@ahri Jaaa, wir sind weniger wirr
:Dahri schrieb:Anderes Beispiel (was nun wirklich gar nicht zum Thema passt, aber mir fällt grad kein anderes ein :D) Man kann ganz neutral sagen, dass man gegen Abtreibung ist. Ist man dann mal in der Situation entscheiden sich vielleicht doch einige dafür.
Ich finde dein Beispiel extrem klasse! Ohne Witz!
Weil bei einer Abtreibung ja quasi die Frage "Leben absprechen oder nicht absprechen?" allein schon die ganze Diskussion megamäßig emotional aufbläht.
Wir haben hier den Luxus, anders als in irgendeinem x-beliebigen Abtreibungs-Thread, morbide Gedanken auszutauschen, ohne, dass wir Taschentücher verteilen müssten
:troll:Wir können ja beide gegen Abtreibung sein, weil wir das für einen Mord hielten, aber dann, wenn es ernst wird, trotzdem abtreiben. Zum Beispiel wenn die Schwangere durch das Kind umkommen kann.
Da würden doch eigentlich alle sagen: Gut, da ist das Leben der Mutter "mehr" wert, als das den ungeborenen Kindes.
Ich verstehe auf jeden Fall den Zwiespalt, der dich "zweifeln" lässt und dir zu verstehen gibt, dass du nicht über diese Dinge richten möchtest.
Ich akzeptiere das vollkommen - möchte dir dennoch sagen: Es könnte der Tag kommen, da musst du vielleicht wirklich Leben gegen Leben abwägen.
Dafür ist es ja ganz praktisch, wenn man schon einen "Kodex" für sich selbst gefunden hat.
ahri schrieb:Sprich, in der Lage sind die Menschen vielleicht theoretisch schon, aber das hilft einem ja nicht unbedingt weiter.
Da hast du vollkommen recht. Ich habe halt nur meine utopische Wunschvorstellung an der Fähigkeit aufgehangen - ob und in wieweit das dann aktuell zutrifft, ist natürlich wieder eine andere Geschichte.
ahri schrieb:Ich denke auch nicht, dass ich in "der Gruppe" bewusst darüber mitentscheiden wollen würde.
Aber das tust du doch schon? Du bist vielleicht keine Polizistin (bist du? Uniformen... *grrr*^^), keine Richterin, keine Anwältinn; aber du bist Teil dieser Gesellschaft. Als Teil dieser Gesellschaft nimmst du, unweigerlich, die Normen und Handhabungen der Exekutive an.
Du willst doch auch, dass der Polizist dich um jeden Preis aus der Gewalt eines Geiselnehmers befreit, oder?
Dafür rechtfertigst du auch den finalen Rettungsschuss, oder?
Ich will nicht sagen, dass es dich nicht schockieren würde, wenn man jemanden erschießt, der neben dir steht. Ich will auch nicht sagen, dass du den Schuss selbst lösen könntest. (Wobei ich glaube, dass du das könntest)
Aber du willst doch, dass der Polizist abdrückt, oder?
(oder Tiere, z.B., ich finde, dass wir da auch tagtäglich Todesurteile verhängen - mit der Begründung der Notwendigkeit oder "Minderwertigkeit" der Tiere // Man tötet quasi einfach einen "Dümmeren", weil er "dümmer" ist... // schon krass, wenn man sich das mal auf der Zunge, wie Gulasch, zergehen lässt :P )
ahri schrieb:Nur wer soll uns das nun beantworten? Jeder für sich selbst? Dann kommen wir wieder an den Punkt, an dem es unterschiedliche Meinungen gibt.
Stimmt! Aber genau da möchte ich doch hin.
:)An den Punkt, wo die Symbiose aller Meinungen die bestmögliche, allgemeingültige Definition ermöglicht.
Nichts anderes ist Demokratie. Nichts anderes ist Gleichheit, Brüderlichkeit - Einigkeit. Nichts anderes ist das Recht. Gemeinsame Spielregeln, die alle einhalten wollen, weil alle davon profitieren (Idealfall!).
ahri schrieb:ob ich da unbewusst irgendwo mit reinspiele, oder ob ich bewusst sage, dass ich entscheiden kann ob jemand am Leben bleibt oder nicht.
