt und rutscht auf dem Po die Wiese runter so wie es ein Kind in seinem Alter tun sollte (ala Jim Knopf)
Was soll man da seinem Kind neue Klamotten anziehen?
Hatten mal eine Mutter die ihren Sohn zusamm gefaltet hat weil er einen Fleck auf seinem Esprit T-Shirt hatte. Immer fein und sauber gekleidet zur extremen Reinlichkeit angehalten der kleine :( meine Mutter meinte auch immer mir feine Kleidchen anziehen zu müssen die dann auch nicht kaputt gehen sollten, fand das mehr als blöd und hab rumgeschmuddelt was das Zeug hält und so sollen Kinder das auch tun.
Gebrauchte Klamotten für Kinder sind kein Grund sich zu schämen und ich hab mich immer gefreut wenn ich was geschenkt bekommen habe, grade in der Zeit wo ich keine Arbeit hatte.

Solche Aussagen wie sie diese Frau in euerer Kita von sich gegeben hat sind eine Frechheit. Diese Oberflächlichkeit zieht sich so stark durch unsere Gesellschaft :( lass dich von solchen Leuten nicht runter ziehen :( sie urteilen über dich ohne deine Geschichte zu kennen und sinds nicht wert dass ihre Worte gehör bekommen.
dieser Markenwahn wie in meiner Jugend hat zum Glück nach gelassen (kommt mir so vor) oder meine ergeben sich diesem Wahn zum Glück nicht.


Was du machen kannst wenn es bei dir knapp mit dem Geld wird, es gibt Frauenkleiderbasare oder DRK Läden wo du gebrauchte Sachen günstig bekommst.


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05.05.2019 um 06:52
@MissMary
Ich muss Dich einmal loben, denn an Deinem Durchhaltevermögen und Deiner Geschichte sollten sich viele ein Beispiel nehmen. Menschen wie Dich finde ich super!
Bei einem Satz musste ich lachen:
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:"Lehrjahre sind keine Herrenjahre"
Exakt diesen Satz musste ich mir in jungen Jahren auch öfter anhören.
Das mit Deinen Eltern kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich weiß genau wie man sich fühlt, wenn Mutter und Vater nach außen die Vorzeigeeltern spielen und sich in Wahrheit nicht um ihr Kind kümmern, im Gegenteil, noch versuchen daraus Kapitel zu schlagen.
Ich wünsche Dir wirklich, dass Du nie mehr sparen musst und dass Du Dein Leben immer in vollen Zügen genießen kannst.
Zitat von 3.143.14 schrieb:Habe seit Jahren den gleichen Wintermantel und trage meine Schuhe auf bis sie eben kaputt sind.
Das ist bei mir gleich. Mir gibt Gewand überhaupt nichts, deshalb tut es mir um jeden Cent leid, den ich dafür ausgebe. Ich laufe so zerfedert herum, dass sich andere schämen würden. Mir ist es egal. Ebenso gebe ich für Kosmetikartikel und Parfum kein Geld aus. Letzteres habe ich trotzdem, weil ich es ab und zu geschenkt bekomme und sehr sparsam damit umgehe.
Auch die Gastronomie verdient an mir extrem wenig. Für etwas, was eh nur im Magen verschwindet, zahle ich keine Unsummen. Wir essen am Liebsten das, was mein Partner kocht. Allerdings geben wir recht viel Geld für Lebensmittel aus. Wir kaufen so viel wie möglich auf unserem regionalen Bauernmarkt und der ist nicht gerade billig.

