Mhm.
Diese zwei Fronten.
Dabei waren es am Anfang des Gesprächs gar keine.
parabol schrieb:Durch die Übertreibungen der Veganer (z.B. Bemitleiden der "kleinen" Bienen, deshalb ist Honig schlecht) wird die öffentliche Diskussion um die Nutztierhaltung ins Abstruse geführt.
Ich weiß, was du meinst, aber es war das denkbar schlechteste Beispiel, das du anbringen konntest.
;) Ausgerechnet bei Bienen wirst du auch weit außerhalb jeglicher Esskulturen, Essgewohnheiten und ethischen Überzeugungen auf honigsüße Kritik stoßen. Siehe
Bienensterben.
;)Ich habe beruflich viel mit sich vegan Ernährenden zu tun und das, was vielerorts die moralischen und ethischen Begründungen ins Abstruse führt, sind zum Beispiel Wortwechsel wie: "Die Creme ist allerdings nicht vegan, das tut mir leid." - "Ach, das macht nichts. Beim Nachtisch kann man da schon mal eine Ausnahme machen."
Das Ganze ist aber schon ein bisschen unfair, denn diese auffälligen Widersprüche findet man
eigentlich bei den Wenigsten. Sie bleiben eben nur intensiver im Gedächtnis.
Wie heißt es so schön?
Es gibt gar nicht so viele Arschlöcher auf der Welt. Sie sind einfach nur strategisch verdammt gut verteilt!
Schätze das ist mit den "Trend-Veganern" genau dasselbe.
gastric schrieb:Warum sich allerdings die nahrungsmittelindustrie ins fäustchen lacht, ist ein anderer und auch völlig unabhängig vom veganer und irgendwelchen diskussionen über/durch sie.
Naja, ein kleines bisschen Einfluss hat es schon, und zwar nicht wegen dem,
was einige Veganer sagen, sondern
wie. So wie einige Fleischfresser jedes Mal, wenn es um Tier-freie Kost geht, demonstrativ von ihrem Steak und seiner schmackhaftesten Zubereitung erzählen müssen und auch ja den Ich-ess-den-Tieren-nicht-ihr-Futter-weg-Spruch auf den Tisch hauen müssen, genauso schaffen es viele Vegetarier und Veganer jedes Mal ihrem Gegenüber so sehr mit der Moralkeule zu kommen, dass der eigentliche Raum für Verständnis schon von vornherein durch Zeigefinger-Reden zerstört wird. Denn - ich nenne sie mal "konservativ", mir fällt nichts besseres ein - Denn die Fraktion der Konservativen ist nach wie vor in der Überzahl, sodass sich wesentlich eher am Gewohnten festgehalten wird, anstatt sich ehrlich mit dem Thema auseinander zu setzen. Wenn man in die Ecke gedrängt wird, orientiert man sich meistens an der größeren Masse.
Gerade bei den älteren Generationen beobachte ich das oft. Die Vorstellung, ihr ganzes Leben etwas moralisch verwerfliches getan zu haben, wird sofort ins Absurde gezogen und mit Floskeln wie
"Das ist doch nicht gesund, auf Fleisch zu verzichten." unterstrichen.
Der Ton macht eben die Musik, in gesellschaftlichem Zusammenhang genauso wie im kleinen familiären Bereich.
gastric schrieb:Ab und zu verirrt sich mal eine schlagzeile über tierbetriebe, die ihre viecher schlecht behandeln in die zeitungen oder die nachrichten. Mehr menschen sehen es vorwiegend beim abendessen...... Da wird dann ein " das ist ja schrecklich, den halter sollte man kastrieren oder schlimmeres!!!einself" rausposaunt.... während man gleichzeitig ins frisch zubereitete billigfleisch aus dem nächstbesten örtlichen supermarkt beißt und das gerade gesehene oder gelesene direkt verdrängt.
Tja... Wo wir beim Tonfall wären.
Ich glaube, du unterschätzt, in wie weit durchaus bereits die Bereitschaft zum Umdenken vorhanden ist. Natürlich noch nicht in der kritischen Masse, zugegeben. Viele brauchen ein bisschen Zeit, um das in ihren Alltag zu integrieren. Manche haben Angst, dass sie sich das auf Dauer nicht leisten können. Oder sie fangen plötzlich rigoros an, auf Fleisch zu verzichten und fühlen sich dementsprechend ungesund schwach oder geschmacklich nicht erfüllt, weil es eben ein Prozess ist, entsprechend Alternativen und neue Vorlieben zu finden. So springen die Menschen oft einfach in die alten Gewohnheiten zurück.
Klar hast du recht, da ist viel Verdrängung dabei. Diese Verantwortung der Industrie durch den eigenen Konsum mit zu übernehmen, ist für viele eine völlig neue Herangehensweise.
Doch in dem Moment, in dem sie überhaupt wahrnehmen und realisieren, dass es da unzumutbare Zustände gibt, ist erst einmal schon der erste Schritt gemacht. Das sollte man nicht unterschätzen. Der Mensch ist träge.
(Unabhängig davon ist es vor allem am Anfang einer Ernährungsumstellung auch immer eine finanzielle Sache. - Auch ein Grund der Verdrängung. Egal was andere sagen und wie einfach es sein kann, es
klingt erst einmal, als könnte man sich das langfristig doch überhaupt nicht leisten. Zumal nicht jeder Zugang/Kontakt zu ländlichen Alternativen hat oder einen entsprechenden Wochenmarkt in der Nähe, und deswegen auf den teilweise wirklich überteuert wirkenden Biomarkt zurückgreifen müsste oder endlose Wege zurück zu legen hat.)
gastric schrieb:Nahezu jeder weiß um die zustände und findet sie scheizze, nahezu niemand will mit ihnen konfrontiert werden.
Wenn man sich über Leute aufregen will, dann doch bitte über die, die diese Zustände
leugnen. Die, die mit Absicht das billigere Fleisch kaufen, weil es ja schließlich auch genau dafür "gemacht" wurde. Die, die den Wert eines Tieren gar nicht erst einsehen wollen, die sich benehmen als wäre die Erde ja ohnehin nur für den Menschen entstanden.
Über die Leute, die Vegetariern vorwerfen, sie wären nicht ganz gesund und hätten doch nur einen an der Klatsche, über die kann man sich aufregen.
Den anderen lebt man vor, dass es geht. Und basta.
Die Leute werden von ganz alleine neugierig.
Gruß