Deswegen werde dir gewahr, dass du bereits Teil dieser Todesstrafen auf der Erde bist. Ob unbewusst oder bewusst. Egal, ob du das möchtest, oder nicht. Egal (erstmal), ob das gut ist oder nicht.
Der Unterschied für mich liegt darin: Das eine zeugt von Unmündigkeit - das andere von Verantwortung.
Und beim Thema Verantwortung spannt sich ja der narrative Bogen zu unseren vorherigen Postings.
ahri schrieb:Siehst du, dann bin ich wenigstens nicht die Einzige mit "Wortfindungsstörungen" :D
Doch! Du bist
die Einzige mit "Wortfindungsstörungen" hier! *Seitenhieb* :P
ahri schrieb:aber wolltest du nicht auf einen "Kodex" hinaus, für den es keine anderen Menschen braucht?
Naja, am Anfang müssen wir ihn ja alle zusammen erstellen, da brauchen wir die Meinungen aller Menschen, damit wir am "wahrhaftigsten" sein können.
Das Ziel ist trotzdem, dass wir danach Richtlinien haben, die allgemeingültig sind und keiner menschlichen "Kontrolle" mehr bedürfen, anders als jetzt die Beispiele zur Moral.
Also ja, erstmal brauchen wir die Menschen - damit wir sie danach abschaffen können....? Also doch Todesstrafe? *Ratatoskr setzt Silberblick ein, ahri ist verwirrt* :p haha
ahri schrieb:Und in welche Richtung sollte das dann gehen? Todesstrafe - von allen Menschen als gut und richtig empfunden oder als falsch? :P:
Persönlich bin ich für die Todesstrafe; aber nur in ganz wenigen Einzelfällen.
Also wo es wirklich richtig eklig wird.
Hitler, Stalin und das Gesocks f'jeden!
Versklaver (gibts das Wort?), (schlimme) Menschenhändler, definitiv auch.
Das sind für mich unbeschreibliche Verbrechen an der Menschheit und an der Heiligkeit des Lebens an sich.
Ich sehe keinen Sinn darin (sorry), solche Menschen mit Würde behandeln zu müssen.
Triebtäter, Pädophile und Vergewaltiger sollte man nicht töten; aber definitiv härter bestrafen als zur Zeit Gang und Gebe ist (Nachtrag: Ich habe noch ein paar mal drüber nachgedacht... bei einer besonderen Schwere, hier spare ich mir mal kurz blumige Fantasien, da ich denke, dass du weißt, was ich meine, könnte ich auch hier Argumente für eine legale Tötung finden. Ansonsten: ). Da gibt es andere Mittel, um eine Resozialisierung voranzutreiben. (anderes Thema)
Aber bei, wie gesagt, Menschenhändlern, Sklavenhaltern und so ein Gelumpe, sehe ich keinen Grund zur Vergebung... klingt hart, aber da kann ich einfach nicht aus meiner Haut.
ahri schrieb:Und in welche Richtung sollte das dann gehen? Todesstrafe - von allen Menschen als gut und richtig empfunden oder als falsch? :P:
Wäre ja erstmal schön, wenn alle Menschen dazu eine Meinung hätten.
Was dann schlussendlich bei rauskommt, steht in den Sternen und ist erstmal nicht von Bedeutung.
Es geht darum, alle Menschen mit einzubeziehen, um eine gute Aussage treffen zu können.
ahri schrieb:Nur kannst du die Menschen ja auch nicht dazu zwingen Verantworung zu übernehmen. Wer nicht will, will nicht, da kannst du es ihnen noch so oft sagen.
Schön, dass du den Zwang rausholst und ansprichst.
Ich finde, dass das Problem unserer pseudo-aufgeklärten Mitleidskultur und der Menscheit, in der Retroperspektive, an sich ist.
Wir schieben Verantwortung weg, argumentieren mit Freiheit GEGEN die Freiheit.
Das Leben ist keine Einbahnstraße, man kann nicht in einer freien Welt leben wollen und sich dann aus allem raushalten.
Eben weil wir alle miteinander verbunden sind, weil wir einander brauchen, ist es von integraler Bedeutung, dass sich jeder Hans und jede Lisa eine Meinung bildet.
Man kann sagen: Ich bin nicht qualifiziert genug. Oder man kann sagen, so wie du: Ich fühle mich nicht wohl bei der Entscheidung.