Ich musste auch viele Jahre hart sparen. Jetzt bin ich in einem Alter, wo ich auf gewisse Dinge einfach nicht mehr verzichten will. Das sind bei mir Urlaube, Unterhaltungselektronik und Bequemlichkeit.
Ich denke mir, wofür gehe ich denn arbeiten? Sicher nicht nur fürs nackte Überleben.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

05.05.2019 um 08:18
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb:@MissMary
Ich muss Dich einmal loben, denn an Deinem Durchhaltevermögen und Deiner Geschichte sollten sich viele ein Beispiel nehmen. Menschen wie Dich finde ich super! Bei einem Satz musste ich lachen:
Danke :-). Ich lobe mich auch ab und an LOL. Nee, im Ernst, ich arbeite ja nun an einer (Brennpunkt)Schule und versuche immer, meine Schüler zu ermutigen, sich selbst aus den Situationen zu retten. Es klappt (zugegeben) selten, da sie oft sehr falsche Werte und Rollenbilder verinnerlicht haben aber ich freue mich immer umso mehr, wenn es ab und an klappt. Und das tut es ... mitunter machen sie dann richtig toll Karriere.
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb: MissMary schrieb:
"Lehrjahre sind keine Herrenjahre"
LOL. Den kennt glaube ich jeder der Generation. Oder "solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst ....". Das hatten wir ja die Woche schon geschrieben, in den 70ern und 80ern waren glaube ich nicht die Gehälter unbedingt besser, sondern auch die Ansprüche wesentlich tiefer. Meine Eltern schütteln oft den Kopf, in welchem Standard meine Kinder so leben (okay, meine Eltern sind auch sehr puritanisch geprägt und vermutlich nochmals ein Sonderfall).

Mitunter schüttle ich selbst auch den Kopf (Beispiel, meine Tochter, 10. Klasse): Da besitzt ein nicht unwesentlicher Teil der Klasse ein iphone X. Einfach mal so. Führerschein und anschließend Auto selbstverständlich. Vorgeschlagenes Taschengeld für die fünftägige Berlinfahrt 300€. Da fragt man sich schon ... Hallo?


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

05.05.2019 um 08:20
Es wird immer gesagt Hartz IV das sind nicht mal 400 Euro oder so.

Aber in Wahrheit ist es viel mehr, denn man bekommt eine Krankenversicherung die mindestens 200 Euro wert ist, eine Wohnung inklusive Nebenkosten (sagen wir 500 Euro, kann aber auch deutlich mehr sein). Wer höhere Kosten hat etwa wegen Nahrungsmittelunverträglichkeit bekommt noch zusätzlich etwas mehr.

Dann gibt es noch einmalige Zahlungen wie Erstausstatung usw.

Ja was soll das alles was ich hier schreibe?

Nun der Abstand zu Niedriglohnarbeit ist verdammt niedrig bereits. Insbesondere wenn man bedenkt dass Arbeiten gehen auch Geldkostet - JA! Für Pendeln, ausser Haus essen, Klamotten, usw.

Außerdem gibt es da keinen Zusatzzahlung für hohe Heizkosten, antiallergisches essen, usw.


Lohnabstandsgebot nennt man das Problem Wikipedia: Lohnabstandsgebot!

Die Sache ist nur was soll man machen?


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

05.05.2019 um 08:59
@gastric
@Streuselchen


Ich weiß jetzt nicht was ihr von mir wollt. So irre lange Beiträge an meiner Aussage vorbei ...
Es ging doch darum, dass 10,24 Lohn zu wenig sind und es wurde behauptet, dass ausschließlich so wenig bezahlt wird. Dieser Behauptung habe ich, mit meinem Beispiel widersprochen.Dass nicht jeder so eine Stelle vor der Haustüre hat ist doch klar. Aber in unserem Fall ist es ja so gewesen. die Stellen waren/sind ja da - nur zu wenig Lohn wäre es gewesen.

@gastric
Dann lass halt Urlaubs- und Weihnachtsgeld weg, dann biste mit 10,24 bei 1750 Und das als Alternative zu Hartz4? 43 Stunden pro Woche sind es nicht, es ist die durchschnittliche Arbeitszeit pro Monat weil nur der Februar alle 4 Jahre 28 Tage hat. Somit nimmt man 173/174 Stunden pro Monat. Ich hab mir das nicht ausgedacht, das ist Fakt. Mit 43 Wochenstunden rechet vllt. ein Dummer :D Praxis ist es nicht.