Trotzdem hast du die Pflicht, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Sich da rauszureden halte ich für kontraproduktiv, unmündig und egoistisch.
(Das machst du nicht, du distkutierst ja mit mir und setzt dich mit dem Thema auseinander. War jetzt so auf die Allgemeinheit bezogen, die da immer meinungslos abnickt.)
Also... ich formuliere doch einen kleinen Zwang - wie kann man denn kein Interesse an Meinungsbildung haben? oO
ahri schrieb:"Nur weil es vielleicht nicht jeden Menschen erreicht und sein Denken verändert, sollte man es lieber ganz lassen." So gibt man die Verantwortung halt wieder ab und es ändert sich gar nichts auf der Welt.
Genau das! Das hast du toll beschrieben. Stimme völlig zu!
Denn das wäre ja auch keine Aufklärung, sondern wieder eine Ausrede.
ahri schrieb:Habs versucht, keine Ahnung obs mir gelungen ist :D
Zumindest hab ich das Gefühl nicht mehr ganz so wirr zu schreiben :D
Jaaha. Am Anfang ist es immer sehr wirr. Aber wenn man sich dann mal hinsetzt und es versucht, dann kann man meistens nur von der neuen, gemeinsamen Perspektive profitieren.
Wir beide setzen uns ja quasi gerade hin und versuchen "meinen" "Kodex" aufzuschlüsseln, damit er nicht nur eine Perspektive enthält. Dadurch wird er ja zu "unserem" Kodex und das ist das Ziel.
Ich, für meinen Teil, habe durch die Diskussion wieder ein bisschen an mir arbeiten können. Mein Standpunkt zum Thema Todesstrafe ist ein bisschen differenzierter geworden. Ich habe, zum Beispiel, meine "todeswürdigen" Kandidaten mal explizit durchdenken müssen.
Das habe ich so noch nicht getan, obwohl ich dachte, dass das ja schon für mich klar wäre.
ahri schrieb:Klar, eine allgemein gültige Antwort kann ich da sowieso nicht geben, aber auch meine persönliche Meinung dazu fällt mir gerade etwas schwer.
Was? Ich gebe mir hier voll Mühe, um eine Frage aufzuziehen, die dein Verstand nur rational zerlegen muss, und du kommst hier mit Emotionalitäten und Gewäsch an :P *grimmig guck*
Ich denke, dass das hier relativ "einfach" ist.
Du musst ihn töten, da sonst die Tragfähigkeit des Raumes nachhaltig geschädigt wird und es unwiderruflich zum Aussterben der Kolonie kommt.
Anderes Beispiel:
Zwei Stämme bekriegen sich. Stamm A besiegt vermeintlich Stamm Z. Jedoch hat Stamm Z. mit einer List nur seinen eigenen Untergang vorgetäuscht.
Jetzt hat Stamm Z aber einen Anhänger des Stammes A gefangen genommen.
Wie mit ihm verfahren?
Wenn er abhaut, wird er seinen Stamm über die Überlebenden informieren. Also darf er nicht weg, kriegt also eine Sicherungsverwahrung, hat auch keine Nutzen für das Überleben des Stammes Z, da er nicht produktiv ist.
Der Gefangene schreit dazu noch die ganze Zeit, um seine Stammesbrüder auf ihn aufmerksam zu machen. Also wird er geknebelt. Wenn er essen kriegt, isst er kurz und fängt wieder an zu schreien.
Was machen wir mit ihm?
Durchfüttern? Einen Mehraufwand betreiben? Er nützt den Menschen dort nichts - im Gegenteil, er fordert die Ausrottung des Stammes Z.
Was machen wir mit einem Kannibalen, der nur Menschen isst?
Einsperren, aushungern lassen?
Direkt an die Wand stellen?
An andere Kannibalen verfüttern?
:troll:Nochmal in aller Deutlichkeit, da ich merke, das ich wieder rum(w)irre:
Angenommen, es gäbe Menschen, denen nichts am Menschen läge. Sie würden immer wieder unterdrücken, ausbeuten und foltern.
Sie wollten nichts zur Gesellschaft beitragen, sie wollten sie zerstören und am Boden sehen.
Sie wären unbelehrbar, nicht therapierbar.
Was machen wir mit solchen Menschen, gäbe es sie?
Können wir diesen Menschen Menschlichkeit entgegenbringen?
Bis danni
:)