Ja, es gibt Teilzeitstellen, das ist mir bekannt. Was soll das heissen? Soll man einer Teilzeitkraft, die nur 50% arbeiten kann, dann 25 Euro pro Stunde geben? Teilweise wird das sogar gehandhabt. Wenn der Lohn nicht ausreicht, stockt die Arge auf. Dann hat man immer noch weit mehr als den Regelsatz, ist ins Arbeitsleben integriert ( was sich im Lebenslauf sicher nicht schlecht macht) und kann trotzdem seine Kinder versorgen. Das praktizieren viele Mütter so.


Nun kann man wieder nach Beispielen suchen, dass das für 5 von 100 trotzdem nicht machbar ist weil sie tief im Wald wohnen und 6 Stunden einfach zur Arbeit laufen müssten, dazu liegen noch 11 Monate 5m Schnee :)

Es ist doch klar, dass hier nicht ALLES für JEDEN machbar ist. Es wird auch nicht jeder deine Demeter-Möhrchen knuspern wollen. Derjenige, der keinen Spargel mag, wird sich auch nicht über Tipps freuen, wie man den Preis für Spargel drücken kann. So what? Nicht ALLES ist auch für jeden umsetzbar.

Mein Anspruch war es auch nicht hier alle Menschen auf meine Linie zu bringen. Was hätte ich davon? Tipps und eigentlich die Anregung, mal kurz innehalten, sich über seinen jetzigen Stand klar werden und schauen was man verbessern könnte, wenn man gerade unzufrieden ist.
Ich habe mir hier auch noch den ein oder anderen Tipp gezogen obwohl ich schon lange nicht mehr knausern muss.

Und da komme ich zu deiner Aussage: " Früher war sowieso alles enspannter" Wann früher, soll das denn gewesen sein?
Früher als ich von einem Tag auf den anderen mit 3 Kindern ohne Unterhalt dastand weil mein Ex-Mann plötzlich arbeitsunfähig wurde, mit 50 D Mark Kindergeld fürs erste Kind und einem Kindergarten der von 8 bis 12 Uhr geöffnet hatte ?
In meinem "früher" gab es kein Hartz4. Es gab Sozialhilfe. Bei Sozialhilfe wurden ganz schnell die eigenen Eltern zu Kasse gebeten, die dann gezwungen wurden, ihre längst erwachsenen Kinder, zu ernähren. Wer wollte denn so asozial sein? Ich kenne niemanden, der das durchgezogen hätte.

Meine Intention hier zu schreiben war, dem Einzelnen etwas Mut zu geben. Es gibt beschissene Zeiten im Leben, für wenige Menschen leider auch für immer. Dem Rest kann man nur raten nachzudenken was er ändern kann und sämtliche Energie dafür aufzuwenden. Vom Himmel, fällt verdammt wenig an Besserung.

So und nun spare ich Lebenszeit und schreibe deswegen nichts mehr. Zu erkennen, wann jede weitere Unterhaltung nur vergeudete Lebenszeit ist, erfordert einen Teil Weisheit, der mir leider oft noch fehlt. Ich arbeite daran :)


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

05.05.2019 um 11:05
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es klappt (zugegeben) selten, da sie oft sehr falsche Werte und Rollenbilder verinnerlicht haben aber ich freue mich immer umso mehr, wenn es ab und an klappt. Und das tut es ... mitunter machen sie dann richtig toll Karriere.
Wirst sehen: es klappt immer öfter.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Mitunter schüttle ich selbst auch den Kopf (Beispiel, meine Tochter, 10. Klasse): Da besitzt ein nicht unwesentlicher Teil der Klasse ein iphone X. Einfach mal so. Führerschein und anschließend Auto selbstverständlich. Vorgeschlagenes Taschengeld für die fünftägige Berlinfahrt 300€. Da fragt man sich schon ... Hallo?
Ja, auch meine Kinder bekommen viel zu viel.
Ich finde es aber positiv: wenn sie einmal einen höheren Lebensstandard gewohnt sind, wollen sie ihn beibehalten und tun auch viel dafür.
An meiner ältesten Tochter sehe ich, dass der Plan aufgeht: Sie hatte mit 18 1/2 schon eine leitende Position, macht Weiterbildung und läuft jeden Cent hinterher. Um sie muss ich mir keine Sorgen machen.
Auch die beiden Kleinen bekommen zu viel - ich hoffe, es hat die gleiche Wirkung wie bei der Großen.

Niemand soll unschuldig mit wenig Geld auskommen müssen. Wenn jemand aber schlicht und einfach aus Faulheit wenig Geld hat, habe ich kein Mitleid.


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Mit wie wenig Geld kann man leben?

05.05.2019 um 11:10
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:43 Stunden pro Woche sind es nicht, es ist die durchschnittliche Arbeitszeit pro Monat
Richtig und das wären durchscnittlich 43h/woche. Weißt schon 174/4.
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Ja, es gibt Teilzeitstellen, das ist mir bekannt. Was soll das heissen?
Du hast dich auf reinigungskräfte bezogen, ich hab dir gesagt, dass reinigungskräfte häufiger in teilzeit, als in vollzeit arbeiten. Da kann man schlecht mit 1800€ brutto rechnen, wenn man keine 40h woche hat. Anders kommt man aber nicht auf 1800€ brutto bei einem stundenlohn von 10,24€.
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:es wurde behauptet, dass ausschließlich so wenig bezahlt wird
Wurde nicht. Es wurde gesagt, dass geringer lohn keine ausnahme darstellt, sondern eher die regel ist. Diese ansicht teile ich, weil ich den arbeitsmarkt einfach seit 3 jahren im blick habe. Die gut (eher fair) bezahlten stellen kannst du an einer hand abzählen. Das ist realität.
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Wann früher, soll das denn gewesen sein?
Früher, als es noch normal war unbefristete stellen zu bekommen. Dann danach, als es noch möglich war als techniker/verwaltungsfachangestellte im öffentlichen dienst mehrfach hintereinander befristet angestellt zu werden. Was hat man heute? Vorwiegend zeitarbeit, in der du, sobald überflüssig, wieder auf der strasse stehst oder aber von firma zu firma durchgereicht wirst und das für einen lohn, der der rede nicht wert ist. Techniker und verwaltungsangestellte, die an unis und öffentlichen einrichtungen spätestens alle 2 jahre ausgewechselt werden, weil keine festen stellen geschaffen werden. Wer das glück hat eine feste stelle zu ergattern, den kann man nur beglückwünschen.

Aber auch früher, als das gehalt eines einzelnen noch gereicht hat eine kleine familie durchzubringen. Denke ich an meine mutter, dann hat ihr mageres gehalt als reinigungskraft (6h krankenhaus, festangestellt) gereicht ohne aufzustocken, vater nicht vorhanden, kindergeld nicht gezahlt bekommen. Wir waren sicherlich alles andere als reich, aber es hat gereicht.... heute.... 6h bei 10,24€/h. Was hat man am ende? 1000€ netto? Wie weit kommt man damit als alleinerziehende mutter ohne großartige einschnitte oder aber nen zweitjob/aufstocken?

Es ist aber natürlich klar, dass deine private situation ohne job sicherlich nicht unbedingt angenehmer war. Schon mal gar nicht, wenn ich sowieso nur die arbeitssituation allgemein angesprochen habe. Das hätte aber spätenstens aus dem kontext des weiteren beitrages klar werden können.


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